Beschreibung
Werner Scholz - gebürtiger Berliner - war ein bedeutender, heute eher wenig bekannter Vertreter der Klassischen Moderne in Deutschland. Im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, stand er Anfang der Zwanzigerjahre den »Brücke«-Künstlern nahe und wurde von seinem Vorbild Emil Nolde unterstützt. Stärker als bei ihnen schlugen sich das soziale und seelische Elend der Großstadt in seinen Werken nieder, sodass sein damaliges Schaffen etwa mit Otto Dix expressivem Realismus in eine Reihe gestellt werden kann. Er sah früh die Schatten des Nationalsozialismus heraufziehen und wurde nach 1933 entsprechend als »entartet« diffamiert und mit Ausstellungsverbot belegt. Auch nach Übersiedlung ins Tiroler Exil gab er seine expressive Bildsprache nicht auf, doch widmete er sich nun stärker den existentiellen Bedrängungen der bäuerlichen Gesellschaft, aber auch in immer intensiverer Farbigkeit der Landschaft oder schönen Erscheinungen der Natur wie Schmetterlingen und Blumen. Seit den Fünfzigerjahren setzte sich Scholz zudem mit der alttestamentarischen und griechischen Mythologie auseinander, später kam er mit der Industriewelt des Ruhrgebiets in unmittelbare Berührung. Der schicksalhaft in die Welt gestellte Mensch blieb in Ausdruck und Gebärde das Zentrum seines Werks. Abgesehen von zwei Monografien von Adolf Behne (1947) und Hans-Georg Gadamer (1968) existiert keine wissenschaftliche Biographie von Werner Scholz, immerhin jedoch zwei von seiner Tochter Claudia erstellte Werkverzeichnisse der Ölbilder und der frühen Pastelle. Nun hat sie auf der Basis von Archivfunden und eigenen Erinnerungen in einem persönlich gehaltenen Text und mit zahlreichen Abbildungen versehen eine Annäherung an Leben und Werk ihres Vaters unternommen.