Intention, reine Absicht und Wahrhaftigkeit

Kitâb an-niyyah wa l-ikhlâ wa -idq. Das 37. Buch der Ihyâ ulûm ad-dî

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9789963400492
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S.
Format (T/L/B): 1.3 x 22 x 14.9 cm
Lesealter: 15-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Mit dem vorliegenden Titel wollen wir die Reihe der Herausgabe jener Wiederbelebung der Religionswissenschaften - Ihyâ ulûm ad-dîn -, des 40 Bücher umfassenden Hauptwerks Abû Hâmid Muham-mad al-Ghazâlîs fortsetzen, das seit 900 Jahren zu den wichtigsten Werken der islamischen Tradition zählt und sich wie kein zweites unter den Muslimen auf der ganzen Welt größter Wertschätzung erfreut. Das Buch über Intention, reine Absicht und Wahrhaftigkeit (kitâb an-niyyah wa l-ikhlâs wa s-sidq), ein strahlender Stern am Himmel des literarischen Erbes der Menschheit im allgemeinen und des der Muslime im besonderen, rückt die Grundfragen dessen in den Blick, was eine Handlung zu einer guten macht, durch welches seiner Momente sie vom Herrn der Universen akzeptiert, ja geliebt wird und was es ist, wodurch wir als Handelnde zu wahren Menschen werden, mit einer Ehre bekleidet, die von den Himmeln kommt. Gute tausend Jahre bevor der deutsche Philosoph Immanuel Kant mit dem guten Willen die Absicht als das wesentliche Kriterium der Moralität einer Handlung erkannte, war dieses alles-entscheidende Prinzip jeden Tuns und (intendierten) Lassens von Sayyidinâ Muhammad (s), dem Propheten des Islams, der Menschheit verkündet worden. Er berichtet beispielsweise (vgl. u. S. 26), daß, wenn die Engel dem Herrn der Welten Berichte über gute Werke eines Menschen auf versiegelten Blättern vorlegen, dieser oftmals sagt: Werft dieses Blatt weg, denn er hat mit dem, was darauf steht, nicht mein Antlitz gesucht. Und Er befiehlt: Schreibt für ihn das und das an, schreibt für ihn das und das an! Ihrem Einwand: Aber, o Herr, er hat ja von dem gar nichts ge-tan. tritt Er mit den Worten entgegen: Aber er hat es gewollt. Und wenn der Prophet, auf dem der Friede sei, angesichts dessen, daß zwei voller Haß gegeneinander mit dem Schwerte kämpfen und einer den anderen tötet, seinen Leuten erklärt, daß auf beide das Höllenfeuer warte, und den Widerspruch eines Gefährten, Aber der eine hat doch den anderen nicht getötet mit den Worten quittiert, aber er hat es gewollt, dann wirft das ein Schlaglicht auf eine Einsicht, deren umwerfende Klarheit uns bis heute belehrt und bewegt. Imam Ghazâlî hat mit vorliegendem Werk das vom Propheten hinterlassene Erbe zu einer Form zusammengebracht, die es für jeden Muslim und jene, die von einer entscheidenden Grundfrage unserer Existenz berührt wurden, und alle wahren Philosophen nicht bloß zu einer unverzichtbaren Lektüre macht, sondern, weit mehr, die Sehnsucht nach dem erweckt und befördert, das uns in diesem und jenem Leben unser Glück erlangen läßt.

Autorenportrait

Abu Hamid Muhammad ibn Muhammad al-Ghazali (arabisch, DMG Abu Hamid Muhammad bin Muhammad al-Gazali; auch al-Gazzali, lateinisch Algazel; * 1058 in Tus bei Maschhad, heute Iran; 19. Dezember 1111 [1]) war ein persischer islamischer Theologe, Philosoph und sufistischer Mystiker.Ghazali gilt bis heute als einer der bedeutendsten religiösen Denker des Islam. Ihm ist die Einführung der aristotelischen Logik und Syllogistik in die islamische Jurisprudenz und Theologie zu verdanken. In seiner Philosophie vertrat er gleichwohl einen religiös motivierten Skeptizismus, der die Wahrheiten des Glaubens und der Offenbarung mit den Mitteln des philosophischen Zweifels gegen den Wahrheitsanspruch der Philosophie verteidigt. Während er einerseits für den Untergang der Philosophie im islamischen Osten (im Gegensatz zum islamischen Spanien, wo sie aufblühte) verantwortlich gemacht wird, bewirkte er auf der anderen Seite eine Wiederbelebung der Theologie. Nach dem Tod seines Lehrers, des Imams al-Haramayn al-Juwayni, ging Ghazali an den Hof von Nizam al-Mulk, Wesir der Seldschukensultane, der ihn 1091 zum Professor an der Nizamiyyah-Madrasa in Bagdad ernannte. Er erwarb sich in dieser Stellung als höchstrangiger Lehrer der islamischen Gemeinschaft von Bagdad größtes Ansehen und war auch als politischer Berater gefragt.Während der durch die Ermordung Nizam al-Mulks ausgelösten Wirren geriet Ghazali nach eigenem Bekunden in eine spirituelle Krise und wandte sich der islamischen Mystik, dem Sufismus, zu. Er gab seine Professur auf, spendete seinen Besitz den Armen und verließ 1095 Bagdad. Als Sufi führte er anschließend in Palästina und Syrien ein Wanderleben, bis er schließlich in seine Heimatstadt Tus zurückkehrte, wo er abgesehen von einer kürzeren Wiederaufnahme seiner Tätigkeit als Professor in Nischapur (1106) bis zu seinem Tod ein zurückgezogenes Leben als sufischer Lehrer führte.

Leseprobe

Auszug aus dem ersten Kapitel: Erster Teil Von der Intention Die Vortrefflichkeit der Intention (1), ihr Wesen (2), daß die Intention besser ist als das Werk (3), inwiefern die verschiedenen Handlungen von der Intention abhängen (4), daß man die Intention nicht willkürlich erwecken kann (5).I.Die Vortrefflichkeitder Intention (Absicht)[Schriftstellen und Traditionen vom Propheten.]Gott der Allerhöchste sagt (Sûra 6, 52): Und stoß jene nicht zurück, die ihren Herrn anrufen, früh und spät, nach seinem Antlitz verlangend (yurîdûna). Mit yurîdûna ist hier die Intention gemeint. Und der Hochgebenedeite sagt: Die Handlungen richten sich allein nach den Intentionen, und jedem Mann kommt das zu, was er beabsichtigt; wer seine Hidschra zu Gott und seinem Gesandten macht, der macht sie zu Gott und seinem Gesandten, und wer sie zur Welt macht, um sie zu erlangen, oder zu einer Frau, um sie zu heiraten, der macht sie zu diesen.