Ein Bräutigam aus gutem Haus - Cover

Ein Bräutigam aus gutem Haus

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783868274585
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 20.6 x 13.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Michigan 1881, in einer Gemeinde von deutschen Auswanderern: Annalisas Mann kommt auf mysteriöse Weise ums Leben. Da die junge Mutter die Farm allein nicht halten kann, lässt ihr Vater in der alten Heimat nach einem neuen Ehemann für sie suchen. Eines Tages erscheint der galante Carl Richards auf ihrer Farm. Er hat zwei linke Hände, zieht Annalisa aber mit seiner charmanten und fürsorglichen Art in den Bann. Durch ihn begegnet Annalisa etwas von der Liebe Gottes, auf die sie schon nicht mehr zu hoffen wagte. In dieser Situation kommt die Ankunft von Annalisas Zukünftigem äußerst ungelegen. Und leider ist Carl nicht der, für den alle ihn halten. (675 Z.)

Autorenportrait

Jody Hedlund lebt mit ihrem Mann, den sie als ihren größten Fan bezeichnet, in Michigan. Ihre 5 Kinder werden zu Hause unterrichtet. Die Zeit, die ihr neben dieser Tätigkeit noch bleibt, widmet sie dem Schreiben.

Leseprobe

Kapitel 1 Herbst 1880 Forestville, Michigan Hans hatte das ganze Eiergeld gestohlen. Schon wieder. Annalisa Werners raue Finger hielten den ausgefransten Saum der Schürze, die sie als Korb benutzte, zitternd fest. Unter dem Gewicht der Walnüsse spannte sich das dünne Leinen und protestierte mit einem leichten Ächzen. Dieses Mal war ihr Mann zu weit gegangen. "Ich halte seine Verantwortungslosigkeit keinen Tag länger aus." In der Stille des dichten Wäldchens hallten die Worte in ihrer deutschen Muttersprache hart wider. Trotzdem waren sie verglichen mit dem lauten Aufschrei ihres besorgten Herzens nur ein Flüstern. Gretchen legte den Kopf schief, während ein sanfter Wind mit ihren seidenweichen, blonden Haaren spielte. "Mama?" Die Zweijährige schaute mit ihren vertrauensvollen Kinderaugen zu ihr hinauf. "Ach, Schatz." Annalisa zwang ein Lächeln auf ihre müden Lippen. "Hast du noch eine Nuss für Mama gefunden?" Das kleine Mädchen hielt ihr eine hellgrüne Kugel hin. "Du bist Mama eine große Hilfe." Annalisa nahm die Nuss und legte sie zu dem Haufen in ihrer Schürze. "Findest du noch eine?" Sie würden jede Nuss brauchen, die sie sammeln konnten, wenn sie den herannahenden harten Winter in Michigan überleben wollten. Jetzt, da Hans den Tonkrug gefunden hatte, der von ihr in der dunkelsten Ecke ihrer kleinen Holzhütte unter dem Bett versteckt worden war, bräuchten sie die Nüsse erst recht. Sie schüttelte so ärgerlich den Kopf, dass der lange Zopf auf ihrem Rücken heftig schaukelte. Schon wieder hatte ihr Mann ihr ganzes Geld verspielt. "Wer ist jetzt der Dumme? Wer?" Sie war die Dumme. Sie hätte es besser wissen müssen. Sie hatte gedacht, sie hätte endlich ein gutes Versteck gefunden, in dem sie ihre kümmerlichen Ersparnisse davor retten könnte, dass ihr Mann sie sinnlos vergeudete. Außerdem hatte sie gehofft, er hätte seine Lektion gelernt, nachdem er den größten Teil ihrer Einnahmen von der letzten Ernte verspielt und vertrunken hatte. Aber als sie vor einer Weile aus der Stadt zurückgekommen war, um das Geld, das sie durch den Verkauf von Eiern und Butter verdient hatte, hineinzulegen, hatte sie entdeckt: Alles, was sie im Laufe des Sommers gespart hatte, war fort! Er hatte keinen Cent übrig gelassen. Genauso wie das letzte Mal. Ja, sie war die Dumme. Das trockene Herbstlaub knirschte unter den Schwielen ihrer nackten Füße, während sie Gretchens unbeschwerten Kinderschritten folgte. Wie sollte sie ihrer lieben, kleinen Tochter eine bessere Zukunft ermöglichen, wenn sie nicht verhindern konnte, dass Hans ihre Ersparnisse verspielte? Ein stummer Verzweiflungsschrei wollte sich aus Annalisas Brust heraus Bahn brechen. Wenn sie doch nur keinen Mann bräuchte! "Nuss, Mama." Gretchen hob die nächste Nuss auf. Das bräunlich grüne Fruchtfleisch war weggefressen und nur eine verfaulte, leere Hülle war übrig geblieben. "Diese Nuss ist nicht gut." Annalisa schüttelte den Kopf. "Irgendein wildes Tier hat die Nuss schon gefressen." Die Oktobersonne schien durch die absterbenden Blätter, die über ihnen im Wind tanzten, und ihre Strahlen berührten Gretchens Haare. Sie schimmerten im gleichen weichen Gold wie die Butter, die Annalisa heute Morgen gemacht hatte. "Deine Haare haben die gleiche Farbe wie Rapunzels Haare." Dieses Mal schenkte sie ihrer Tochter ein echtes Lächeln, das ihre tiefe Mutterliebe zeigte. Gretchen ließ die Nuss wieder fallen und schaute sie mit einem strahlenden Gesicht an. "Märchen?" Annalisa strich ihrer Tochter die losen Haarsträhnen aus der Stirn und sah in Gretchen ein Spiegelbild von sich selbst. Von den Sommersprossen auf ihrer Nase über die großen, blauvioletten Augen bis hin zu ihren goldenen Haaren. Ihre Tochter war ihr in so vielem ähnlich, sogar in ihrer Sehnsucht nach Märchen von schönen Prinzessinnen, mutigen Prinzen und wahrer Liebe. Der Unterschied war, dass Gretchen im Gegensatz zu Annalisa noch nicht gelernt hatte, dass Märchen nur Träume waren. Der Satz "Und sie lebten glü