Ein Quäntchen Trost

Wie ich mein Herz für Haiti entdeckte

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783868274653
Sprache: Deutsch
Umfang: 176 S., farbige Fotos, eindrucksvoller Bildteil
Format (T/L/B): 2.2 x 21.2 x 14.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Sommer 2008: In "Ein Quantum Trost" rast James Bond auf einem Motorrad durch Port-au-Prince. Das exotische Flair dieser karibischen Stadt ist das perfekte Setting für einen aufregenden Action-Thriller. Zwei Jahre später liegt diese Stadt in Trümmern, das Zentrum ist nach einem verheerenden Erdbeben ein einziger Schuttberg. Kein anderes Land der Welt braucht Trost und Hilfe dringender als das von Armut und Krankheit gebeutelte Haiti. Eine Organisation, die zu Hilfe eilt, ist GAiN e.V., der humanitäre Partner von Campus für Christus. Eine der Freiwilligen, die sich auf den Weg nach Haiti macht, ist Andrea Wegener. Sie schildert in diesem packenden Buch, was für begeisternde und erschütternde, ermutigende und frustrierende Dinge man erleben kann, wenn man als Helfer in Krisengebieten mit anpackt. Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei Campus für Christus war seit 2010 mehrfach in Haiti und erzählt eine außergewöhnliche Geschichte von seltener Authentizität.

Autorenportrait

Andrea Wegener, aufgewachsen im Westerwald, studierte in Leipzig Germanistik, Amerikanistik und Geschichte, anschließend führe ein Auslandsjahr sie in die USA und nach Kenia. Seit 2007 arbeitet sie bei Campus für Christus, zunächst als Assistentin des Missionsleiters, seit Sommer 2012 als Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit.

Leseprobe

Gottes Bodenpersonal "Alleluja", dröhnt es aus dem Lautsprecher hinter meinem Ohr. Es ist halb sieben Uhr morgens, und ich habe mich gerade in eine Ecke auf der Rückbank meines Taxis gekuschelt, um die zwanzig, fünfundzwanzig Minütchen zum Flughafen Miami noch etwas dösen zu können. Ein schwarzer Taxifahrer mit einem breiten Lächeln ist, wie bestellt, vor ein paar Minuten am Nebeneingang meines Hotels in Miami Beach aufgetaucht und hat ohne große Worte meine beiden Koffer in den Kofferraum gewuchtet. Nun fädelt er das Taxi in den Stadtverkehr ein. Er summt die Musik halblaut mit und klopft fröhlich mit den Fingern den Takt aufs Lenkrad. Das mit dem Dösen wird wohl nichts. Und überhaupt - Alleluja? Plötzlich bin ich hellwach. "Das sind ja christliche Lieder, die Sie da hören!", bemerke ich überrascht. "Das hier kenne ich in meiner Sprache. Nur der Rhythmus ist ein bisschen, na ja, lebhafter! In was für einer Sprache singen diese Leute denn?" "Das ist haitianisches Kreolisch", ruft er nach hinten. "Ich komme aus Haiti. Und wenn Sie die Lieder kennen - gehören Sie auch zu Jesus?" Er dreht die Musik etwas leiser. Ich muss lachen. Dösen will ich gar nicht mehr. Mich mit diesem Bruder im Herrn zu unterhalten, wird bestimmt viel interessanter! "Ja", sage ich, "und Sie sind der erste Haitianer, den ich kennenlerne. Ich bin auf dem Weg nach Haiti." "Sicher nicht zum Urlaub", seufzt er, wirft im Rückspiegel einen Blick auf meine überaus praktische GAiN-Weste und schließt messerscharf, dass ich in Sachen humanitäre Hilfe unterwegs bin. "Was macht denn Ihr Hilfswerk da? Und woher kommen Sie?" Ich erzähle ihm, dass ich aus Deutschland komme und was ich in Haiti vorhabe. "Mich beschämt es immer, wie viele Leute extra nach Haiti kommen, um meinem Volk zu helfen", meint er ernst. "Wie Sie - Sie reisen sogar aus Europa an! Mein Land braucht wirklich Hilfe, aber manchmal ärgere ich mich über meine Landsleute. Sie nehmen und nehmen und erwarten alle Hilfe von außen, anstatt selbst mal aktiv zu werden." Uiuiui, das scheint mir ja doch ein recht hartes Urteil zu sein. "Vielleicht sind sie nach dem Erdbeben alle noch wie gelähmt", überlege ich laut, "es ist doch erst ein Jahr her." "Ach was", schnaubt er, "die waren schon immer so. Und zum Demonstrieren und Steinewerfen sind sie offenbar nicht gelähmt genug. Aber wo wir gerade von den Demonstrationen reden: sind Sie überhaupt sicher, dass heute ein Flug nach Port-au-Prince geht?" Das ist in der Tat eine spannende Frage. Schon vor ein paar Tagen, als ich mich in meinem Bibelkreis für ein paar Wochen abgemeldet hatte, fragte einer, wie ich denn angesichts der aktuellen Unruhen nach Haiti kommen wollte. Oh! Ich schaute auf den Internetseiten des Auswärtigen Amtes nach: Wegen der aktuellen instabilen politischen Situation verkehren zurzeit keine Flüge nach Haiti, hieß es da lapidar, und es wurden keine Prognosen abgegeben, wann sich das wieder ändern würde. Mein Flug war längst gebucht. Um von Deutschland aus nach Haiti zu kommen, muss man ohnehin immer eine Übernachtung in den USA einplanen. Ich hatte zwei daraus gemacht, um einen Tag Urlaub in Miami Beach einzulegen, wenn ich schon mal in der Gegend war. Und so dachte ich mir, dass ich einfach losfliegen und notfalls lieber in Miami einige Tage festhängen würde, als den ganzen Transatlantikflug aufs Spiel zu setzen. Als ich in Frankfurt ins Flugzeug stieg, wusste ich noch nicht, wann - und ob überhaupt - ich nach Haiti kommen würde. Die Unruhen hatte es nach den Präsidentschaftswahlen gegeben. Leute waren am Wählen gehindert worden oder fanden sich nicht in den Wahllisten, kistenweise Wahlscheine waren im Müll aufgetaucht, ohne ausgezählt worden zu sein. Die Lage war, gelinde gesagt, angespannt. Als dann nach Wochen Ergebnisse bekannt gegeben wurden und ausgerechnet der Kandidat gesiegt hatte, den der amtierende Präsident sich als Nachfolger gewünscht hatte, eskalierte die Situation vollends. Kein Wunder, dass das Volk Neuwa