Beschreibung
Die 1980er Jahre - die Zeit der sogenannten späten Normalisierung, in diese Zeit kehrt der Autor in seinem Buch zurück, um mit seiner Heimatstadt Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) einen inneren Dialog zu führen. Die ganze Stadt wird dominiert von einer Kirche im Nebel; es ist eine Stadt, die Anfang des 20. Jahrhunderts weltberühmt war und die in den 1950er stark industrialisiert wurde. Viele Gebäude wurden abgerissen und - wie aus manchen Texten hervorgeht - zahlreiche Häuser im Stil des sogenannten Sudetenländer Jugendstils befanden sich danach in einem ziemlich beschädigten Zustand. Diese Stadt fängt der Autor in seinen melancholisch-depressiven Texten auf der Schneide zwischen Poesie und Prosa ein.
Autorenportrait
Josef Straka ist in Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) geboren, Autor von Gedichten und Prosa, hat Texte in zahlreichen literarischen und kulturellen Zeitschriften veröffentlicht, in Tschechien und international. Seine Texte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Von Beruf Psychologe, beschäftigt er sich mit der Lebensqualität und dem Verhältnis zwischen Literatur und Psychologie. In Prag organisiert er zudem Abende für Gedicht- und Literaturdiskussionen.
Leseprobe
KIRCHE IM NEBEL Worte, die zu jemandem nicht durchdringen. Ich nehme nur das Wetter wahr, einzelne Schritte. Schwarze Schuhe, die sich langsam vorwärtsbewegen zum Stadtzentrum. Eingesunkene Jahre, nicht erlebte Gegenwart. Und dann auch Worte wie Nie oder Nun ist es absolut unmöglich. Wieder, vielleicht ein hundertstes Mal, NichtZustimmung. Notwendiges wird zum Erzwungenen und das Ganze wiederholt sich fast allzu sehr. Die Kirche in meiner Heimatstadt, an der ich gerade vorbeigehe, ist vor lauter Nebel völlig unsichtbar. Sie verschwand in ihm, genauso wie alles in diesem Moment.