Beschreibung
Aus einer Not geboren, lebt ein alter Pakt neu auf. Hexen und Werwölfe leben Seite an Seite und kämpfen um ihren Fortbestand. Doch ist die Motivation des Bündnisses auf beiden Seiten fraglich. Finden Jessa und Quinn den wahren Weg zueinander?
Autorenportrait
Im Südwesten Deutschlands geboren, entwickelte Sophia Rudolph früh eine Leidenschaft für das Lesen und Schreiben. Noch größer als ihre Leidenschaft dafür, sich in geschriebenen Texten zu verlieren, ist die, sich auf Reisen quer durch Europa zu neuen Geschichten inspirieren zu lassen. Leidenschaft spielt auch in ihren Geschichten eine große Rolle.
Leseprobe
Kapitel 1 - Kinder des Mondes 'Meine Schwestern, unsere Göttin hat uns reich gesegnet. Ich sehe Glück und Erfolg in unserer Zukunft. Unser Zir-kel wird wachsen und gedeihen, so wie der Mond, der heute neu am Himmel geboren wird und den die Göttin bald wieder voll und leuchtend am Firmament über uns wachen lässt. Vor uns liegt eine Zukunft, wie sie unsere Ahninnen nicht hätten erträumen können.' Jessas Magen zog sich krampfhaft zusammen, als sie die Worte ihrer Tante hörte. Gemeinsam mit den anderen Mit-gliedern des Zirkels stand sie in ihrem Garten um den wei-ßen Marmorbrunnen versammelt, und sah zu Cynthia. Ihre Tante hatte die Arme in die Luft gestreckt, wodurch das silberfarbene Gewand ihr bis zu den Schultern rutschte. Die Kapuze war mit Haarnadeln an ihrem blonden Haar befestigt. Für einen Unwissenden sah es so aus, als hielte ihre Macht allein die Kopfbedeckung an ihrer Stelle. Doch es war nicht diese Show, die ihre Tante veranstalte-te, die Jessa abgrundtief abstieß, es waren ihre Worte. In jedem von ihnen spürte sie die Lüge. Sie unterdrückte den Drang, ihre Tante dessen zu bezichtigen. Aber man be-schuldigte die Anführerin eines Zirkels nicht ungestraft eines Vergehens jedweder Art. Erst recht nicht die Anfüh-rerin des eigenen Zirkels. 'Was ist?' Jessa warf ihrer Cousine, die neben ihr stand, einen kur-zen Blick zu, dann schüttelte sie den Kopf. Sie wollte Ava nichts über ihr Gefühl sagen, solange sie nicht erklären konnte, weshalb sie davon überzeugt war, dass Cynthia log. Avas Blick war durchdringend, als versuche sie, die Antwort aus Jessas Gedanken zu lesen. Soweit Jessa aller-dings wusste, war Ava dazu - glücklicherweise - nicht in der Lage. 'Vor vielen Jahren wurden wir unterdrückt, gejagt und mussten um unser Leben fürchten. Diese Zeiten sind zum Glück lange vorbei. Wir haben gelernt, uns zu verstecken, unsere Kräfte heimlich zu meistern. Wir wurden stärker und heute gibt es keine Gefahr mehr, die uns noch etwas anhaben könnte. Noch nie waren wir so sicher, wie in diesen Tagen.' Unauffällig presste Jessa eine Hand gegen ihren Bauch, als das Ziehen darin noch stärker wurde. Cynthia log sie an. Sie alle. Sie spürte es mit jeder Faser ihres Herzens und verstand nicht, wieso sonst keiner auf diese offenkundi-gen Lügen reagierte. 'Ava, komm zu mir.' Cynthia streckte die Hand nach ihrer Tochter aus. Jessa sah aus den Augenwinkeln, wie Ava ihr einen besorgten Blick zuwarf, ehe sie zögernd an die Seite ihrer Mutter trat. Wenigstens eine der Anwesen-den weiß, dass unsere Anführerin lügt, schoss es Jessa durch den Kopf. Ihre Cousine wusste ebenfalls, dass die Worte ihrer Mutter nicht der Wahrheit entsprachen. Ob sie es wie Jessa spürte, oder aus anderem Grund wusste, konnte Jessa nicht sagen. 'Wie der Mond bald in seiner ganzen Kraft erstrahlen wird, so wird auch Avas volle Macht unseren Zirkel er-leuchten. Sie soll euch an meiner Seite demonstrieren, zu welcher Größe und Stärke jede Einzelne von euch fähig ist. An ihrem einundzwanzigsten Geburtstag werden wir uns hier erneut versammeln und der Göttin für ihre Kraft und Weisheit, an der sie uns durch Ava teilhaben lässt, danken.' Jessa schrie vor Schmerz auf. Sie konnte ihn nicht länger unterdrücken. Ihr Körper krampfte sich heftig zusammen und zwang sie in die Knie. Sie sah noch den zornigen Blick ihrer Tante und den besorgten ihrer Cousine, ehe sie das Bewusstsein verlor. Als sie wieder zu sich kam, lag Jessa auf der Couch im Wohnzimmer, ein kühles Tuch auf der Stirn, die Beine auf die Rückenlehne der Couch gelegt. 'Was ist passiert?' 'Du hast die Versammlung gestört, das ist passiert!' Jessa wandte leicht den Kopf und sah gerade noch, wie ihre Tante mit wehendem Umhang das Wohnzimmer ver-ließ und die Tür zur Küche lautstark ins Schloss fiel. 'Die Idealbesetzung einer bösen Stiefmutter im Mär-chen', murmelte Danielle und nahm Jessa das Tuch von der Stirn. 'Geht es wieder?', fragte ihre beste Freundin sie und half ihr, sich aufzusetzen. 'Mir geht