Beschreibung
"Einige Dinge muss man einfach machen." Mitten im Prager Alltagstrott erfährt Anna vom Freitod ihres Bruders. Einzige Hinterbliebene dreier Generationen ist sie plötzlich allein mit den "Dingen über die nicht geredet wurde", und den Fragen, die nie gestellt wurden. Über die Kindheit im westböhmischen Grenzgebiet, nach der Vertreibung der Deutschen der hinterletzte Winkel der Welt und gleichzeitig eine Idylle für unkonventionelle Lebensentwürfe, die allmählich an den gesellschaftlichen und persönlichen Debakeln zerbrechen. Über diese untergegangene Welt voller Paradoxien, Frust und Entwurzelung, die die omnipräsente ,Normalisierung' nach dem Prager Frühling mit sich bringt. Über zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Himmel und Hölle, Heimat und Heimatlosigkeit, geprägt durch Anpassung, Verbote und der Ausgrenzung wegen unangepassten Verhaltens. Scharfsinnig, ironisch und präzise erzählt Alena Zemancíková von der eigenen Freiheit, vom Suchen und Finden, Erinnern und Verzeihen und davon wie sich unsere Fehler wiederholen.
Autorenportrait
Alena Zemancíková, geboren 1955 in Prag, studierte Dramaturgie an der Prager Fakultät für Theaterwissenschaften (DAMU). 1988 begann sie als Dramaturgin im Westböhmischen Theater in Eger, ab 1997 beim Rundfunk als Kulturredakteurin und Dramaturgin. Sie verfasst Theaterstücke und Hörspiele, Storyboards sowie Reportagen fürs Radio, außerdem Feuilletons, Essays, ein Kinderbuch und Prosatexte. Für die Hörspielfassung ihrer Erzählung "Lukava" erhielt sie 2004 den Prix Bohemia Radio. Ihr Erzählband "Bez otce" (Ohne Vater, 2008) wurde mehrfach ausgezeichnet. Da sie sich künstlerisch besonders mit der Vergangenheit im deutsch-tschechischen Grenzgebiet auseinandersetzt, verlieh ihr das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren ein Hamburg-Stipendium. Alena Zemancíková lebt und arbeitet in Prag.