Licht, das durch die Wolken bricht

Eine biografische Erzählung

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963620126
Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S.
Format (T/L/B): 2 x 18.8 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

In ihrer Kindheit leidet Angela O. unter der lieblosen Behandlung ihrer Mutter. Spät erst befreit sie sich aus der Unterdrückung in ihrem Elternhaus, lernt ihren Mann Horst kennen und gründet die Familie, nach der sie sich gesehnt hat. In einer Krabbelgruppe begegnet sie Christen, die ihr die Liebe Gottes vermitteln. Angela, Horst und auch ihr Sohn Björn übergeben ihr Leben Jesus. Als Björn an Krebs erkrankt, gibt ihm sein kindliches Vertrauen Halt und neuen Lebensmut.

Autorenportrait

Lothar von Seltmann war Direktor einer Hauptschule. Nach seiner Pensionierung begann er mit dem Schreiben von Gedichten und Romanbiografien. Er ist Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt mit seiner Frau in Hilchenbach.

Leseprobe

1. Ankunft im Leben "Willkommen, lieber schöner Mai, dir tönt der Engel Lobgeschrei." - Hebamme und Säuglingsschwester Benedikta betrat beschwingten Schrittes, dabei fröhlich lächelnd und leise singend das Wöchnerinnenzimmer des St.-Anna-Stifts in dem südwestfälischen Städtchen Dohlbrück. In den Armen hielt sie ein kleines gebündeltes Menschlein, erst wenige Stunden alt, von dem nur ein winziges rotes, noch ein wenig schrumpeliges Gesichtchen zu sehen war, das kleine Mündchen zugekniffen, die Augen fest geschlossen. "Das war ein etwas veränderter Text auf eine Schubert-Melodie, liebe Frau Sperling", erklärte sie beinahe flüsternd - wohl um das Kind nicht zu wecken. "Darf ich Ihnen Ihren kleinen Engel in den Arm legen?" "Geben Sie das Bündel schon her, Schwester", gab die junge Mutter aus ihrem Kissen zurück, wobei sie keine besondere Rücksicht auf den schlafenden Säugling nahm. "Das muss ja jetzt wohl sein." Dabei klang ihre Stimme spröde und ihr Gesicht spiegelte keine besonders beglückte Gemütsregung. Marie Sperling machte nicht den Eindruck wie die meisten Frauen, die gerade ein Kind zur Welt gebracht hatten: glücklich, erfreut, erleichtert, dankbar. Freute sie sich etwa nicht über ihr Erstgeborenes? Oder war sie von den Strapazen der Geburt noch zu erschöpft, um große Gefühle zu zeigen? Die Geburt war doch eigentlich sehr normal und leicht verlaufen. Marie Sperling, vierundzwanzig Jahre alt und seit einem guten Jahr mit Henner verheiratet, nahm der fröhlichen Schwester den Säugling ab und interessierte sich allerdings zunächst nur für den Text, den Sr. Benedikta gesungen hatte: "Und wie heißt das Lied richtig, wenn Sie es verfälscht haben?" Komisch, hat die Mutter nichts anderes zu fragen als nach meinem veränderten Liedtext, ging es der Ordensfrau im weißen Kleid mit Schürze und Tuchhaube durch den Kopf. Natürlich gab sie zunächst einmal die gewünschte Auskunft: "Im Original von Ludwig Hölty heißt es: ,Willkommen, lieber schöner Mai, dir tönt der Vögel Lobgesang.' Der ist allerdings hier im Zimmer kaum zu hören. Die beiden Melodiestücke gehören zu einem Kanon von Franz Schubert." "Die kenne ich beide nicht", kam es wieder spröde aus dem Kissen. Dann fragte sie weiter: "Ist an dem Kind alles dran?" Also doch auch Interesse an dem Kind, registrierte die Schwester erfreut und antwortete: "Liebe Frau Sperling, an Ihrem kleinen Spatz ist alles dran, auch da, wo Sie es jetzt in der Verpackung nicht sehen können. Gott, der Herr und Schöpfer allen Lebens, hat seine Sache wieder einmal sehr gut gemacht! Er hat einen gesunden kleinen vollständigen Menschen werden lassen und Mutter und Kind bei der Geburt bewahrt. Ihm gebührt großes Lob!" "Amen!", kam es trocken aus dem Bett zurück, wobei die junge Mutter ihrem Kind mit dem rechten Zeigefinger vorsichtig über seine kleine Nase strich. "Wann muss ich das Kind anlegen?" Sr. Benedikta holte einmal tief Luft. Auch diese Frage klang sehr förmlich und verriet wenig Empfindung. "Ihr Töchterchen ist noch nicht so weit und Sie selbst auch nicht. Wir werden schon den rechten Moment finden. Sie beide brauchen zunächst noch ein wenig Ruhe." "Dann nehmen Sie die Kleine auch wieder mit", gab Marie Sperling zurück und reichte Sr. Benedikta das Bündel schon wieder entgegen. "Ich brauche tatsächlich noch meine Ruhe. Die nächste Zeit wird noch unruhig genug." "Schade", gab Sr. Benedikta ein wenig traurig zurück. "Ich hatte angenommen, Sie würden die Kleine." "Nehmen Sie sie mit und lassen Sie mich einfach allein", unterbrach die Wöchnerin deutlich bestimmt, als hätte sie hier etwas zu sagen. "Bringen Sie das Kind wieder, wenn es nötig ist." Die Säuglingsschwester nahm das Neugeborene wieder auf ihre Arme und verließ kopfschüttelnd den Raum. Dabei gingen ihr merkwürdige Fragen durch den Kopf: Was war das für eine Frau und Mutter, der die eigene Ruhe jetzt wichtiger war als die Nähe zu ihrem Kind? Würde diese Frau jemals eine gute und liebevolle Mutter sein? War sie den kommenden