Beschreibung
Der Autor, als französischer Staatsbürger 1940 in einem deutschen Lager für Ausländer in Konstanz am Bodensee interniert, sinnt gelegentlich, angeregt von seinen französischen, englischen und anderen Mitinsassen, den Mythen und Komplexen seines Volkes nach. Er setzt sie mit anderen Nationen in Vergleich, räsoniert kritisch über das Erbe der polnischen Dichterpropheten der Romantik und entlarvt die sentimentalen Fiktionen des Volkes, mit fröhlich-nüchternem Spott, den freilich sogleich der scherzhafte Ton und die nostalgisch-poetische Stimmung relativieren, wenn nicht rechtfertigen. Der Roman "Bodensee", vor allem der darin enthaltene Vortrag zum Thema "Ich und mein Volk" war in Polen von nachhaltiger Wirkung, weil er die romantische Grundidee des polnischen Messianismus auf eine völlig eigene, liebenswert-ironische Weise kritischen Überlegungen unterzieht. (Karl Dedecius (Hg.), Panorama der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts, Teil II, Prosa, Band 2, Zürich 1997, S. 321)
Autorenportrait
Zum 100. Geburtstag von Stanislaw Dygat wurde mit etwas Verspätung am 5. Dezember 2015 im Eingangsbereich der Gebhardschule (ehemalige Mädchenschule, Südseite) in Anwesenheit von Vertretern der polnischen Botschaft in Berlin, der Stadt Konstanz und der Tochter von Stanislaw Dygat eine zweisprachige Gedenktafel angebracht: "In diesem Haus war 1940 der herausragende polnische Schriftsteller Stanislaw Dygat (1914 - 1978) interniert." Hier spielt auch die Handlung seines Romans "Bodensee".