Beschreibung
Die friedliche Revolution in der DDR im Herbst des Jahres 1989 setzte an den Universitäten im Norden des Landes ungeahnte Kräfte zur demokratischen Erneuerung der Strukturen des Landes sowie der Universitäten frei. Auch an der Universität Rostock, im Prinzip der Einzelleitung verhaftet, versuchte die alte Universitätsleitung die Machterhaltung durch Reform von oben: die Lenkung der inneruniversitären Diskussion in den Bahnen marxistisch-leninistischer Ideologie. Es zeigte sich bald, dass deren behäbige Verfahrensweise mit dem gesellschaftlichen Umbruch nicht Schritt halten konnte. Die Ablösung der alten Universitätsleitung und das Wirken des außerordentlichen Konzils werden nicht ohne Grund als Sternstunden der Rostocker Universitätsgeschichte bezeichnet. Als basisdemokratisch gewähltes Organ der universitären Selbstverwaltung war das außerordentliche Konzil der Träger der autonomen Erneuerung durch Reform von unten. Mit Wiedervereinigung und der Bildung der Länder wurde die Universität unter die Kompetenz des Kultusministeriums des Landes Mecklenburg-Vorpommern gestellt. Es wird gezeigt, dass Fragen der personellen und strukturellen Erneuerung von da an immer mehr vom Kultusministerium entschieden wurden. Mit der Verabschiedung des Hochschulerneuerungsgesetztes Anfang des Jahres 1991 wurden die maßgeblichen Entscheidungsgewalten der Landesregierung auf die strukturelle und personelle Beschaffenheit der Universität rechtlich festgeschrieben. Diesem Umstand und der als mangelhaft angesehenen Kommunikation mit den universitären Akteuren sind die Diskussionen im dritten Teil der Betrachtung gewidmet. Aus der Sicht der Universitätsangehörigen vollziehen sich die weiteren Reformen deshalb von außen. "Zwischen Umbruch und Erneuerung: Die Universität Rostock 1989 - 94" liefert auf breiter Quellenbasis aus dem universitären Umfeld eine empirische Untersuchung der Diskussionen um die demokratische Erneuerung der Strukturen und der personellen Ausstattung der Universität in den verschiedenen Entscheidungskonstellationen. Dabei wurde auch bisher noch nicht öffentlich zugängliches Material bearbeitet. Ergänzt wird diese durch die Aufarbeitung betreffender hochschulrechtlicher Grundlagen und die Nutzung von Analysen zur hochschulpolitischen Situation.
Autorenportrait
Daniel Lehmann wurde am 21.02.1988 in Cottbus geboren. 2013 beendete er das Studium des Lehramts an Gymnasien in den Fächern Geschichte, Englisch und evangelischer Religionspädagogik an der Universität Rostock. Seine erste Veröffentlichung "Zwischen Umbruch und Erneuerung: Die Universität Rostock 1989 - 94" entstand als Staatsexamensarbeit im Winter 2012. Er lebt derzeit in Rostock und übt verschiedene Lehrtätigkeiten aus.