Beschreibung
Er bewegt sich in einer eingedunkelten schattenreichen Welt: Gerat Lauter, noch nicht achtzehn. Er wartet darauf, dass seine mit Kalklauge verätzten Augen operiert werden können. Ob er danach wieder sehen wird? Die Chance steht fünfzig zu fünfzig. Alles begann mit dem Bewerbungsschreiben. Wer äußert sich auch so offen über sich selbst und stiftet damit Verwirrung. Nur noch zu sagen, was wahr ist - ein selbstgewählter Anspruch, dessen Folgen Gerat zu spüren bekommt, zu Hause, später im Betrieb, in der Liebe zu Claudia, seiner Lehrerin, von der er nicht weiß, zu wem sie hält, als es um die Aufdeckung eines großen Betruges geht.Die Druckausgabe von "Augenoperation" erschien 1988 beim Verlag Neues Leben Berlin und unter dem Titel "Schattenrisse" 1989 beim Spectrum Verlag Stuttgart und 1993 bei dtv München. Das Buch wurde 1991 von der DEFA verfilmt (Tanz auf der Kippe, Regie Jürgen Brauer).
Autorenportrait
Jurij Kochgeboren15.9.1936 in Horka (Oberlausitz)Sohn einer sorbischen Steinarbeiterfamilie, Schulbesuch in Crostwitz, Tschechoslowakei, Bautzen und Cottbus, Studium der Journalistik und der Theaterwissenschaften in Leipzig, Redakteur und Reporter beim Rundfunk, freischaffend seit 1976. Schreibt sowohl sorbisch als auch deutsch.Auszeichnungen:Staatspreis Jakub Bart-i¨inski (1979)Carl-Blechen-Preis der Stadt Cottbus (1983)Literaturpreis Umwelt des Landes NRW (1992)Bibliografie (Auswahl)Der einsame Nepomuk, Erzählungen 1975Landung der Träume, Roman 1980 Pintlaschk und das goldene Schaf, Kinderbuch 1983Die größte Ohrfeige der Welt, Kinderbuch 1984Rosinen im Kopf, Kinderbuch 1984Der Kirschbaum, Novelle 1984Augenoperation, Roman 1988 (mit dem Titel"Schattenrisse" 989 bei Spectrum Verlag Stuttgart und 1993 bei dtv München)Die rasende Luftratte, Kinderbuch 1989Das Sanddorf, Kinderbuch 1991Jubel und Schmerz der Mandelkrähe - Ein Report aus der sorbischen Lausitz, 1992 (Literaturpreis Umwelt des Landes NRW)Golo und Logo, Krimi für Kinder 1993 (Alibaba Verlag Fr./M., 1996 bei Fischer)Jakub und das Katzensilber, heiterer Abenteuerroman für junge Leser, 2001Am Ende des Tages, Erzählung, 2009Übersetzungen seiner Arbeiten ins Polnische, Slowakische, Tschechische, Russische, Ukrainische, Slowenische, Bulgarische, Spanische, Litauische.Jurij Koch hat auch Szenarien für Dokumentarfilme, Theaterstücke und Hörspiele geschrieben. Sein Stück"Landvermesser" ("Rublak -Die Legende vom vermessenen Land", Filmhochschule Potsdam 1980) und die Novelle"Der Kirschbaum" ("Sehnsucht", DEFA 1990) wurden verfilmt. Nach dem Roman"Augenoperation" ist der Film"Tanz auf der Kippe" (DEFA 1991) entstanden.Seine essayistischen Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit ökologischen Fragen. ("Da sah ich sie liegen, schön unsere Dörfer";"Gehversuche einer Landschaft";"Die Schmerzen der endenden Art","Auf Kohle sitzen";"Der schwarze und der grüne Tag von Lakoma";"Nachdenken über Mittelpunkte")
Leseprobe
Es war kurz vor eins, als ich mich erhob und anfing zu schreiben. Alles noch mal. Wie's Vater verlangte. Aber ganz anders. Ich schrieb einen langen Brief an die Kommission, die über mich befinden sollte. Ob ich ein geeigneter Mann für sie war. Für den Beruf des Montageschlossers. Ich schrieb schnell und ohne Überlegung, das heißt, ohne mir ein einziges Mal zu überlegen, was die Mitteilung, die ich machte, für mich einbringen könnte. Ich pinselte. Frei von der Leber weg. Oder von der Milz. Ich schrieb auf, was ich von mir dachte. Wie's um mich stand, dass ich eigentlich mehr Sinn für Holz aufbringen kann als für Eisen. Aber wegen der Harzallergie kein Tischler werden kann. Obwohl ich gern hobeln und fräsen würde. dass auch die anderen Berufe, über die ich meine Überlegungen angestellt habe, sich nicht als anstrebenswert erwiesen haben. Vor allem die, in denen ein mathematischer Kopf benötigt wird, weil ich kein schneller Rechner bin. Dass die Schlosserei übrig geblieben ist. Nach langen Debatten am Familientisch ist das Wort Montageschlosser gefallen. Vater hat es ausgesprochen und gesagt, dass er für mich eine Lehrstelle finden will. Was er auch getan hat. Bevor ich mir richtig klar war, was ich eigentlich lernen wollte. Ich schrieb, wie's wahr war. Dass ich als Kind mit Stabilbaukästen wenig im Sinn gehabt habe, dass ich zwar eine Menge Eisengebilde zusammengeschraubt hab, an denen sich aber nie etwas bewegt hat, was, viel Fantasie vorausgesetzt, auf eine Maschine hätte deuten können. Ein beigelegter kleiner Lötkolben ist noch unter der Folie. Bis heute nicht rausgenommen. Dass ich mich zwar bemühe, vor allem, seit beschlossen ist, was ich werde, eine Beziehung zu dem Beruf aufzubauen, dass es aber noch nicht gelungen ist. Ich schrieb über meinen Onkel, der eine kleine Schmiede betreibt. Beziehungsweise sie betreibt ihn! In einem Steinbruch der Oberlausitz. Dem letzten in privater Hand. Wie er dort seine Keile für die Presslufthämmer spitzt. Und den Blasebalg pfeifen lässt. Und für die Bevölkerung nebenbei Töpfe lötet und Zäune schweißt und Pferde beschlägt. Dass er bei jedem Besuch seit Jahren schwört, die Schmiede anzubrennen. Sie ist aus Holz. Wohl die einzige hölzerne Schmiede auf der Welt. Dass sie schon einmal gebrannt hat, aber nicht abgebrannt ist, weil die Feuerwehr schneller gewesen ist als bei jeder Übung. Dass mir mein Onkel Schmied in seiner Jämmerlichkeit alle Berufe, die mit Eisen zu tun haben, vergrault hat. Dass ich aber trotz allem vor manchen Leistungen der Eisenkonstrukteure Ehrfurcht aufzubringen in der Lage bin. Zum Beispiel dem Eiffelturm in Paris oder der Firth-of-Forth-Brücke in Schottland oder dem Gasometer in der Amselgasse, der aus dem Jahre 1913 ist und gesprengt werden soll. Ich schrieb, dass mir der Gasometer gefällt, woran vielleicht die Hoffnung geknüpft werden könnte, dass ich für den Beruf doch noch geeignet bin. Dass ich kein besonders strebsamer Typ bin, eher faul, weil ich alles auf den letzten Pfiff erledige. dass ich gern lese und schon einmal daran gedacht habe, Gedichte zu schreiben. Nichts Gereimtes. Was man so denkt. Ohne Übergang teilte ich mit, dass mich mein Vater geschlagen hat. Und ich zurückgeschlagen habe. Dass ich so ein Verlangen verspüre zurückzuschlagen. Der Lüge ins Gesicht. Wobei ich die Lüge mit gesellschaftlicher Wirkung im Auge habe. Ich versicherte, nicht verrückt zu sein. Und bat um eine Chance.
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