Das grandiose Vorwort von Antje Rávic Strubel zu diesem Erzählband hat Applaus verdient denn es macht auf der literarischen Trüffelschwein - Ebene feinsten Spaß!
Nachdem man dieses kleine Kunststück an sich gelesen hat, was eine solche Wiederentdeckung wie eben die von Lucia Berlin in überragendem Maße würdigt, glaubt man zu wissen was kommt und ist dennoch dermaßen angefixt davon, dass man in die Geschichten von der amerikanischen Autorin schmerzlich kopfüber reinfällt wie sie wohl selbst in ihren biographischen Episoden mehrmals gefallen ist.
Die Sprache irgendwie rau und unbeschlagen, diamantenhaft. Wie Holzscheite die auf einem Haufen, an dem man sich nur weh tun kann, eine um die andere Geschichte ergeben, die so feinsinnig daherkommen das der spürbare Gegensatz stimmig wird und einen Sog entstehen lässt der durch oft erschreckende und zu weilen auch erschreckend lustige Lebensbilder und Gefüge zieht.
Die Settings zwischen den amerikanisch texanischen Grenzverläufen, oft gleich gelegt mit sozialen Grenzverläufen, entfalten sich viel in den dunklen Themen (Missbrauch, Drogen, Einsamkeit, Krankheit) die nie ein wohliges Gefühl produzieren und im schlimmsten Fall wie eine Verkehrsunfall Szene nicht zu ertragen sind – bei Lucia Berlin klingt das dann: tief menschlich, offen gelegt, zugelassen, fein geschnitzt, dann doch mit warmen Blick betrachtet. Doch wohltuend. Mindestens dem sich mit Lucia Berlin gewappnetem literarischen Geist.