Beschreibung
Für den größten Teil der nördlichen Hemisphäre war die Ära des Kalten Krieges eine Phase des Friedens - wenn auch eines unbequemen Friedens, erzwungen durch die Garantie der gegenseitigen nuklearen Vernichtung und gekennzeichnet von ideologischer und materieller Hochrüstung und permanenter Kriegsbereitschaft. Die heißen Kriege des Kalten Krieges aber fanden jenseits des Kernbereichs der beiden feindlichen Blöcke statt. Mehr als 150 größere bewaffnete Konflikte sind zwischen 1945 und 1989 in der Dritten Welt ausgetragen worden. In der Wahrnehmung der Zeitgenossen galten sie mehrheitlich als "Stellvertreterkriege ", in denen die Blockkonfrontation meist ohne direkte Involvierung der Streitkräfte der nördlichen Hemisphäre und ohne das Risiko eines Atomkrieges ausgetragen wurde. Dem Erfolg oder Misserfolg im lokalen Konflikt wurden direkte Konsequenzen für die globale Machtbalance zugeschrieben. Aber wird diese Perspektive der Realität der heißen Kriege gerecht? Die Beiträge dieses Bandes fragen nach dem relativen Gewicht der ideologischen und politischen Konfrontation des Kalten Krieges für die regionalen Auseinandersetzungen - verglichen mit anderen Konfliktlogiken wie dem Erbe kolonialer Herrschaftsbeziehungen, globalstrategischen Faktoren und vor allem regionalen und lokalen Bedingungen. Untersucht werden dabei insbesondere die Handlungsspielräume von Akteuren vor Ort, der Charakter der kriegerischen Auseinandersetzung sowie die Kosten und Konsequenzen für die betroffenen Gesellschaften.
Autorenportrait
Bernd Greiner, Prof. Dr. phil., Historiker, Politikwissenschaftler und Amerikanist, leitet seit 1994 den Arbeitsbereich "Theorie und Geschichte der Gewalt" im Hamburger Institut für Sozialforschung und lehrt am Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaft der Universität Hamburg. Er arbeitet zur US-amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf der Erforschung des Kalten Krieges, der Beziehungen zwischen Militär und Zivilgesellschaft seit 1900, des deutsch-amerikanischen Verhältnisses und zur Theorie der Gewalt. Christian Th. Müller, Dr. phil., Historiker. Arbeitsschwerpunkte: Deutsche Militärgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts; Militärsoziologie; Theorie-Geschichte-Zukunft militärischer Gewalt; Militär und Gesellschaft in der DDR und ausländische Truppen im geteilten Deutschland. Dierk Walter, PD Dr. phil. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich "Theorie und Geschichte der Gewalt" des Hamburger Instituts für Sozial forschung und Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bern. Seine Arbeits schwerpunkte sind die Geschichte der Europäischen Expansion und die Militärgeschichte der westlichen Welt seit dem 18. Jahrhundert.
Inhalt
InhaltBernd Greiner/Christian Th. Müller/Dierk Walter: Einleitung EinführungenRobert J. McMahon: Heiße Kriege im Kalten Krieg Marc Frey: Die Vereinigten Staaten und die Dritte Welt im Kalten Krieg Roger E. Kanet: Sowjetische Militärhilfe für nationale Befreiungskriege FallstudienJon V. Kofas: Die amerikanische Außenpolitik und der griechische Bürgerkrieg 1946-1949 Dierk Walter: Kolonialkrieg, Globalstrategie und Kalter Krieg. Die Emergencies in Malaya und Kenia 1948-1960 Bruce E. Bechtol, Jr.: Paradigmenwandel des Kalten Krieges. Der Koreakrieg 1950-1953 Bernd Greiner: Die Blutpumpe. Zur Strategie und Praxis des Abnutzungskrieges in Vietnam 1965-1973 Amit Das Gupta: Südasien und der Wettbewerb der Supermächte 1954-1972 Elaine Windrich: Der Kalte Krieg in Südafrika. Von Luanda nach Pretoria 1961-1989 David N. Gibbs: Die Hintergründe der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979 James S. Corum: Der Bürgerkrieg in El Salvador 1980-1992 Brad Simpson: Indonesiens Kolonialkrieg in Osttimor 1975-1999 Henner Fürtig: Der irakisch-iranische Krieg 1980-1988 Thomas Scheben: Ein Bündnis mit begrenzter Haftung. Ägypten im Kalten Krieg Bruce Kuniholm: Die Nahostkriege, der Palästinakonflikt und der Kalte Krieg Piero Gleijeses: Kuba in Afrika 1975-1991 Zu den Autorinnen und Autoren
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