Giraffen

Eine Kulturgeschichte

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783990650813
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S., mit zahlreichen vierfarbigen Abbildungen
Einband: Leinen

Beschreibung

Seit der Antike lässt sich der Mensch von der Giraffe immer wieder aufs Neue in Erstaunen versetzen: als Mythos in der Fantasie mittelalterlicher Gelehrter, als Exotin in Zoos und Tiergärten der Romantik und als Bewohnerin der afrikanischen Savanne, deren Lebensraum und Fortbestand heute akut bedroht sind. Der arabische Begriff 'Zarafa', die Liebliche, beschreibt ihren Charakter treffend, und der Mensch kann nicht anders, als zu ihr aufzuschauen. Alexander Kluy spürt der Kulturgeschichte dieses außerordentlichen Lebewesens nach. Er erzählt, wie die Beschreibungen der Antike die Vorstellungen eines mythischen Wesens formten, wie die ersten Exemplare ihren mühsamen Weg in europäische Menagerien fanden und wie die Giraffe bis heute in Gemälden, in der Literatur, im Film und in der Street Art Zeugnis ihrer Einzigartigkeit ablegt.

Autorenportrait

Geboren 1966, lebt als Autor, Journalist und Herausgeber in München. Er schreibt regelmäßig u. a. für Standard, Buchkultur und Psychologie Heute. Als Autor veröffentlichte er zuletzt u. a. »E.T.A. Hoffmann. 100 Seiten« (Reclam). In der Edition Atelier hat er u. a. »Nacht und Hoffnungslichter« von Joseph Roth sowie Dorothea Zeemanns Roman »Das Rapportbuch« herausgegeben.

Leseprobe

'Am 6. August 1828 kam die erste Giraffe in Wien an und verzauberte die ganze Stadt. Vielmehr: Wien delirierte giraffös total. Die Zuckerbäcker schufen Miniaturtierlein aus Zucker- und Backwerk und kreierten eigens Giraffentorten. Eine Hälfte der stark eierhaltigen Mandelmasse wurde dafür mit Schokolade gefärbt, danach wurden beide Teile abwechselnd löffelweise in eine Tortenform gefüllt, wodurch ein dem Fell der Giraffe ähnelndes Farbmuster entstand. Dazu wurde der passende >Café à la Giraffe< gereicht, ein doppelter Schwarzer, dem etwas Milch oder Schlagobers beigegeben wurde, deren Schlieren im Kaffee ebenfalls ans Fell einer Giraffe gemahnen sollten. In Windeseile wurden Stoffe mit Giraffenmuster gedruckt und Wiener >Giraffenkleider< geschneidert. Es gab Giraffe auf Hüten und auf Tabakbeuteln, auf Glückwunschkarten und auf Gläsern. Ein Schmuckmacher emaillierte ein Giraffenmotiv auf Perlmutt, fasste es in Gold und war so blendend à jour und auf der In-/Out-Liste eindeutig im In-Feld. Ein Parfümeur mit einem Geschäft am Graben erschuf den lukrativ erscheinenden Duft >Esprit à la Giraffe<. Wie dieser olfaktorisch anmutete, ist nicht überliefert. Vielleicht am schnellsten reagierte aber die Gastronomie. Schon drei Tage nach der Ankunft des Giraffenbullen wurde in Penzing im >Gasthaus zur Blauen Traube< ein >Giraffen-Ball< veranstaltet. Es heißt, dass niemand Geringerer als der Geigenvirtuose Niccolò Paganini dazu bewogen wurde, an diesem Abend ein Konzert zu verschieben - weil es alle Welt hinaus nach Schönbrunn ziehen würde.'