Beschreibung
Der Advent ist eine Zeit der Besinnung und der Ruhe. Es sei denn, die Schwiegermama kommt mit ihrem monströsen Schrankkoffer überraschend zu Besuch. Dann kann es schon mal sein, dass der Hausfrieden ins Wanken gerät, insbesondere, wenn sich die resolute Dame fest einzuquartieren droht. 24 heiterchaotische Episoden versüßen in Wort und Bild die Vorweihnachtszeit.
Autorenportrait
Markus Walther, geboren 1972 in Köln, lebt seit 2006 mit seiner Frau und zwei Töchtern in Rösrath. Als ausgebildeter Werbetechniker begeisterte er sich bald für die Schriftgestaltung und machte sich 1998 als Kalligraph selbstständig. Bis 2012 lag der Schwerpunkt seiner schriftstellerischen Arbeit in der Gattung der Kurz- und Kürzestgeschichte. Die Gratwanderung zwischen Klischee und Pointe, Independent und Mainstream führte ihn quer durch sämtliche Genres der Bücherwelt. Nach drei Kurzgeschichten-Bänden und einem literarischen Adventskalender ist 2013 der Fantasy-Roman "Buchland" im Acabus-Verlag erschienen. Anfang 2014 wurde die Kriminalkomödie "Der Letzte beißt die Hunde" veröffentlicht. Weitere Romanprojekte sind in Vorbereitung. Neben den eigenen Buchprojekten schrieb Markus Walther u.a. bis 2013 für das Literatur-Portal GlobalTalk die Kolumne "Reden wir über." Außerdem ist er Initiator und Mitorganisator der "Langen Lohmarer Lesenacht". Bis 2012 engagierte er sich als Moderator für ein Autorenforum. Mehr Infos zur Person gibt es im Internet: www.dina4story.de
Leseprobe
1. Dezember "Ist das Ming?" Ich hasste mich beinahe dafür, dass ich diesen platten Spruch nicht lassen konnte, während Schwiegermama liebevoll die überproportionale Vase auf meinem Kaminsims platzierte. Doch ihr Geschenk war so . unbeschreiblich, dass mir im Augenblick kein anderer Kommentar einfiel. Marion, meine Frau, bedachte mich mit einem tadelnden Blick. Als sie das Wort ergriff, klang es ein wenig gezwungen. "Wunderschön." Mäßig überzeugend. Angesichts des mehr oder minder geschmackvollen Blümchendekors auf dem Porzellan erwies es sich allerdings auch als schwer, wahre Begeisterung auszudrücken. Meine Tochter Chantal bewies den treffendsten Sprachschatz: "Krass", stellte sie fest. Ungerührt zupfte Elisabeth an dem Häkeldeckchen unter der Vase, drehte sie noch mal ein wenig und lächelte dann zufrieden. "Sieht doch aus wie dafür gemacht." Um des lieben Friedens willen entschloss ich mich, dagegen keinen Einspruch zu erheben. Mir war ohnehin klar, dass ich mit meiner Meinung auf verlorenem Posten stand. Meine Frau würde vermutlich jedes Geschenk annehmen, wenn es nur von ihrer Mutter kam. Egal wie geschmacklos, wie grässlich es war - wie eben diese Vase. "Wie kommt's, dass du uns jetzt schon bescherst?", fragte ich. "Oh", Elisabeth riss sich nur widerwillig vom Anblick des Behältnisses los, "ich habe mir vorgenommen, euch eine ganz besondere Weihnachtszeit zu bereiten." Sie deutete auf den monströsen Schrankkoffer, der seit ihrer Ankunft im Flur stand. Ein Taxifahrer hatte das Gepäckstück vorhin mit hochrotem Kopf hereingeschoben, während Elisabeth mir befahl, mit dem Trinkgeld nicht zu knauserig zu sein. Jetzt betrachtete ich mit einer gehörigen Portion Misstrauen besagten Koffer und ahnte irgendwie, dass darin das weihnachtliche Grauen auf mich wartete. Elisabeth legte ihren Mantel und die Handschuhe ab und drückte sie mir in die Arme, als wäre ich ihr persönlicher Butler. "Aufhängen!" Dann wandte sie sich Chantal zu, strich ihr über den Kopf und knuffte sie dann liebevoll, aber etwas zu fest in die Wange. An Marion gewandt, sagte sie überschwänglich: "Ich möchte euch jeden Tag in der Adventszeit ein kleines Geschenk machen. Vierundzwanzig wundervolle Geschenke an die liebe Familie meiner entzückenden Tochter."