Beschreibung
Erst nach sechs Jahrzehnten des Schweigens schrieb Éva Fahidi dieses Buch. Seither betrachtet sie es als ihre Pflicht, über das, was sie in Auschwitz-Birkenau und im KZ-Außenlager Münchmühle erlebt hat, zu berichten. 'Die Seele der Dinge' ist also eine eindringliche Chronik der Deportation und des Überlebens einer Frau und allein schon damit ein bedeutendes Zeugnis des Holocaust. Die tief reflektierenden und poetisch geschriebenen Memoiren sind aber auch Familiengeschichte und Portrait einer Epoche. Sie schildern detailfreudig das Leben in Ungarn auf dem Lande zwischen den beiden Weltkriegen und beschreiben in liebevollen und schmerzhaften Erinnerungen die ersten achtzehn Lebensjahre der Autorin - eine berührende Hommage an ihre untergegangene jüdische Großfamilie, von der ihr nach der Rückkehr ins Elternhaus nichts als die schreckliche Wahrheit blieb: 'Mir wurde bewusst: ich war vollkommen allein, hatte niemanden mehr auf der Welt.' Éva Fahidis Erinnerungen erschienen 2005 unterm Titel 'Anima Rerum' in Ungarn. Dort waren sie ein Bestseller und wurden gar mit den Werken von Primo Levi verglichen. Doch auch die deutsche Ausgabe von 2011 erwies sich als erfolgreich und wird nun neu aufgelegt. Mit unzähligen Interviews und mehreren preisgekrönten Dokumentarfilmen ist Éva Fahidi noch immer eine häufige Rednerin bei Holocaust-Gedenkveranstaltungen in Ungarn, Deutschland und anderswo. Außerdem trat die über Neunzigjährige wiederholt in dem ihr Leben paraphrasierenden Tanztheaterstück 'Sea Lavender' auf.
Autorenportrait
Éva Fahidi wurde 1925 in Debrecen, Ostungarn, in eine große, wohlhabende Familie hineingeboren. In ihrem Leben spiegeln sich die Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts wider. Ihr Traum, Pianistin zu werden, fand noch vor der Aufnahmeprüfung an der Musikakademie durch ihre Deportation nach Auschwitz ein jähes Ende. Von dort wurde sie zur Zwangsarbeit ins hessische Allendorf verschleppt. Nach der Befreiung kehrte sie in ihre Heimat zurück. Zur Zeit der kommunistischen Schauprozesse erklärte man sie zum »deklassierten Element« und ließ sie als Hilfsarbeiterin beim Aufbau der Stadt Sztálinváros (heute Dunaújváros) schuften. Nach der Revolution 1956 arbeitete sie im staatlichen Außenhandel, nach 1989 gründete sie eine eigene Außenhandelsfirma. Éva Fahidi lebt heute in Budapest und bezeichnet sich selbst als »Holocaust-Aktivistin«.