Beschreibung
Andreas Roider Reinhold Koeppel Es lachte einst einer - trotz aller Leiden Im Jahr 1906 kommt der Niedersachse Reinhold Koeppel (1887 - 1950) auf einer Wanderung durch Mitteleuropa zum ersten Mal nach Waldhäuser im Böhmerwald. Von der Ursprünglichkeit dieses Landstrichs beeindruckt, kehrt er ein Jahr später zurück und erwirbt das dortige alte Schulhaus. Studienreisen nach England, Italien, Frankreich und der Erste Weltkrieg unterbrechen sein Leben in der neuen Heimat. Als Maler bildet er sich autodidaktisch weiter und erreicht mit seinen Werken große Aufmerksamkeit. Auguste Rodin beruft ihn 1913 in die Union Internationale des Beaux Arts et des Lettres, mehrere angesehene Zeitungen und Zeitschriften drucken Fotos seiner Arbeiten. In der freien Natur des Waldes, im heimischen Atelier oder auf Reisen entstehen von 1920 bis 1930 seine schönsten und bekanntesten Werke, die er in den großen Ausstellungen in München und im ostbayerischen Raum zeigt. Zusammen mit seiner Frau Hanne macht sich Reinhold Koeppel um die Entwicklung von Waldhäuser verdient, auf seine Anregung hin wird eine Kirche gebaut, für die er die Altarbilder malt. Vermutlich als eine Folge des Ersten Weltkrieges entsteht sein körperliches Leiden, das ihm von 1931 bis 1943 in seinem Schaffen stark einschränkt. 1946 wird er zum Ideengeber und Gründungsmitglied der Künstlergemeinschaft Donau-Wald-Gruppe und schafft ein anerkennenswertes Alterswerk. Durch seine Bilder, in denen er den Wald und seine Bewohner in unvergleichlicher Art und Weise darstellt, ist er als der Maler des Böhmerwaldes in bleibender Erinnerung. Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung eines Teils des schriftlichen Nachlasses von Reinhold und Hanne Koeppel mit zahlreichen, bisher unbekannten Informationen über den Maler ermöglicht Andreas Roider (*1979) aus Lam eine neue Sichtweise auf das Leben und Werk des Malers des Böhmerwaldes. Durch seine Sammlung von Kunstwerken der Donau-Wald-Gruppe ist der Autor seit Jahren innig mit den Werken der Künstlergruppe vertraut. Neben einer ausführlichen Biographie und Koeppels Verhältnis zu seiner Ehefrau Hanne befasste sich der Autor aufgrund vorliegender Dokumente und Briefe auch mit der Entstehung der Jugendherberge Ameishof in Waldhäuser und Reinhold Koeppels literarischen Fähigkeiten. Darüber hinaus geben private, bisher unveröffentlichte Fotos und Dokumente einen tiefen Einblick in das Leben von Reinhold und Hanne Koeppel. Mit den sehr lebhaften Spiritusfarben habe ich dieser Tage wieder erlebt, dass meine bisherige Oeltechnik anders werden muss. Diesem bisherigen Naturmalen muss ich valet sagen und da ich zeichnen kann, muss das die Grundlage werden. Ich muss mehr kolorieren wie malen. Meine Augen brauchen stärkere Farbkontraste, nicht nur Lichtkontraste. Oder ich bleibe ganz Graphiker? Das ist mir zu wenig. Reinhold Koeppel in einem Brief vom 15. Februar 1927 an seine Ehefrau Hanne.
Leseprobe
Vorwort Mit dem Verkauf des Koeppel-Hauses in Waldhäuser durch die Erben des Koeppel-Freundes und Förderers Dr. Walter Boll im Jahr 2009 ist die Möglichkeit, dem Maler des Böhmerwaldes (Hans Watzlik) einen angemessenen Ort der Erinnerung zu errichten, heute nicht mehr gegeben. Im selben Jahr wurden große Teile des Inventars und mehrere Gemälde, Zeichnungen und Graphiken in einem Landshuter Auktionshaus versteigert, wobei das Inventar, darunter Möbel und Hausrat, im Gegensatz zu den Kunstwerken relativ wenig Zuspruch fand. Ein weiterer Teil der Kunstwerke aus dem Koeppel-Haus kam 2011 in einem Stuttgarter Auktionshaus unter den Hammer, darunter das bekannte Ölgemälde Mittagsrast der Waldarbeiter von 1920, Titelbild für das Buch Reinhold Koeppel von 1959 und ein Selbstportrait, welches im 1978 von Hanne Koeppel herausgegebenen Buch Freunde, Gäste und andere Leut` - Aus einem Malerhaus am großen Wald abgebildet ist. Darüber hinaus wurden mehrere Konvolute mit Arbeiten auf Papier und sechs Kartons mit umfangreichen schriftlichen Korrespondenzen, privaten Unterlagen und zahlreichen Fotos aus dem Leben von Reinhold und Hanne Koeppel angeboten. Die darin enthaltenen Aufzeichnungen bilden die Grundlage für die vorliegende Publikation und geben detaillierte, bisher unbekannte Einblicke in die Beziehung von Reinhold und Hanne Koeppel. Sie dokumentieren Koeppels Leben in Waldhäuser ab 1908 und den Umgang mit seinem körperlichen Leiden, welches ihn dazu zwang, den Pinsel für mehrere Jahre aus der Hand zu legen. Der Leser erhält wichtige biographische Informationen, u.a. zu seiner Mitgliedschaft in der NSDAP, in mehreren Kunstvereinen und Verbänden und seiner Teilnehme an Ausstellungen ab 1910, die in einigen Büchern und Beiträgen über den Künstler, bzw. die Donau-Wald-Gruppe, entweder falsch oder unvollständig wiedergegeben werden. In seinem 1959 erschienenen Buch über Leben und Werk von Reinhold Koeppel erwähnt Dr. Walter Boll die ärztlich verordnete Malpause von 1931 bis 1945. Tatsächlich hat Koeppel während dieser Zeit mehrfach Zeichnungen angefertigt und Malversuche unternommen. In Bolls Biographie fehlen Angaben über die für Koeppel wichtigen Ausstellungen in München von 1914, 1925 und 1927. Das Gemälde Steinklopfer wurde erst 1913 im Rahmen einer Ausstellung der Münchener Secession im Glaspalast München präsentiert, nicht wie von Boll angegeben, im Jahr 1910. Darüber hinaus wird seine im Staatsarchiv Landshut aufbewahrte Spruchkammerakte zum ersten Mal publizistisch behandelt und deren Inhalt analysiert. Über Koeppels Zeit als Flugzeugführer im Ersten Weltkrieg existieren Aufzeichnungen über mehrere folgenlose Notlandungen im Jahr 1915, einen Absturz 1916 und eine schwere Notlandung 1918. Für einen oftmals erwähnten dreimaligen Flugzeugabsturz konnten keine Nachweise ausfindig gemacht werden. Einen detaillierten Einblick in seinen Kriegsalltag gewährt sein Kriegstagebuch von 1915. Überaus förderlich ist die Tatsache, dass Reinhold und Hanne Koeppel von vielen Briefen und Korrespondenzen mit Behörden Abschriften angefertigt und aufbewahrt haben. Die Aufzeichnungen sind in lateinischer Schrift verfasst, was die Bearbeitung wesentlich erleichtert hat. Bislang völlig unbekannt sind Koeppels literarische Werke, die in Auszügen erstmals veröffentlicht werden. Über die mehrmonatige Reise von Reinhold und Hanne Koeppel nach Teneriffa im Jahr 1930 existiert ein von Hanne Koeppel detailliert verfasster Reisebericht, der ebenso zum ersten Mal publiziert wird, wie persönliche Erinnerungen an Reinhold Koeppel von seinem Freund Johannes Linke und umfangreiche Aufzeichnungen über den Ameishof in Waldhäuser, der zusammen mit dem Lindenhof von den Koeppels erworben, umgebaut, später vermietet und schließlich an den Landesverband Bayern für Jugendwandern und Jugendherbergen verkauft wurde. Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Josephine Gabler vom Museum Moderner Kunst Passau (ab 1. April 2018 Leitung Käthe-Kollwitz Museum Berlin) und Herrn Dr. Volker Probst, Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow, für die wissenschaftliche Beratung und hilfreiche Anregungen, dem Freundeskreis Heinz Theuerjahr e.V. Hauzenberg für die Überlassung von Koeppels Kriegstagebuch 1915, Herrn Florian Jung, Kreisheimatpfleger Landkreis Deggendorf, für die Korrektur der Texte, Familie Koeppel, Oschersleben, für die Übersendung von Fotos und mündliche Informationen, Herrn Prof. Mag. Franz Kaindl, Gaweinstal, für sein Grußwort, der Initiative Das Waldinnere - musée imaginaire sowie meinen Sammlerfreunden für die Erlaubnis, Fotos ihrer Werke veröffentlichen zu dürfen und besonders Herrn Hans Schopf vom Morsak-Ohetaler Verlag Grafenau für das von Anfang an entgegengebrachte große Interesse, die grafische Bearbeitung, die stets sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und vor allem für die Herausgabe des Buches. Lam, im April 2018 Andreas Roider