Spatz Henry

Eine Weihnachtsgeschichte

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783944575230
Sprache: Deutsch
Umfang: 48 S.
Format (T/L/B): 0.9 x 26.6 x 21.1 cm
Lesealter: 6-99 J.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Alle freuen sich auf Weihnachten. Die Tiere wie die Menschen. Doch dann steht plötzlich ein höchst ungebetener Gast in der Scheune des Bauern Paul. Mit einem blauen Sack bepackt, stört er die besinnliche Vorfreude der Tiere. Doch was will dieser düstere Gesell überhaupt an solch einem schönen Abend? Und was versteckt er vor den Tieren?

Autorenportrait

Christine Schmidt-Schaller (Krüger) wurde 1947 in Chemnitz geboren. Nach dem Abitur mit gleichzeitigem Facharbeiterabschluss als Feinmechanikerin studierte sie Schauspiel an der Theaterhochschule »Hans Otto« in Leipzig. Es folgten Engagements in Chemnitz (Karl-Marx-Stadt), Magdeburg, wo sie u.a. Rollen wie die Smeraldina, Minna von Barnhelm und Hedda Gabler spielte. Ab 1981 studierte sie bis 1985 am Regieinstitut der Hochschule »Ernst Busch« Berlin Theaterregie. Inszenierungen am Theater und vor allem im Fernsehen folgten. Sie wurde 1991 Dozentin an der Filmhochschule »Konrad Wolf«, Potsdam Babelsberg, wo sie 1995 der Berufung zur Professorin für Schauspiel folgte. Heute spielt und inszeniert sie vor allem im kleinen »Theater im Schloss« Oranienburg.

Leseprobe

Das Fest Dieses Jahr stand der Weihnachtsbaum im Hof. Dicht bei der riesigen Scheune. So war er geschützt vor Wind und Sturm. In der Scheune hatten sich inzwischen alle eingefunden, die auf dem Bauernhof lebten - die Tiere und die Menschen. Sie würden das erste Mal zusammen Weihnachten feiern. So hatte es sich Bauer Paul gewünscht. Mitten in der Scheune stand eine lange Tafel. Um sie herum drängten sich die Feiernden. An den Dachbalken wurden noch Lichterketten befestigt. Das Eselchen winkte dem Ochs zu, der im Gewimmel nicht recht wusste, wohin mit sich. Derweil flog die Eule kreuz und quer umher. Sie hatte vergessen, wo sie ihren Spiegel hingelegt hatte. Ohne den letzten prüfenden Blick in diesen konnte und wollte sie nicht an der Tafel erscheinen. Eben waren noch die restlichen Gäste eingetroffen. Etwas zu spät, aber das fiel heute in der allgemeinen Aufregung gar nicht auf. Alle fieberten dem endgültigen Beginn des Festes entgegen. In dem ganzen Trubel war Spatz Henry nach draußen entwischt. Da er war neben dem Weihnachtsbaum gelandet. Er flog auf die Baumspitze, kletterte ein Stück tiefer, setzte sich auf eine Kugel, die am obersten Ast befestigt war und hielt sich an ihr fest. Dann ließ er los, breitete seine Flügel aus und rutschte nach unten. Zur nächsten Kugel, schwupp, immer weiter nach unten von einer Kugel zur anderen, und kurz bevor er von der letzten in den Schnee zu fallen drohte, nahm er Schwung, und schon saß er wieder oben im Baum und alles begann von vorn. Voller Begeisterung riss er den Schnabel auf und rief: »Macht das Spaß! Ja ja ja! Das mach ich gleich noch mal.« Schneller wurde sein Spiel, lauter wurden seine Rufe. Die Äste schaukelten hin und her, die Kugeln hüpften wild, da löste sich eine vom Ast und fiel ab. Henry flog erschrocken davon. Der Ochs und das Eselchen kamen aus der Scheune und riefen abwechselnd: »Henry! Wo steckst du? Henry!« »Wir spielen nicht Versteck«, brummte der Ochs und blieb vor dem Weihnachtsbaum stehen. »Sieh mal, Eselchen, wie im letzten Jahr, so ein Sturm! Der Baum zittert wie ein Fels in der Brandung.« »Mein lieber guter Ochs«, das Eselchen kam zu ihm, »es stürmt an diesem Weihnachtsabend nicht! Den ganzen Tag über ist es windstill gewesen. Und es wird weder Schneesturm kommen, noch eisige Kälte oder ungebetene Gäste. Ich bitte dich sehr, lass an diesem Abend deine Vergleiche sein. Schließ keine Wette mit mir ab, die du doch verlieren wirst. Und nebenbei bemerkt, deine Vergleiche sind « Das Eselchen sprach nicht weiter. »Meine Vergleiche sind?«, hakte der Ochs nach. »Sie hinken.« »Hinken?« »Der Baum bewegt sich tatsächlich«, stellte das Eselchen fest. »Aha. Also hab ich doch recht. Wenn wir gewettet hätten « »Haben wir aber nicht. Warum wackelt der Baum?« »Weil « Henry saß plötzlich vor ihnen, sah sie mit großen Augen an und piepste: »Frohe Weihnachten, liebes Eselchen und lieber Ochs.« »Das wünschen wir dir auch, lieber Henry«, sagten beide gleichzeitig. »Komm!« Das Eselchen machte einen Schritt, da brüllte der Ochs: »Halt! Die Kugel!« Das Eselchen hielt inne. »Wieso liegt sie hier?« »Weil das war ich.« Henry hüpfte aufgeregt zwischen Ochs und Eselchen hin und her. »Ich hab mir ein Spiel ausgedacht ich kann es euch zeigen! Doch erst muss ich die Kugel wieder anhängen. Helft ihr mir?« Kaum hatte er ausgesprochen, da glitt die Eule an ihnen vorbei, schnappte sich die Kugel und schon hing sie wieder an der richtigen Stelle im Baum. »Deinem Spiel schauen wir später zu, versprochen«, sagte die Eule, streckte sich ein klein wenig, beugte sich zur Kugel und betrachtete sich darin. Eine Feder zupfte sie glatt, dann lächelte sie ihrem Spiegelbild zu. Die Eule war begeistert von ihrem tadellosen Aussehen, trotzdem forderte sie bestimmt: »Nun aber ab in die Scheune! Trödelt nicht!« Sie scheuchte Ochs, Eselchen und Spatz Henry vor sich her: »Henry ist auf den Tag genau ein Jahr bei uns. Das allein ist schon eine Feier wert! Habt ihr vergessen, wie wir Henry gerettet haben? Was wir Abenteuerliches erleben mussten?« Sie sah sich an der Scheunentür nochmals um, bevor der Ochs sie fest zuschloss. Was meinte die Eule, fragt ihr euch? Sie übertrieb ja oft bei dem, was sie sagte. Das machte sie gern. Wirklich. Aber diesmal widersprachen ihr die Freunde nicht. Weil sie wussten, woran genau die Eule dachte, wenn sie von Henrys Rettung sprach. Es war vor einem Jahr