Der kopflose Engel

Ein Fall für Kommissar Cederström

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442464678
Sprache: Deutsch
Umfang: 377 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.5 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der dritte Fall für Kommissar Kjell Cederström: Eine rätselhafte Fremde, ein grausamer Mord und eine tödliche Jagd nach einem Relikt aus der Vergangenheit. Eine südländisch aussehende Frau wird in Stockholm auf offener Straße mutwillig überfahren. Die Tote trägt keinerlei Hinweise auf ihre Identität bei sich. Das Einzige, was man bei ihr findet, sind diplomatische Dokumente in einer unbekannten Sprache. Die Autopsie gibt Kommissar Cederström ein noch größeres Rätsel auf: Die Tote scheint mit keinem Volk der Welt genetisch verwandt zu sein. Die Ermittlungen führen Kommissar Cederström auf die Spur eines sagenhaften archaischen Fundes. Doch als kurz darauf ein weiterer Mord geschieht, erkennt Kommissar Cederström, dass nicht nur er sich für die kostbaren Papiere der rätselhaften Fremden interessiert - und dass sein Gegner bereit ist, über Leichen zu gehen .

Autorenportrait

Daniel Scholten, Jahrgang 1973, stammt aus einer halb deutschen, halb isländischen Familie. Nach längerer Arbeit als Typograph in Skandinavien und Deutschland hat er in München Ägyptologie und historische Sprachwissenschaft studiert. Sein Forschungsgebiet

Leseprobe

1 Baldarelli rückte den Stuhl ans Fenster seiner Kammer. Das tat er jeden Abend, um etwas zu betrachten, was es in seiner Heimat nicht gab. Er hatte sich in dieses Licht verliebt, und weil er noch kein ganzes Jahr in Stockholm verbracht hatte, gab es jeden Tag etwas Neues daran zu entdecken. Die Dämmerung zog sich dahin wie eine schüchterne Romanze. Während die Dunkelheit längst über der italienischen Botschaft lag, konnte Alberto Baldarelli von seinem Stuhl aus noch eine ganze Weile lang dem Tag jenseits des Horizonts hinterherblicken. Von Nacht zu Nacht geriet die Sonne in immer größere Verwirrung, und Alberto fieberte dem Mittsommer entgegen, wenn sie ihm um Mitternacht hinter dem Haus auflauern würde wie ein Zirkusclown. In seinem Alter gab es sonst nichts mehr, dem er entgegenfiebern konnte. Zu diesem Ereignis würde er sich Händel auflegen, eine von den deutschen Arien, von denen es zu jeder Sehnsucht eine passende gab, gesungen von einer schwedischen Sopranistin, deren Namen Baldarelli immer mit Ingrid Bergman durcheinanderbrachte. Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen versihilbert das Ufer, bepeherlet den Strand! Aber lange saß er heute Abend nicht. Aus der Ferne näherte sich ein Fahrzeug. Sein Motor rasselte wie einst die Motoren in Baldarellis Jugend. Dann erreichte der Wagen die Botschaft. Der Djurgärdsvägen endete hier und wand sich als Schlaufe um die Mauer des Grundstücks. Balderelli beugte sich aus dem Fenster. Er hatte sich nicht getäuscht. So konnte nur ein alter Chevy rasseln. Der Fahrer nahm die Kurve mit so hoher Geschwindigkeit, dass die Reifen quietschten. Im Halbdunkel konnte Balderelli den Beifahrer erkennen. Er saß auf der Fensterkante, hielt eine Bierdose in die Höh und hatte jetzt Mühe, der Fliehkraft und seiner Trunkenheit zu trotzen. Dann klirrte es. Es klang zart und fern und wäre im Quietschen der Reifen untergegangen, wenn Balderelli nicht schon darauf gewartet hätte. Er sprang von seinem Stuhl auf und fluchte lauter, als Reifen quietschen können. »Verdammte Bastarde!« Das Rasseln des Motors verklang in der Ferne und ließ Balderelli in der geschändeten Nacht allein zurück. Erst nach einigen Sekunden wandte er sich vom Fenster ab. Der Stuhl war beim Aufspringen umgekippt. Ohne weitere Flüche stellte er ihn wie der auf. Beinahe zärtlich. Auf dem Weg hinab strich er mit der Hand über das Treppengeländer. Diese Bastarde! Wenn er nur gewusst hätte, dass er hier seine Schrotflinte brauchte. Bei der Muttergottes von San Michele - dann hätte er sie mitgebracht! Am anderen Ende der Straße feierten die Studenten im Skansen Walpurgisnacht. So hatte es ihm Carla erklärt. Sie war hier in der Botschaft die Protokollchefin, warf ihren strengen Blick aber auch auf alles, was sich außerhalb des Protokolls ereignete. Da lag er in seinem Alter allerdings immer schon im Bett. Von Carla wusste er, was Walpurgisnacht überhaupt war, und zwar ein weiteres dieser heidnischen Feste, die die Schweden begingen, sobald die Sonne in einer gewissen Position stand. Offenbar brauchten sie die Gestirne, um sich beim Nachhausetorkeln zu orientieren. Unten im Erdgeschoss war alles dunkel, nur aus dem Wachzimmer neben dem Eingang flimmerte grünes Fernsehlicht. Weil das Alter Alberto zu Gelenksentzündungen verdammt hatte, entging Lorenza und Romano sein Schlurfen nicht. Der Wachmann kauerte mitten im Zimmer auf seinem Drehstuhl und starrte auf das Endspiel. Das tat auch Lorenza. Obwohl sie ihre Füße auf Romanos Schreibtisch gelegt hatte und an einer Bierflasche nippte, war sie lieblicher als der Frühling in Cosenza. Die beiden saßen da wie ein Ehepaar am Beginn der Routinejahre, in Wahrheit aber konnte nur der Dienstplan die beiden vereinen. Wenn es kein Fußballspiel gab, blieb sie lieber drüben im Konsularzimmer und stempelte Visa und Erbscheine. Romano hatte einen ausladenden Wachmännerbauch, und das Einzige, womit er die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, war seine Taschenlampe. Lorenza drehte ihren Ko Leseprobe

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