Wie das Unerwartete das Leben beherrscht...Das Leben hat es gut gemeint mit Manuel Ritter. Der erfolgreiche HNO-Spezialist ist glücklich verheiratet und Vater zweier Kinder. Bis sich eines Tages ausgerechnet bei ihm ein lästiger Tinnitus einstellt. Seitdem klopft es in seinem Ohr, und mit jedem Klopfgeräusch kommt die Erinnerung an einen längst vergangenen Fehltritt wieder, dessen Folgen ihn plötzlich einzuholen drohen.
Gerade hat der Hals-Nasen-Ohren Arzt Manuel Ritter nach einem Ärztekongress in seinem abfahrenden Zug Platz genommen, da klopft eine fremde Frau gegen das Fenster seines Abteils, als wolle sie ihm noch etwas Wichtiges sagen. Wenig später steht diese Fremde überraschend in seiner Praxis und hat einen unerhörten Wunsch, und Manuel Ritter kann sich, nachdem diese Frau wieder weg ist, fast nicht erklären, was mit ihm geschehen ist.
Über zwanzig Jahre sind seither vergangen, doch auf einmal wird das, was damals passierte, für Manuel Ritter wieder lebendig. Seit sein Sohn mit einer neuen Freundin zum ersten Mal bei ihm zu Besuch war, leidet er sogar unter zunehmend stärker werdenden Ängsten. Irgendetwas schwer zu Greifendes geschieht, denn die Freundin des Sohnes erinnert ihn auf eine merkwürdige Weise an die Frau von damals. Seitdem nimmt er in seinem Ohr Geräusche wahr, die außer ihm niemand hört: es klopft. Die alte Geschichte will ihn anscheinend nicht zur Ruhe kommen lassen.
Franz Hohler hat einen Roman voller Spannung und abgründiger Wendungen geschrieben. Sein Manuel Ritter verteidigt seine Biographie gegen alle Einbrüche des Unerwartbaren und Irrationalen. Er liebt das vermeintlich »normale« Leben und mag vor dem Unbekannten nicht kapitulieren. Dennoch üben die dunklen Kräfte des Lebens einen höchst verführerischen Sog auf ihn aus. Ein Sog, der auch den Leser von der ersten Seite an immer stärker in seinen Bann zieht.
Franz Hohler wurde 1943 in Biel, Schweiz, geboren, er lebt heute in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes. Franz Hohler ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. erhielt er 2002 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, 2005 den Kunstpreis der Stadt Zürich, 2013 den Solothurner Literaturpreis, 2014 den Alice-Salomon-Preis und den Johann-Peter-Hebel-Preis. Sein Werk erscheint seit über vierzig Jahren im Luchterhand Verlag.