Beschreibung
Im Mittelpunkt dieses Text-Bild-Bandes stehen zwei herausragende künstlerische Arbeiten, Irena Lagator Pejovics Wissen der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (2009-) und Christine de Pizans Livre de la cité des dames [Das Buch von der Stadt der Frauen] (ca. 1405), die beide den Bau einer Stadt durch Frauen in den Fokus rücken. Monika Leisch-Kiesl reflektiert die künstlerische und wissenschaftliche Praxis der Renaissance-Schriftstellerin Christi-ne de Pizan zum einen und der zeitgenössischen bildenden Künstlerin Irena Lagator Pejovic zum anderen hinsichtlich der in diesen Werken grundgelegten Spannung von Ethik und Ästhetik. Eine Einleitung von Misko Suvakovic unternimmt eine Reise in dieses spannende Rebus aus Büchern und Städten, das zwei unterschiedliche historische Epochen und ökopolitische Konstellationen umspannt Misko Suvakovic führt in seiner Einleitung in ein spannendes Rebus aus Büchern und Städten ein, das zwei unterschiedliche historische Epochen und ökopolitische Konstellationen umspannt; ein Nachwort von Elke Krasny bietet eine feministische Analyse künstlerischer Praxis unter der Maxime urbaner Verantwortung. Ein Blick ins Buch Allein Christine de Pizans (* 1364) literarisch-künstlerischer Errichtung der Stadt der Frauen zu folgen, und dann möglicherweise auch noch einen Blick in den Schatz der Stadt der Frauen zu werfen, ist eine Entdeckung. Konfrontiert man diese mit Irena Lagator Pejovics (* 1976) Wissen der Gesellschaft mit beschränkter Haftung eröffnet sich dem/der Leser:in eine Welt subtiler Fährten. Fährten zwischen einer ex-jugoslawischen Künstlerin des 21. Jahrhunderts und einer italienisch-französischen Autorin am Übergang vom Mittelalter in die Renaissance; Fährten zwischen gesellschaftlichen und machtkritischen Herausforderungen eines neoliberalen Staates und eines sich wirtschaftlich ausdifferenzierenden Königreichs, nicht zuletzt an eine politisch aufgebrachte und intellektuell wache Frau; Fährten zwischen installativen künstlerischen Arbeiten und Meisterwerken der Buchkunst. Und aufschlussreiche Pointen: Wie gewieft muss eine künstlerische Kapitalismus- bzw. Herrschaftskritik agieren, um sich einem bloßen Schlagabtausch eingefahrener Begriffe zu entziehen? Was lässt sich von dem Auftreten dieser beiden Persönlichkeiten, Christine de Pizan und Irena Lagator Pejovic, für die Virulenz feministischer Kritik, die höfische und bürgerliche Beruhigungsangebote weit hinter sich lassen, lernen? Wie vermögen künstlerische Konzepte sich derart komplexen Krisenzonen zu stellen und dabei dennoch als künstlerische Positionen erfahrbar werden? Als eine ästhetische Antwort auf ethische Verantwortung - so die These des Buches. Monika Leisch-Kiesl entwickelt in einem fachlich fundierten Essay ein Gefüge an Beobachtungen und Gedanken zwischen ausgewählten Exponaten des wissenschaftlich-künstlerischen Oeuvres Christine de Pizans einerseits und Irena Lagator Pejovics andererseits. Durch diese Begegnung zweier völlig unabhängig voneinander entstandener Werke, stei-gern sich diese wechselseitig und eröffnen den Betrachter-/Leser:innen überraschende Perspektiven auf das Spannungsfeld von Ästhetik und Ethik. Nicht zuletzt auf die ästhetische Spannkraft dieses Textes antwortet Misko Suvakovic in einer feinsinnigen Einleitung, in der er dieses Rebus zwischen Büchern und Städten, politischen sowie ökonomischen Herausforderungen und künstlerischen Potentialen zunächst zu lösen sucht, um sich dann mitten hineinzubegeben und dabei ein Bündel an Anregungen vor den Leser:innen auszubreiten. Elke Krasny wiederum steuert zunächst auf Irena Lagators kritische künstlerische Praxis angesichts des globalen Kapitalismus zu und bekräftigt die Dringlichkeit eines so zu sehenden politischen Feminismus: Verantwortung - in Anlehnung an Donna Haraways 'response-able' - im Medium der Kunst. Wenn sie mit Zeitzeuge - Jetzt ein urbanes Projekt aus dem Jahr 2002 in Erinnerung ruft, spannt sie damit indirekt den Bogen zurück zu Christine de Pizans Livre de la cité des dames. Das mit 23 x 16 cm für einen Kunstband zunächst zurückhaltend anmutende Buch besticht nicht zuletzt durch das gekonnte Layout von Ivana Vujosevic, die es versteht, zwei formal ganz unterschiedliche künstlerische Positionen und drei sprachlich prinzipiell verschiedene theoretische Texte zu einem erhellenden Bild-Text-Band zu fügen - ein Schatz im Kleinformat, sozusagen.