Ebenbild

Agententhriller mit tiefenpsychologischer Bedeutung

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783962581329
Sprache: Deutsch
Umfang: 200 S.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Immer alle vorstellbaren und unvorstellbaren Möglichkeiten und Unmöglichkeiten in alles Denken, Tun und Lassen einbeziehen. Ein Kurier, berufsmäßig täglich mit seinem Motorrad unterwegs, um zuverlässig und diskret Aufträge auszuführen, soll am Flughafen eine Tasche abholen. Dabei kommt es zu einer Verwechslung, er bringt seinem Auftraggeber eine falsche Tasche, die statt der erhofften Lieferung einen USB-Stick enthält, dessen Annahme der Kunde verweigert und den Boten auffordert, Tasche samt Stick mitzunehmen. Das macht ihn zum Objekt derer, die diesen Inhalt unbedingt benötigen und vor nichts zurückschrecken. Er überlebt knapp einen Überfall und trifft eines Tages an einem Kiosk einen Mann, der ihm äußerlich aufs i-Tüpfelchen gleicht, innerlich aber völlig verschieden ist. Der Kurier überredet sein Ebenbild, bei ihm als Bote einzusteigen und stattet ihn mit gleichem Motorrad und gleicher Montur aus. Ein Plan, den seine Freundin, die Kioskbesitzerin und promovierte Psychologin, für genial erachtet, wobei sie übersieht, dass Agenten gleicherweise auch zwei Männer beschatten können, um an ihr Ziel zu gelangen. Dabei kommt es zu Verfolgungen, zu Verwechslungen, die Beteiligten wissen nicht immer, wer wer ist, bis letztlich die Bedrohungen derart überhandnehmen, dass eine endgültige Wendung eintreten muss, um das Ärgste zu verhindern. Ein rasanter Agententhriller, angereichert mit Gesprächen am Tisch vor dem Kiosk, wo beim Feierabendbier der Kurier und sein Ebenbild philosophischerweise ihre eigenen, teils widersinnigen Ansichten vertreten und darüber die drohende Gefahr zu ignorieren scheinen.

Autorenportrait

Klaus Ferentschik, geboren im badischen Graben, Regent im Collège de 'Pataphysique; Dr. phil., Verfasser einer geschlechtsspezifischen Roman-trilogie, eines Buches über 'Pataphysik, eines über Gsellmanns Weltmaschine (Der Weltmaschinenroman), einer Biografie über Friedrich Schröder-Sonnenstern sowie einer Kabelenzyklopädie, die 777 Begriffe definiert, in denen die Vokabel Kabel vorkommt; 2017 Bisquitkrümel, 2020 Kalininberg & Königsgrad (PalmArtPress); lebt in Berlin.

Leseprobe

- Kommen Sie, treten Sie ein, soviel Zeit muss sein, um Ihnen alles zu erklären. Eine einladende Geste verlieh der Stimme Nachdruck, und der Motorradfahrer kam wortlos der Aufforderung nach. Mit dem Helm in der Hand trat er in voller Montur in den Flur und folgte dem Gastgeber, ein paar Schritte nur, direkt in ein geräumiges Zimmer. An den Wänden standen Regale, vollgestopft mit Druckwerken aller Art - Bücher und Folianten, die auf Brettern lagen oder standen - und mittendrin thronte kommodengleich ein merkwürdiges Möbelstück. Aus seiner Unterseite schlängelte sich ein Kabel in eine Steckdose und sorgte für die ständige Stromzufuhr dieser zentral platzierten Tiefkühltruhe. Doch diese hier glich nicht den üblicherweise undurchsichtigen Standardanfertigungen zur Aufbewahrung tiefgefrorener Nahrungsmittel, da sie ganz aus Glas bestand. In regelmäßigen Abständen waren darin Scheiben übereinander angebracht, auf denen, streng nach Größe geordnet, kristallene Eisbälle glitzerten. Neben jedem einzelnen der teilweise vergilbten Gebilde lag, winzig und filigran aus goldenem Draht gefertigt, eine Zahl, als bezeichne sie eine bestimmte Nummer. Fasziniert starrte der Motorradfahrer auf die eigentümliche Konstruktion. Sie erinnerte an eine Vitrine im Kuriositätenkabinett, das vergessene Relikt einer Wunderkammer, bestückt mit eiskalten Einzigartigkeiten. Er hatte dergleichen noch nie gesehen und war gespannt, ob seine Vermutung richtig oder nichtig wäre. Wichtig ist, dass sie ununterbrochen Strom bekommt, sonst werden alle Wasser, sagte ihr Besitzer und deutete auf die gefrorenen Objekte. Sicherheitshalber habe ich mir ein Notstromaggregat angeschafft, um selbst bei einem Ausfall der Elektrizität jedes Hagelkorn vor dem Schmelzen zu bewahren. Eine notwendige Vorsorge, bestätigte der Motorradfahrer und lächelte zufrieden; seine Vermutung hatte ihn nicht getrügt. Wissen Sie, ich bin Meteorologe und auf das Sammeln von Schloßen spezialisiert. Dieser Passion frönen nur wenige meiner Kollegen, obwohl gemunkelt wird, es gebe generell keinen leidenschaftlichen Witterungswissenschaftler ohne Hagelkörnersammlung. Aber in den meisten Fällen besteht die nur aus ein paar raren Exemplaren im Gefrierfach ihres Kühlschranks. Meine Kollektion jedoch zählt garantiert zu den einzigartigsten auf der ganzen Welt und fast alle meine Anliegen gelten ihrer ständigen Bereicherung um möglichst seltene, überdimensionale Stücke. Der Hagelsammler hielt kurz inne, beobachtete, wie sein Gegenüber die glitzernden Eissteine fixierte, bevor er weiter redete. Wie es einer echten Sammlung gebührt, ist jedes Exponat registriert, nummeriert, datiert und aufs akribischste legendiert, sagte er und griff nach einem Buch auf dem Tisch. Scheinbar unscheinbar war es in einen hellledernen Umschlag gehüllt und alles andere als umfangreich. Er schlug es auf und rezitierte, was unter der mit Nr. 1 bezeichneten Rubrik stand: Herkunft, Datum des Niederschlags, Datum der vitrinären Einordnung, Umfang, Durchmesser, Beschreibung der äußeren Schicht sowie besondere Merkmale. Sorgfältig achtete er auf die Betonung, rollte selbstgefällig das R, besonders wenn es als Anfangs oder Endbuchstabe fungierte, fuhr fort mit Nr. 2, hängte daran fast übergangslos die Zeilen der dritten, vierten, fünften Beschreibung an und machte unbeirrt weiter, bis er alle vorgelesen hatte. Dabei klang sein Vortrag, als deklamierte er lyrische Verse, verfasst in einem fremdländischen Abecedarium.