Eine Empfehlung von Mark:
Woher kommt der Hass im Osten?
Nicht nur, aber vor allem dieser Frage geht Ines Geipel in ihrem gerade bei Klett-Cotta erschienen Buch „Umkämpfte Zone“ nach und zieht dabei die ganz großen Linien von den späten 30er Jahren ausgehend hindurch bis in die Gegenwart. Sie tut dies stets im Abgleich mit ihrer eigenen und der Geschichte ihrer Familie (darin erinnert sie mich streckenweise an Annie Ernaux). Der Tod ihres Bruders veranlasst Ines Geipel dazu, eben dieser noch einmal intensiv nachzuforschen und so setzt sie die Selbstverleugnung ihrer eigenen Familie gekonnt in Bezug zum antifaschistischen Gründungsmythos und dem Umgang mit Faschismus & Rechtsextremismus in der ehemaligen DDR. Und was zunächst gewagt klingt, ist schlüssig erklärt und ist bei aller Sachlichkeit streckenweise beinahe schon poetisch (Ines Geipel ist Professorin für Verssprache an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ und das spürt man in jedem Absatz).
Für mich ist dies eines der wichtigsten Sachbücher in diesem Frühjahr (und zwar nicht nur im Hinblick auf die anstehenden Landtagswahlen 2019) und ich kann nur jedem dazu raten.