Die Ich-Erzählerin hat Liebeskummer – und zwar so richtig. Sie wurde von ihrer langjährigen Freundin verlassen und kann das einfach nicht akzeptieren. Obendrauf muss sie jetzt natürlich auch noch aus der Wohnung der Ex-Freundin ausziehen und bei ihrem Pastoren-Vater unterkommen. Eifersucht und Herzschmerz machen der Protagonistin ganz schön zu schaffen, sodass sie sich regelmäßig mit ihrer besten Freundin Mulle betrinkt, ihre Verflossene ständig anruft, eine Autoscheibe einschlägt, alkoholisiert vom Fahrrad fällt. Dass sie sich jetzt nicht auch noch um ihre Masterarbeit kümmern kann, ist klar. Ihre Mutter ist auch keine große Hilfe; statt sie aufzumuntern, nervt sie die Ich-Erzählerin mit Ratschlägen und Vorwürfen. Nur der Vater betätschelt die Protagonistin und gönnt ihr etwas Ruhe – außer wenn er gerade Unterstützung in Gemeindesachen braucht und seine Tochter spontan bei einer Hochzeitsmesse als Sängerin einspringen soll. Gefangen in ihrem Liebeskummer und den Ansprüchen der Eltern tritt die Protagonistin auf der Stelle. Nur kleine poetische Schnipsel, die das Buch durchsetzen und wie kurze Tagebucheinträge daherkommen, scheinen zu helfen. Und dann, endlich, ist Besserung in Sicht.
Nach dem Erfolg „Meter pro Sekunde“ wurde mit „Meine Mutter sagt“ nun auch Stine Pilgaards Debüt erstmals auf Deutsch übersetzt- Pilgaard entwirft voller Witz und Wahrheit eine dramatische wie lässige Protagonistin, die das Verlorensein in den 20ern so wunderbar widerspiegelt – die Abhängigkeiten, in denen man trotz des Erwachsenseins verstrickt ist, das Losstrampeln von den Eltern, auch wenn man sie doch bitter braucht, und den Wunsch nach Bestätigung und Liebe.