Hexen, Mörder, Nixen, Dichter...

Dunkelmagische Geschichten, Via Egnatia

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783942223171
Sprache: Deutsch
Umfang: 100 S.
Format (T/L/B): 1.2 x 21.8 x 15.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Am Rande der Realität, wo Normalität in Wahnsinn umschlägt, wo Märchen und Mythen Wirklichkeit werden, wandeln jene 19 Erzählungen, die sich geradewegs in den Verstand des Lesers bohren. Jede Geschichte, auf ihre Weise einzigartig, entführt den Leser an die unterschiedlichsten Schauplätze, vom Paris des 19. Jahrhunderts bis ans Ende der Welt. Hexen, Mörder, Nixen und Dichter kreuzen einander ihren Weg. Der Alltag wird umgestülpt, der Blick hinter den Vorhang liefert die Erkenntnis, dass hinter der vertrauten Realität das Unfassbare lauert und nur ein geringer Anstoß nötig ist, um die Normalität zum Einsturz zu bringen. Zum ersten Mal in deutscher Sprache bieten die aus dem Bulgarischen stammenden Kurzgeschichten von Todor Todorov ein buntes Potpourri aus bulgarischer Märchenwelt und verstörender Mystery à la David Lynch.

Autorenportrait

Todor Todorov ist 1977 in der bulgarischen Hauptstadt Sofia geboren, absolvierte dort von 1995 bis 2000 sein Philosophie-Studium und arbeitet heute als Dozent an der >St. Kliment Ohridski< Universität von Sofia, wo er Philosophie des Mittelalters und des Renaissances; Mittelalterliche Arabische Philosophie; Geschichte der Philosophie; und Photographie unterrichtet. Für seine Dissertation hat von 2001 bis 2002 in Deutschland gelebt und geforscht, und in Thomas Institut an der Universität zu Köln auf Mittelalterliche Philosophie spezialisiert. Der Autor hat zahleiche literarische und fotografische Veröffentlichungen in Tageszeitungen und Zeitschriften. 2010 wurde seine erste Photographische Ausstellung in der Stadtbibliothek von Sofia veranstaltet mit dem Titel >Märchen für melancholische Kinder<. Für seine Geschichte >Van Gogh in Paris< ist er mit dem Literaturpreis für beste Kurzgeschichte des Jahres 2011 ausgezeichnet und im gleichen Jahr startete er zusammen mit zwei DJs das Projekt >Literatur im Dunkeln<, (Nachtlesungen, Sound and Vision Parties), das erfolgreich sich als Reihe etabliert hat. Publikationen: >Märchen für melancholische Kinder<, Kurzgeschichten, Vlg. Ciela / Sofia 2010; übersetzt ins Serbisch und Deutsch (Hexen, Mörder, Nixen, Dichter.).

Leseprobe

DANTES BART ' Dieser sah nicht mehr den letzten Tag, Doch war er ihm nah, so vom Wahn verblendet, Dass er ihm gewiss in kurzer Frist erlag.' Dante, Purgatorio I, 1 Der Bart ist vor allem Geschichte, dachte Dante und holte mit dem Rasiermesser aus. Er keimt wie eine Traube, gequellt von entsprungen aus der Vergangenheit, von der sich nur magere Vögel ernähren. Fest ins Gesicht gepresst, reift er langsam, wird schwer und wird geschnitten, bevor er Früchte trägt. Dantes Geschichte begann nach seinem Treffen mit Abulafia. Dieser unruhige Jude, sachkundig im Unverständlichen, hatte ihm die Geheimnisse der Alchemie und der Kabbala enthüllt. Er hatte ihm beigebracht, wie er nach Nord und Süd träumen konnte und auch nach West und Ost und er hatte ihn ermahnt, dass in manchen Nächten, in eine bestimmte Richtung zu träumen, nicht ungefährlich war. Seine Erscheinung setzte der heimischen Gemütlichkeit ein Ende, inmitten derer Dante unzählige Nachmittage vor seinen lateinischen Bänden verbrachte, wenn draußen der Hahn auf Italienisch krähte. Sie verwandelten sich in Wanderer. Kuckucksvögel bauten Nester in ihren Bärten, solange sie die staubigen Wege kehrten. Sie landeten in einer jener Städte, wo die Zungen hinter jeder Ecke sprachen. Sie erzählten ihnen von Blinden, die sich im Geheimen versammelt hätten, aber immer an ein und derselben Stelle und zu einer im Voraus vereinbarten Stunde, um über die Welt zu lästern und zu freveln. Wenn etwas Unheimliches oder einfach eine Unannehmlichkeit geschah, sagten die Leute: Es sind sicher die Blinden gewesen! Und wenn mit den Kindern etwas Schlimmes passierte, warnten die Mütter: Sicher sind die Blinden dort gewesen! Diese Menschen trugen breitkrempige Hüte und verschiedene seltsame Verbände über ihren Augen an ihren Gesichtern, überhaupt verdeckten sie immer ihre Blindheit. Sie sagten, wenn jemand in das Weiße ihrer Augen blicke, verliere er seinen Verstand und ihm sei ein grausames Verhängnis vorbestimmt. Man nannte sie Malooculi - die bösartigen Augen. Man sagte auch, dass jeder einer von ihnen sein könne - vom Bettler auf der Straße bis zu dem alten, eines Nachts vor Entsetzen erblindeten Bischof. Aber das waren nicht einfach Blinde. Sie wollten nicht sehen. Die Welt schmerzte sie wie ein lästiges Geschwür und sie spuckten auf sie in ihren Träumen und in ihrer endlosen Blindheit. Die zwei bärtigen Männer spuckten auch und gingen ihren Weg weiter. Dann sah Dante die Katzen. Ganze Katzenarmeen durchquerten die Städte an der Adria.

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