Das kleine Dorf steckt voller Überraschungen. Was dort passiert, übersteigt die Erlebniswelt vieler Stadtmenschen um ein Vielfaches. Romane, die wie "Unterleuten" von Juli Zeh im dörflichen Umfeld starten, sind groß in Mode. Dass dieses Buch trotzdem frisch, voller neuer Ideen und sehr unterhaltsam daher kommt, ist Lekys ideenreichem Beziehungsgeflecht zu verdanken, dass sie in dem kleinen Ort skizziert sowie ihrer großartigen Fabulierkunst.
Im Wesentlichen dreht sich der Roman um Luise, die sich unsterblich zart verliebt in den Mann, dem sie zufällig auf der Suche nach dem entlaufenden Hund begegnet, und der In Japan lebt: Frederik. Eine Beziehung, die dazu führt, dass sich das Dorf mit Buddhismus beschäftigt und viele Bewohner sich kurzzeitig ändern, weil Luise glaubt, dass ihr Geliebter mit den Schrullen und Eigenheiten der Leute überfordert wäre. Das Buch ist aus ihrer Perspektive geschrieben.
Natürlich fallen die Leute schnell in ihre alten, verschrobenen Muster zurück, eine Authentizität, die Frederik viel weniger irritiert als Luise erwartet hat.
Auch Großmutter Selma hat ihre Eigenheiten.
So verstirbt stets ein*e Dorfbewohner*in am Folgetag, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint. Wer Okapis nicht kennt, das sind Giraffen-Zebras mit einer Art Rehkopf, die in Afrika leben. Tja, und in Selmas Träumen. Nach einem solchen Traum geht natürlich die Angst um im Dorf. Zwar gesteht sich bis auf die Wahrsagerin niemand ein, an derartige Zeichen zu glauben, doch bringen sich alle schnell in Sicherheit und atmen erleichtert auf, wenn der Tag darauf rum ist.
Selma ist sowas wie die Gute Seele der Gemeinschaft. Sie tröstet, hilft, gibt Ratschläge und nascht am liebsten Mon Chéri, wobei sie die Schokohülle stets übrig lässt.
Neben den beiden gibt es noch den Optiker, der Selma seit vielen Jahren liebt, jeder weiß das auch, bis auf die Betroffene. Sein Markenzeichen ist das T-Shirt "Mitarbeiter des Monats", welches er in seinem Ein-Mann-Betrieb meist trägt. Oder den Jäger, der ein unglückliches Händchen bei der Erziehung seines Sohnes hat. Oder Martin, Luises Kamerad, der es zuhause nicht leicht hat doch auf der Fahrt zur Schule mit Luise wunderbare, poetische Beobachtungsspiele spielt.
"Was man von hier aus sehen kann" ist Mariana Lekys zweiter Roman und absolut Lesenswert. Ein Fest für alle Menschen, die die leisen Töne lieben und die vielen Möglichkeiten, die Worte und Text der Phantasie zu bieten haben.
Liebe, Leben, Glück und Tod sind die großen Themen, die die Autorin in diesem einfachen Dorf virtuos bearbeitet.
Wer Leky kennen lernen will, ist herzlich eingeladen, am 11. November in unseren Buchladen am Boxi zu kommen. Dort arbeitet sie für zwei Stunden in dem Job, den sie vor dem Schreiben gelernt hat: Als Buchhändlerin. Empfiehlt ihre Lieblingsbücher und signiert ihre Eigenen. Hier gehts zur Eventseite.