Kennt ihr diese Filme, deren Geschichten sich sanft und wie zufällig berühren? Magnolia ist so einer. Mächtig und voller Kraft entfalten sie sich nicht einzeln, sondern nur in ihrer Gesamtheit. So ähnlich geht es den Lesenden mit „Die Liebe im Ernstfall“ von Daniela Krien.
Da sind fünf Frauen, die alle große Fragen an das Leben haben. Wie sieht die ideale Beziehung aus? Wieviel Kompromiss an den Partner ist erträglich und an wo beginnt die Selbstaufgabe? Lebt man mit Kindern glücklicher? An welcher Stelle sollte man als erwachsener Mensch Stopp sagen und den Einfluss der Eltern bremsen? Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde antworten darauf sehr unterschiedlich. Sie kämpfen, scheitern, kämpfen weiter, für ein gutes Leben. Hier finden Paare in größter Vertrautheit zueinander, dort kommt es zum Rosenkrieg zwischen den ehemaligen Partnern um die Kinder.
Wundervoll echt fühlt sich das Buch an. Man spürt die Liebe und den Hass, versteht sie, ihren Charakter, ihr Temperament. Die fast poetische Gabe, den Figuren Gestalt zu verleihen, zeigt zum Beispiel dieses Gespräch zwischen Brida und Götz: „Als sie ihn fragte, was er am meisten an ihr liebte, nannte er drei Dinge: Ihr neugierig-kluges Wesen, ihre Fähigkeit zur Hingabe und ihr Talent, aus dem Nichts eine Geschichte zu erschaffen.“
Das Buch entlässt die Lesenden ohne Patentrezept für das ideale Leben. Es richtet den Fokus auf den Weg der Liebe, nicht auf das Ziel und gibt so den Blick frei auf einen Liebesbegriff weg von der ewigen, verklärten Liebe und hin zur Liebesbiographie als eine Aneinanderreihung glücklicher, einzigartiger Augenblicke.