Beschreibung
Dieses Buch erinnert an eine bedeutende, heute weithin vergessene Hamburgerin. Es ist ein erster Versuch, ihren Lebensweg und ihre Lebensleistung in Umrissen zu skizzieren. Madeleine Lüders (1892-1966), Schauspielerin, Theaterleiterin, Regisseurin und Rezitatorin, hat in gemeinnützigen Kulturvereinigungen Hamburgs wie der 'Volksbühne' hunderte von Vorträgen und Veranstaltungen gehalten und organisiert. Sie hat die Hamburgische Schauspielschule und die Hamburgische Schauspielbühne gegründet und geleitet, zwei Institutionen, die mit höchst anspruchsvoller Zielsetzung und großem künstlerischen Ernst eine Reform des Theaters anstrebten, die das Theater als 'Kulturstätte' zurückgewinnen und es wieder zu einem Ort machen wollten, der 'eine Mission erfüllt'. Bürgermeister Carl Petersen sagte zu ML: 'Nach Ihnen müßte eine Straße in Hamburg benannt werden.' ML hat einen Beitrag zur Hamburger Kultur des 20. Jahrhunderts und, weit darüber hinaus, zur Erkenntnis von Wesen und Aufgabe des Theaters überhaupt geleistet. Die Grundzüge ihrer Arbeit und ihre Einsichten sind, wie mir scheint, in hohem Maße aktuell. Sie fordern dazu auf, die Probleme der modernen Theaterpraxis - etwa das bizarre Zeitphänomen des heutigen >Regie-Theaters< - neu zu durchdenken. Der Nachlaß meiner Tante war weit verstreut; eine kleine Auswahl wird hier erstmals vorgestellt. Zitierte Briefe sind, wenn nicht anders angegeben, an die Hamburger Angehörigen MLs gerichtet. Ich bin kein Theaterfachmann. Hoffentlich ist dieser Überblick auf seine Weise trotzdem nützlich. Meinem Freund Horst Dieter Sievers gilt mein herzlicher Dank für wertvolle Hinweise und für seine aufschlußreichen, erfrischenden Erinnerungen. Ebenso danke ich Richard Schultze-Wolfhagen (1911-2006), einem Schüler und Mitstreiter meiner Tante, der noch wenige Monate vor seinem Tod mit seinem alten Enthusiasmus viel zu diesem Buch beigetragen hat. Er schrieb mir über MLs Arbeit: 'Man kann sich kaum eine richtige Vorstellung machen, welche Impulse von einem Theater-Kunstwerk in Madeleine Lüders' Sinne auf das geistige Leben unserer Stadt und unserer Welt ausgegangen sein könnten.'