Beschreibung
Ausgehend von der Mensch-Tier-Beziehung wird die Wirkungsweise der tiergestützten Arbeit unter bindungstheoretischen Gesichtspunkten betrachtet und deren Erfolge aufgezeigt. Dazu wird auf die gemeinsame Historie der Mensch-Tier-Beziehung eingegangen und u. a. ein Vergleich der phylogenetisch entstandenen Bindungsprozesse diskutiert. Des Weiteren werden die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Mensch und Tier erläutert, um auf die Bedeutung und verschiedene Einsatzmöglichkeiten der tiergestützten Arbeit in der Sozialen Arbeit hinzuweisen. Nach einer Vorstellung der gängigsten Tierarten für diese Arbeit sowie der Erläuterung ihrer jeweiligen Vor- und Nachteile werden anhand von verschiedenen Studien die physischen, psychischen und sozialen Auswirkungen der tiergestützten Arbeit belegt. Danach werden die unterschiedlichen Möglichkeiten des Einsatzes von Tieren in verschiedenen Arbeitsfeldern präsentiert. Zum Schluss werden die Probleme und Grenzen der tiergestützten Arbeit unter Bezugnahme auf die artgerechte Tierhaltung, die Ausbildung von Therapeut und Tier sowie auf allgemeine Kontraindikationen erörtert.
Autorenportrait
Christiane Schöll wurde 1970 in Hannover geboren. Ausbildung zur Tierärztlichen Fachangestellten, Studium der Sozialen Arbeit an der EFH in Darmstadt, Abschluss Diplom, Ausbildung zur Tierverhaltenstherapeutin (ATN, Zürich), Dozentin für Tiergestützte Pädagogik in der Jugend-und Heimerzieherausbildung in Heidelberg sowie tätig in der Ausbildung und Verhaltenstherapie von Hunden.
Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2, Erklärung verschiedener Begriffe der tiergestützten Arbeit:In der ursprünglichen englischen Definition wurde von "pet-facilitated" oder "animal-facilitated-therapy" gesprochen. Also von Aktivitäten und Therapien mit Haus- und anderen Tieren. Als "tierische" Co-Therapeuten werden oft Hunde, aber auch Lamas, Alpakas, Schildkröten, Katzen, Kaninchen, Pferde u. a. eingesetzt werden. Aus diesem Grund wird im Allgemeinen von einer tiergestützten Arbeit gesprochen (vgl. Röger-Lakenbring 2006). Auch ich werde in diesem Buch der Einfachheitshalber mit diesem Begriff arbeiten und bei Bedarf auf genauere Definitionen zurückgreifen. Zunächst werde ich jedoch die im deutschsprachigen Raum verwendeten Begriffe Tiergestützte Aktivität, Tiergestützte Erziehung/Pädagogik und Tiergestützte Therapie definieren und anschließend kurz die Unterschiede von Partner-, Sozial- und Behindertenbegleithunden erläutern. 2.2.1, Tiergestützte Aktivitäten (TGA):Als TGA werden hilfreiche Kontakte und Interaktionen zwischen Menschen bezeichnet, die Tiere einbeziehen. Es sind Programme, bei denen Menschen von Tieren und deren Haltern besucht werden. Die Aktivitäten sind nicht auf eine bestimmte Person ausgerichtet und können beliebig oft wiederholt werden. Vor den Besuchen werden keine Ziele festgelegt und es werden auch keine genauen Aufzeichnungen über den Verlauf gemacht (vgl. Bauer o. J. ). Tiergestützte Aktivitäten werden größtenteils von Ehrenamtlichen durchgeführt und setzten demgemäß keine spezielle Ausbildung für Mensch und Tier voraus. Unterschieden werden kann zwischen aktiven und passiven Tiergestützten Aktivitäten. Bei ersteren handelt es sich um Interaktionen, bei denen der direkte Kontakt zwischen Tier und Mensch im Vordergrund steht. Es kommt zu Berührungen, gemeinsamem Spiel usw. Bei den passiven TGA findet keine Interaktion statt. Der Kontakt zwischen Mensch und Tier beschränkt sich auf die reine Beobachtung " wie etwa von Fischen im Aquarium, Vögeln in der Voliere u. ä. (vgl. Olbrich 2001). 2.2.2, Tiergestützte Erziehung/Pädagogik (TGP):TGP ist zwischen den Tiergestützten Aktivitäten und der Tiergestützten Therapie anzusiedeln. In der Regel läuft Erziehung auf den Versuch einer Beeinflussung hinaus, "durch den man eine Verbesserung, Vervollkommnung oder Wertsteigerung der Persönlichkeit des Erzogenen erreichen will" (Brezinka, zit. n. Olbrich, 2001). Dabei orientiert sich der Versuch an den gesellschaftlichen Werthaltungen und soll durch die Tiergestützte Pädagogik ergänzt werden (vgl. Olbrich, 2001). Die Tiergestützte Pädagogik wird demnach als eine pädagogische Fördermaßnahme verstanden, bei der Kinder und Jugendliche mit leichten Handicaps oder Verhaltensauffälligkeiten durch das Medium "Tier" positiv in ihrer Entwicklung gefördert werden sollen. Hierzu setzen Erzieher, Sozialarbeiter, Pädagogen, Heilpädagogen und Lehrer gezielt ihre (leider nur selten, Schöll) ausgebildeten Tiere - überwiegend Hunde " in Kindergärten, Freizeiteinrichtungen und Schulen ein (vgl. Röger-Lakenbrink 2006). Da die Erziehungskonzepte oft theoretisch weniger stringent formuliert sind als Therapiekonzepte, hat die Tiergestützte Erziehung eine geringere Intensität als die Tiergestützte Therapie. Realisiert wird sie in Vernetzung mit einer Vielzahl von kulturell und gesellschaftlich bestimmten Einwirkungen. Zumeist findet sie mit einer Mehrzahl von Personen und/oder auch Institutionen der Pädagogik statt. Auch bei der Tiergestützten Pädagogik kann zwischen aktiver und passiver TGP unterschieden werden (vgl. Olbrich 2001).2.2.3, Tiergestützte Therapie (TGT):Nach Gatterer versteht man unter Tiergestützter Therapie die zielgerichtete Einbeziehung von Tieren in den therapeutischen Prozess und die Dokumentation von dessen Verlauf (vgl. Röger-Lagenbrink 2006). Dies gilt sowohl für somatische, soziale wie auch Psychotherapien. Dabei ist das Tier in Erweiterung der jeweiligen Therapieform ein Bestandteil des therapeutischen Konzeptes als auch des therapeutischen Arbeitens und muss in die Ausübung der therapeutischen Tätigkeit mit einbezogen sein. Voraussetzung ist eine therapeutische Ausbildung des Behandelnden sowie möglichst eine Zusatzausbildung in Bezug auf die Theorien und Methoden des professionellen Einsatzes von Tieren in der Therapie. Die TGT sollte aus diesen Gründen nur von professionellen Therapeuten durchgeführt werden (vgl. Röger-Lakenbrink 2006).Bei allen drei Formen der tiergestützten Arbeit werden die Tiere auf unterschiedliche Art und Weise miteinbezogen. Das reicht von der weitgehenden Kontrolle des Tieres durch den Menschen, der sie durch das Trainieren von besonderen Fähigkeiten für bestimmte Aktivitäten nutzt, bis zum Aufbau und zur Förderung von sozio-emotionalen Beziehungen zum Tier, die vom Tier normalerweise gern erbracht werden, aber in erster Linie für den Menschen hilfreich sind. Hierzu zählen Partnerhunde (Blindenführ-, Hör-, Signal- und Epilepsiehunde) und Behindertenbegleithunde (Assistenz- und Servicehunde). Partner- und Behindertenbegleithunde erhalten vor ihrem Einsatz eine spezielle Ausbildung, werden danach an die betroffenen Menschen abgeben und verbringen ihr Leben als Helfer und Partner an der Seite des Hilfebedürftigen (vgl. Olbrich 2001). Für diese Arbeit ist nicht jeder Hund gleichermaßen eignet. Die Selektion erfolgt nach der Grundausbildung im Alter von ca. einem Jahr. Die für die spezielle Ausbildung ungeeigneten Hunde werden in Familien vermittelt.
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