Beschreibung
Der christliche Glaube besteht nicht aus Mutmaßungen über eine unerkennbare 'Hinterwelt'. Er umfaßt vielmehr Überzeugungen über Ursprung, Natur und Bestimmung unseres irdischen Daseins und besteht in einer aktiven Lebensführung, die all ihre Zielentscheidungen an diesen Überzeugungen orientiert. Daher ist er nicht auf den 'privaten' oder 'religiösen' Sektor des Lebens beschränkt, sondern umgreift alle Entscheidungsbereiche: Die öffentliche, berufliche Interaktion ebenso wie die private und die Interaktion der Christen mit Nichtchristen ebenso wie ihre Interaktion mit Christen. Folglich besitzt der Glaube, wo er überhaupt gelebt wird, gestaltenden Einfluß auf die Gesellschaft im ganzen. Diesen Sachverhalt beschreiben die Beiträge dieses Bandes zunächst grundsätzlich, dann in exemplarischer Zuspitzung auf die Handlungsbereiche Politik, Wissenschaft, Technik und Medizin. Die Beiträge sind im Gespräch mit Nicht-Theologen entstanden. Eilert Herms möchte die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, daß alle Handlungspräferenzen, wie sie den Interaktionsstil der Einzelnen und die Entwicklung der Gesamtgesellschaft steuern, letzlich in religiös-weltanschaulichen Überzeugungen verankert sind. Gleichzeitig macht der Autor darauf aufmerksam, daß die primäre Aufgabe der theologischen Sozialethik nicht der Aufruf zur Aktion ist, sondern die Anleitung zur ethischen Urteilsbildung. Und zwar durch die Entdeckung und Begründung von Regeln der Interaktion, die aus der Sicht des Glaubens lebensdienlich sind.
Autorenportrait
Geboren 1940; Studium der Ev. Theologie, Philosophie und Germanistik in Berlin, Tübingen, Mainz und Göttingen; 1971 Promotion; 1975 Habilitation; Professor em. für Systematische Theologie und Direktor des Instituts für Ethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.