Beschreibung
Der international Ruhm Antonio Machados ist eng mit seinem antifaschistischen Engagement auf der Seite der Zweiten Spanischen Republik verknüpft. Machado war jedoch lange vor den Turbulenzen der spanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts einer der herausragenden Dichter des Landes und Wegbereiter für Kollegen wie Juan Ramón Jiménez und Federico García Lorca, mit denen er befreundet war. In Spanien wird Machado der "Generation von 98" zugerechnet. In jungen Jahren ist er einer der wichtigsten Vertreter dieser neuen Strömung, die man als "Modernismus" bezeichnete. Romantische Prägung, schlichte Herzensgüte, intellektuelle Redlichkeit und aufrichtige Melancholie sind die Merkmale, die Max Aub auflistete, um Machados Schaffen zu charakterisieren. Hinzuzufügen wäre seine Fähigkeit, zuzuhören und die Sprache des einfachen Volks in seine literarischen Texte zu verweben. Seinen ersten Gedichtband Einsamkeiten, 1902 erschienen, erweiterte Machado in den folgenden Jahren zu dem Band von Einsamkeiten, Galerien und anderen Gedichten. In der Neuübersetzung der Sammlung versucht Leopold Federmair, der besonderen Sensibilität dieser Dichtungen gerecht zu werden, in denen sich Einfachheit und sprachliches Raffinement paaren. Der Übersetzer legt den Akzent auf Rhythmus und Wortwahl, die Intensität des Benennens. Das poetische Werk Antonio Machados ist damit auch auf Deutsch wieder verfügbar, eine Lücke wird geschlossen.
Autorenportrait
Antonio Machado, wurde 1875 in Sevilla in eine kinderreiche Familie geboren und verbrachte einen Teil seiner Jugend in bescheidensten Verhältnissen. Sein um ein Jahr älterer Bruder Manuel war ebenfalls Dichter und Theaterautor, sein Bruder José betätigte sich als Maler. Prägend für Antonio waren zwei längere Aufenthalte in Paris (1899 und 1902), wo er die neuen künstlerischen Strömungen kennenlernte und die Dichtung Verlaines für sich entdeckte. Später arbeitete er als Lehrer für Französisch in kleinen, damals recht abgelegenen Städten wie Soria (Kastilien) und Baeza (Andalusien) sowie zuletzt in Segovia, unweit von Madrid. 1936 verließ er Madrid, wo er für die republikanische Regierung mit dem Auftrag arbeitete, das Volkstheater zu erneuern. Im Januar 1939 floh er über die Grenze nach Frankreich, wo er wenig später in Colliure starb.
Leseprobe
Der Zephyr sagt, Geliebte Der Morgen sagt, Geliebte, dein reines weißes Kleid. Nicht sehn dich meine Augen, mein Herz wartet auf dich! Der Wind hat deinen Namen mir zugetragen bald; das Echo deiner Schritte hallt vom Gebirg zurück. Nicht sehn dich meine Augen, mein Herz wartet auf dich! Von abenddunklen Türmen weht leiser Glockenklang. Nicht sehn dich meine Augen, mein Herz wartet schon lang. Die harten Hammerschläge, sie sagen einen Sarg; den Ort der Grube zeigen mir Spatenstiche an. Nicht sehn dich meine Augen, mein Herz wartet auf dich! * * * Grüne Gärtchen, helle Plätze, grünlich Brunnen, wo das Wasser träumt, wo das stille Wasser gleitet auf dem Stein. Die Blätter der Akazie, von welkem Grün, fast schwarz, küßt der Septemberwind und schnappt sich ein paar trockene, gelbe, spielt damit im weißen Staub der Erde. Lieblich' Mägdlein, das du füllst den Krug mit durchsichtigem Wasser, mich erblickend führst du nicht, ohne dran zu denken, deine braune Hand zu den schwarzen Locken deines Haars und bewunderst nicht dein Antlitz dann im reinen Kristall. Du betrachtest nur die Luft des schönen Abends, während den Krug mit hellem Wasser du füllst.