Beschreibung
In der vorliegenden Arbeit wird versucht, das politische Denken des Generals Hans von Seeckt, Chef der Heeresleitung des Reichsheeres von 1920 bis 1926, zu beschreiben, um damit einen Beitrag zu leisten zu der Diskussion des Verhältnisses von Heer und Staat in den Anfangsjahren der Weimarer Republik. Das politische Denken des Generals, ein Teilaspekt der Persönlichkeit Seeckt, muss aus seiner Zeit und in seiner Zeit entwickelt werden, denn die Bedingungen von Raum, Zeit und Umwelt prägen dieses Denken, das wiederum das Handeln des Generals beeinflusst. In den ersten beiden Kapiteln der Arbeit wird die Formierung des Seeckt'schen politischen Denkens dargestellt, und man darf annehmen, dass 1918 der nunmehr zweiundfünfzigjährige General ein in seinen Gefühlsbindungen und Denkkategorien geprägter Mann ist. Die Prüfung dieser Frage erfolgt im dritten Kapitel mit einer systematischen Darstellung, zu der vornehmlich Quellen aus der Zeit nach 1918 herangezogen werden, um einen Vergleich mit dem Denken des Generals vor 1918 zu ermöglichen und um festzustellen, ob und wie eine Änderung seines Denkens durch die Zäsur 1918 eintritt. Im vierten Kapitel wird dann die Frage nach dem Verhältnis Seeckt - Reichswehr - Republik gestellt. Eine Beantwortung dieser Frage ist nur möglich, wenn dabei das politische Denken Seeckts berücksichtigt und wenn geklärt wird, in welchem Maß Seeckts Handeln in den Anfangsjahren der Weimarer Republik von seinem Denken bestimmt ist und in welchem Maß die Realität sein Denken und Handeln bestimmt. Wie handelt Seeckt, wie kann er handeln, wie muss er handeln? Welchen Ausdruck findet Seeckts politisches Denken in der gegenüber dem kaiserlichen Deutschland veränderten politischen Wirklichkeit der Weimarer Republik, welchen Anspruch leitet Seeckt aus seinem Denken ab? Welches Verständnis aber auch bringt Seeckt für die Wirklichkeit nach 1918 auf, und welchen Einfluss hat diese Wirklichkeit auf sein Denken und Handeln?