Leser*innen werden mitgenommen von M., der Erzählerin, in Clubs, in denen sie als Djane arbeitet und zu ihrer Vernissage, dem vielleicht letzten Aufbäumen ihrer Leidenschaft für ungewöhnliche Kunstprojekte. Zwischendurch trifft sie Männer und Frauen und stellt mit ihnen Erstaunliches an. Im Gegensatz zu Teilen ihres Freundeskreises geht es M. dabei nicht ums Hochschlafen sondern darum, den Augenblick auszukosten und die Grenzen bürgerlicher Moral leichtfüßig zu überspringen.
Den Autorinnen merkt man dabei die Lust am Fabulieren an, für Lesende eine große Freude und Abwechslung. Ebenso wenig wird an Seitenhieben auf das bürgerliche, spießige, normale Leben gespart. Großartig ist zum Beispiel die Irritation, die M.s sehr offenes Sexleben anlässlich eines Besuches bei den traditionsverhafteten Eltern auslöst; als die Mutter ein Telefonat von M. mit einem Freund belauscht, das sich wie bezahlter Telefonsex anhört, aber einfach Smalltalk á la M. ist.
Ein Leckerbissen für Fans von „39.90“ oder „Das Leben des Vernon Subutex“. Im Gegensatz zu diesen französischen Bestsellern kommt „M“ allerdings praktisch ohne klassischen Handlungbogen aus. Hier blitzt die Geschichte ein wenig in das Scheitern der mittellosen Kunstszene hinein, dort flackert sie in die Tristesse eines Kreuzberger Nachtclubs und seiner Darkrooms.
„Das hier ist ein Film ohne Anfang und ohne Ende“, schließt das Buch. Es zu lesen macht große Freude. Je weiter man kommt, desto mehr und schneller will es gelesen werden. Kein Zweifel, es gibt ihn, den betäubten, schleichenden Absturz. Tausendfach in Berlin, Tag für Tag. Aber diese Geschichten hinterlassen auch ein wenig Sehnsucht nach dem anderen Glück. Dem Geborgensein durch Dauer und Beständigkeit.
Den Spießern also.