Marks Empfehlung:
Ein Mann kehrt zurück in seine Heimatstadt, er kehrt zurück in seine vom Krieg (irrsinnigerweise) unversehrte Wohnung und bleibt dort. Sind nur ein Tag, schon eine Woche, gar ein ganzes Jahr vergangen? Der Mann weiß es nicht, zählt alles und nichts, denkt weder an Vergangenheit noch Zukunft. Der Nachbar bringt ihm Essen, bedrängt ihn eine Arbeit aufzunehmen, will ihn und sich selbst vergessen machen.
Wir erfahren in Andeutungen, was der Mann einmal gewesen sein muss (wie es scheint ein Wissenschaftler oder Lehrer). Der Mann fantasiert über Hunger und Sinnlosigkeit, Sterben und warum leben. Was ist noch von Bedeutung für ihn und für wen überhaupt? Seine Wohnung ist ihm, wie auch die Welt als solche, zu groß geworden und so verbleibt er in nur einem Zimmer, während die Welt um ihn herum ihren Lauf nimmt.
So beginnt der neue Roman von Juan Gómez Bárcena (wohlgemerkt Jahrgang 1984) und mit Kanada legt er ein so abgründig starkes (fiktives!) Zeugnis über Krieg, Tod und Lager ab, wie ich es schon lange nicht gelesen habe. Düster beschreibt er den Terror der sich durch Krieg, Gewalt und Zerstörung in die Seele eines Menschen einbrennt und der ihn dann nie wieder verlässt. Erschütternd, existenziell und absolut essentielle Lektüre!