Beschreibung
Eugen Bleuler schlug 1911 den Namen Schizophrenie für eine Gruppe psychischer Störungen vor, die zuvor Emil Kraepelin unter dem Namen Dementia praecox zusammengefasst hatte. Die Namensgebung entstammt dem zeitgenössischen Denkmodell der Dissoziation (Zerspaltung psychischer Funktionen). Dazu übernahm Bleuler als damals einziger Universitätsprofessor die Psychoanalyse Freuds und deutete damit viele Symptome. In seinem Lebenslauf und Werk wird eine in vielen Facetten schillernde Persönlichkeit ("Polyphrenie") sichtbar. Von dieser Vielfalt der Persönlichkeit - solange kohärent - ist die Zerspaltung des Ich-Selbst-Erlebens in den Syndromen der Schizophrenien zu unterscheiden. Persönlichkeit und Werk werden in der Perspektive auf die historische Einbettung und zukunftsgerichtet in Hinblick auf die Validität des Konstruktes Schizophrenie sowie auf die Differenzierung des Dissoziationsmodells konstruktiv-kritisch beleuchtet. Die Monografie beruht auf den publizierten Texten Bleulers sowie auf Quellen aus dem Nachlass Eugen Bleulers und seinem Sohn Manfred (Fotografien, Notizen, Briefe etc.). Dazu kommen Schilderungen von Mitarbeitern und Kollegen.
Autorenportrait
Christian Scharfetter, emeritierter Professor für Psychiatrie, arbeitete als Kliniker, Lehrer und Forscher über 30 Jahre an der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli in Zürich, wo Eugen Bleuler zwischen 1898 und 1927 als Direktor wirkte. Seine hauptsächlichen Forschungsgebiete sind die Schizophrenien, einschliesslich des Dissoziationsmodells, sowie die Geschichte der Psychiatrie.