Beschreibung
Von Februar bis Oktober 1917 spielte sich in Russland ein revolutionärer Prozess ab, dessen Folgen das 'kurze' 20.Jahrhundert beherrschten. Russland unterschied sich durch den autokratischen Charakter des zaristischen Staates und die Eigenarten seiner Klassen grundlegend vom westlichen Europa. Insbesondere die russische Dorfgemeinde, die kein Privateigentum an Land kannte, bestimmte das Verhalten der breiten bäuerlichen Massen und beeinflusste den Charakter des daraus hervorgehenden Proletariats. Sie ermöglichte die Ergreifung der Staatsmacht durch die Bolschewiki und zog zugleich Grenzen für den sozialistischen Aufbau. Die Umwälzung, die nur begrenzt zu steuern war, riss auch die Bolschewiki mit. Vom westlichen Marxismus beeinflusst, hatten sie große Schwierigkeiten, die Ereignisse theoretisch wie politisch richtig einzuordnen, nicht anders als die heutige Geschichtsschreibung. Lenin selber begriff die Oktoberrevolution einmal als sozialistisch, ein andermal als bürgerlich. Die Autoren arbeiten die Eigenarten der russischen Gesellschaft und des Revolutionsverlaufs 1917 heraus und gelangen in Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Interpretationen der Oktoberrevolution zu einer wissenschaftlichen und politischen Neubewertung.
Autorenportrait
Heiner Karuscheit, Publizist, schreibt seit mehr als 30 Jahren zu Fragen der Geschichte und Politik, insbesondere zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 2014 erschien von ihm bei VSA: »Deutschland 1914. Vom Klassenkompromiss zum Krieg«.