Beschreibung
Zentraler Gegenstand von Heinrich Glareans "Dodekachordon" (1547) ist die Tonartenlehre. Andrea Horz zeigt die vielschichtigen Vernetzungen und intertextuellen Bezüge auf, die diesem Musiktraktat eingeschrieben sind. Durch die Verortung der Schrift innerhalb einer übergreifenden Wissenschaftsbewegung, speziell im Kontext des Humanismus erasmischer Prägung, eröffnet die Studie über unmittelbare musikhistorische Belange hinausgehende Forschungsperspektiven. Innerhalb der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen positioniert sich Glarean mit dem "Dodekachordon" in Abgrenzung zu den verschiedenen reformatorischen Parteien als katholisch-humanistischer Reformer der Kirchenmusik. Gleichzeitig impliziert die paratextuelle Gestaltung des Druckes die Verwendungsmöglichkeit als Musikanthologie, in der Glarean neben Josquin Desprez in besonderer Weise Ludwig Senfl und Jacob Obrecht als herausragende Komponistenpersönlichkeiten inszeniert. Zudem ist das "Dodekachordon" Dokument der intensiven Auseinandersetzung mit Boethius' "De Institutione Musica" es ist die humanistische Adaption des traditionsreichen Musiktraktats.
Autorenportrait
Andrea Horz studierte Musikpädagogik in Nürnberg, danach Musikwissenschaft, Phiolosophie und mediävistische Germanistik in Erlangen und Wien. "Heinrich Glareans 'Dodekachordon'. Text - Kontext" wurde mit dem Dissertationspreis 2013 des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Wien ausgezeichnet. Seit August 2015 ist Horz Hertha-Firnberg-Stelleninhaberin.
Inhalt
I. Praefatio Ad lectoremII. Glareani Memoria, Freundschaft und Glaubensfragen1. Scholastische Bildung und humanistische Lebenshaltung2. Glaubensfragen Humanismus und Reformation3. Autobiographische Momente in einem Musiktraktat: ResüméIII. Nomenclatura authorum Im Umfeld enzyklopädischer Bildung1. Intertextuelles Gewebe2. Zwischen Philosophie und Grammatik Vorbilder und Ideale3. Polyhistoria Panepistemon4. Ars corrigendi Aspekte philologischer Arbeitim 15. und 16. Jahrhundert5. "Chambre d'échos": ResüméIV. Graeci et Latini Antikes Erbe1. "Phonasci et Poetae"2. "Natura et Ingenium"V. Latini ab D. annis Mittelalterliches Erbe1. "Cantus ecclesiasticus I" Choralreform und Reformation2. "Cantus ecclesiasticus II" Glarean und der gregorianische ChoralVI. Latini A C. et infra annis Rezeptionsstudien1. "Symphonetae" Oder: Von polyvalenten Sinnbezügenmehrstimmiger Exempla2. Zwischen Katholizismus und Protestantismus: Ludwig Senfl3. Lehrer eines berühmten Humanisten: Jacob Obrecht4. Boethiusrezeptionen in der ersten Hälfte des 16. JahrhundertsVII. LiteraturverzeichnisVIII. Register
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