Beschreibung
Das Verhältnis von Bildung und Geschichte war eines der grundlegenden Themen des Geschichtsdenkens um 1800. In diesem Diskurs wurde die moderne Geschichtswissenschaft in Deutschland begründet; Friedrich Schiller war einer seiner bedeutendsten Protagonisten. Zwischen 1787 und 1792 entwickelte er sein geschichtstheoretisches Konzept, das als erste moderne Historik angesehen werden kann. Schillers Grundgedanke war, dass der Mensch sich im Medium der Geschichte selbst zum Menschen bildet. Er deutet das historische Geschehen als Bildungsgeschichte und weist ihm somit einen Sinn zu, der in Form individueller Geschichtsbildung gestaltend in den Lauf der Dinge eingreift. Der Fortschritt der Menschheit vollzieht sich auf diese Weise als self-fulfilling prophecy. Die Studie von Thomas Prüfer ist die erste umfassende Darstellung und Interpretation des Schillerschen Geschichtsdenkens im zeitgenössischen Kontext. Ausgehend von Schillers historischen Schriften bietet sie zudem eine Entstehungsgeschichte der modernen Geschichtswissenschaft und darüber hinaus einen biographischen Einblick in die für Schillers Entwicklung so bedeutsame "historische Phase".