Beschreibung
Der Autor und seine Fragestellung: Die französische Literatur kannte frühe Beispiele grenzüberschreitender Literatur, Vorläufer gewissermaßen, ob man an den weltreisenden Pierre Loti denkt, an den Arzt Victor Segalen, der China erforschte und mit ethnologischen Erkenntnissen nach Europa zurückkehrte, oder auch an den Freigeist Henry de Monfreid. Im zwanzigsten Jahrhundert könnte man an Schriftsteller wie Michel Leiris denken, der mit Phantom Afrika in den dreißiger Jahren ein epochales Zeugnis seiner Expedition von Dakar aus durch den gesamten afrikanischen Kontinent ablegte, oder auch an Joseph Kessel und Blaise Cendrars, die Abenteuer mit der Genauigkeit einer Beschreibung fremder, für die damalige Zeit exotischer Territorien paaren konnten und die Welt unablässig durchstreiften. Selbst der Mystiker Charles-Eugène de Foucauld wäre hier zu nennen, der Europa den Rücken kehrte und die Stille der endlosen Horizonte in der Wüste Nordafrikas wählte, um meditierend über eine neue Weltordnung nachzusinnen, in der eine Metaphysik noch Gültigkeit haben könnte. Von dieser neuen Weltliteratur soll hier die Rede sein, ihrer historischen Herleitung, ihrer anthropologischen Dimension und schließlich ihrer kulturphilosophischen Richtgröße. Wer sind ihre Protagonisten? Worin liegt ihr eigentliches inhaltliches Gewicht, ihre Besonderheit, die sie von allem Bisherigen abhebt? Worin verbirgt sich vor allem ihre weltpolitische Aktualität, die von den in Mythen ruhenden archaischen Kulturen bis in die Verästelungen der technischen Industriezivilisationen in der urbanisierten Metropole reicht? Inhalt Zum Leben und Werk von Pierre Verger Die naiven Teufeleien, die uns trösten. Der Ethnologe, Schriftsteller und Kunstkritiker Michel Lereis Fanahy Fahendrena. Augenblicke alltäglicher Weisheit in Politik und Kultur. Nachrichten aus Madagaskar Kulturentwicklung und Akkulturation. Ein Beitrag zur Geschichte der Indianer im Südosten Nordamerikas Das Phänomen der Weltkultur Technologie als Kultur Die technologische Farce Weltzivilisation und Weltethos. Auf der Suche nach einer interkulturellen Identität Die Erdkugel als Gebäude. Aufbruch zu einer neuen Weltliteratur.
Autorenportrait
Constantin von Barloewen wurde 1952 in Buenos Aires geboren, verbrachte seine Kindheit in Europa und Lateinamerika. Lehr- und Forschungstätigkeit für vergleichende Kulturwissenschaften an Universitäten Europas und Amerikas. Seit 1993 Professor für Anthropologie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Wichtigste Veröffentlichungen: Die Gesetzmäßigkeit der Geschichte (1988); Werte in der latein- und nordamerikanischen Kulturphilosophie (1988); Vom Primat der Kultur (1990); Mitherausgeber der drei Bände Japan und der Westen; als letztes erschien von ihm Kulturgeschichte und Modernität Lateinamerikas (1992).