Der preisgekrönte Journalist und Reporter William Finnegan widmet sich in seinem autobiografischen Roman „Barbarentage“ seiner eigenen Lebensgeschichte, der Liebe zur Welle und seinem Leben als Surfer, Reporter und Sinnsuchender.
Von seiner frühen Jugend auf Hawaii ausgehend verschlägt es ihn an Surfspots in den Südpazifik, nach Australien, Asien, Südafrika und später nach Madeira. Immer auf der Suche nach der perfekten Welle (auch, wenn es die eigentlich gar nicht gibt, wie er selber einräumt) und mit einem erstaunlichen Gespür für Ethnographie (ich habe mich an einigen Stellen stark an die Traurigen Tropen erinnert gefühlt) formuliert er neben einer Liebeserklärung ans Surfen auch ein Porträt seiner Zeit.
Das Buch richtet sich ganz explizit auch an Nichtsurfer (und hat nicht ohne Grund den Pulitzerpreis gewonnen). Auf knapp 600 Seiten finden sich eine Vielzahl an schrägen Typen, Weltverbesserern (und manchmal auch Weltverschlechterern), ein Riesenmaß an erfreulicher Naivität und Idealismus und das nötige Maß an Verrücktheit all die Strapazen, verlorenen Pässe, Unfälle, Verletzungen und Krankheiten (wir schreiben die 60er bis 80er Jahre und sind weit entfernt von Krankenvollversorgung und ständiger Erreichbarkeit) zu überstehen.
Besonders fasziniert hat mich die (beinahe) absolute Bedingungslosigkeit mit der er und seine Wegbegleiter ihre Ziele (Surfspots & Wellen) verfolgen und die sie an einigen Stellen bis an den Rand der Selbstaufgabe treibt.
Für die expliziten Surfbegriffe gibt es im Anhang der deutschen, von Tanja Handels toll übersetzten, Ausgabe noch ein kleines Glossar, vieles erklärt sich aber auch von selbst und die stets spürbare Begeisterung erreicht den Leser auch ohne jede Erklärung.
Ein großartiges Sommerbuch, eine Liebeserklärung an die Wellen und vor allem eine wirkliche Abenteuergeschichte. Tolles Buch!
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