Beschreibung
Im 19. Jahrhundert entsteht eine überaus große Vielfalt an neuen Unterhaltungskulturen, über die Freizeit- und Luxusgüter unterschiedlicher Art aus ihren exklusiven ständischen Bindungen mehr und mehr entlassen werden. Neue Formen des Konsums überwinden dabei nicht nur die Bedürfnisnatur des Menschen, sondern im Anspruch aller Menschen auf Unterhaltung wird diese selbst gesellschaftsfähig. Unterhaltung setzt modische Trends, prägt unterschiedliche Lebensstile und akkumuliert symbolisches Kapital für Teilnehmer und Teilnehmerinnen. In diesen Prozessen setzt sich allmählich die moderne Auffassung von Unterhaltung durch, die in ganz unterschiedliche Praktiken und Programmen zum Zuge kommt. Der vorliegende Band geht diesen Phänomenen in ausgewählten Beispielen nach. Der historische Schwerpunkt liegt auf der Zeit zwischen dem Ende des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts und nimmt so den ersten take off von Unterhaltung als einem Phänomen der Moderne in den Blick. Artefakte, Medien, Spiele, Geselligkeiten zeigen den Inszenierungswert von Unterhaltung, pädagogische und anthropologische Konzepte, Kunst- und Kulturkritik konzentrieren sich auf den symbolischen Mehrwert von Unterhaltung, wo Lust und Vergnügen eine Allianz mit Freizeit und Konsum eingehen.
Autorenportrait
Anna Ananieva, geboren 1975, Dr. phil., Forschungsstipendiatin an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Dorothea Böck, geboren 1950, Dr. phil., Publizistin und Editorin in Berlin, Wiss. Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn im DFG-Forschungsprojekt Von der Aufklärung zur Unterhaltung (2007-2010). Hedwig Pompe, PD Dr. phil., Wiss. Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn.
Leseprobe
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Inhalt
* Vorwort * I. Räume und Praktiken * Karin A. Wurst: Topographie der Geselligkeit. Geselligkeit und Gartenkultur um 1800 * Burkhard Fuhs: Kurorte als Orte des geselligen Vergnügens. Anmerkungen zur Herausbildung einer neuen Unterhaltungskultur im 19. Jahrhundert * Anna Ananieva: ''Spielwuta¿oe des eleganten Zeitalters, oder wie trägt ein Joujou de Normandie zur Unterhaltung bei * Christiane Holm: Handarbeiten - Luxusarbeiten * II. Zwischen den Künsten * Dorothea Böck: ''...von einem Theetisch zum andern.a¿oe Die ''ästhetische Prügeleya¿oe zwischen Berlin und Leipzig im Lichte der Herausbildung eines neuen Kulturtyps * Bettina Schlüter: Musikalische a¿sUnterhaltungsa¿¿-Techniken in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts * Maren Butte: Komponiertes Vergnügen. Überlegungen zu einem melo-dramatischen Erfahrungsraum bei August von Kotzebue * Irmgard Nickel-Bacon: Literarische Geselligkeit und neue Praktiken der Unterhaltung in der Kinder- und Jugendliteratur der Biedermeierzeit * Manuela Günter/Michael Homberg: Genre und Medium. Kleists a¿sNovellena¿¿ im Kontext der Berliner Abendblätter * III. Erfolgsszenarien * York-Gothart Mix: Bildung und Unterhaltung ''als einesa¿oe denken. Almanach-, Kalender- und Taschenbuchlektüre, habituelle Distinktion und das Spektrum literarischer Geselligkeit im literarischen Feld um 1800 * Hedwig Pompe: In der Welt zu Hause: Der gute Ton * Olaf Briese: Geselligkeit, Unterhaltung, Vergnügen und die Gebildeten ihrer Verächter. Das Beispiel Berlin * Michael Gamper: Gute Unterhaltung. Robert Prutz und die ästhetische Mittellage * Günter Butzer: Unterhaltsame Oberfläche und symbolische Tiefe: Die doppelte Codierung realistischer Literatur in Storms Immensee * Die Autorinnen und Autoren der Beiträge