Städte und ihre Eigenlogik

Ein Handbuch für Stadtplanung und Stadtentwicklung, Interdisziplinäre Stadtforschung 11

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593395340
Sprache: Deutsch
Umfang: 255 S., ca. 55 farbige Abb.
Format (T/L/B): 1.5 x 21.5 x 17 cm
Auflage: 1. Auflage 2011
Einband: Paperback

Beschreibung

Jede Stadt ist anders. Das liegt nicht nur an charakteristischen Bauweisen oder einmaligen Sehenswürdigkeiten. Unterschiede sind für Bewohner wie Besucher über die Architektur hinaus regelrecht spürbar. Die Autorinnen und Autoren erörtern, was den spezifischen Charakter einer Stadt ausmacht und wie man ihm gerecht wird. Um Städte im Hinblick auf ihre jeweiligen Besonderheiten angemessen planen und gestalten zu können, bedarf es der Kenntnis ihrer Strukturen, ihrer Geschichte und ihrer Möglichkeiten, kurz: ihrer Eigenlogik. Anhand von Beispielen wie Köln, Frankfurt, Johannesburg oder Delhi behandeln die Beiträge die Wirtschaft, die Architektur, die Politik und die Kultur von Städten. Darüber hinaus stellen sie dar, welchen Gewinn Stadtgestalter für Planung, Entwicklung und Marketing aus diesen Perspektiven ziehen können, um die Attraktivität ihrer Stadt zu steigern. Der Band übersetzt erstmals die Erkenntnisse des soziologischen Ansatzes der 'Eigenlogik der Städte' für die praktische Arbeit an, in und mit Städten.

Autorenportrait

Martina Löw ist Professorin für Soziologie an der TU Berlin.

Leseprobe

. und was hat die Praxis hiervon? Die zeitgenössische Stadtforschung verfügt über mehrere große Leitwerke wie Alexander Mitscherlichs Unwirtlichkeit der Städte oder Jane Jacobs Tod und Leben großer amerikanischer Städte. Zentral an diesen Texten ist die Kritik an der herrschenden Stadtplanung und Stadtentwicklung, die an den Menschen vorbei plane, die Freiheit einschränke und dem Organismus Stadt nicht gerecht werde. Die Eigenlogikforschung nimmt diese Kritik auf und entwickelt sie weiter. Dabei steht die Stadtforschung seit ihren Anfängen im Austausch mit der Gestaltungspraxis (vgl. Rodenstein 2008) und will nahe an den gesellschaftlichen Realitäten entlang forschen. Im innerwissenschaftlichen Diskurs handelt man sich so schnell den Vorwurf der Instrumentalisierung durch die Praxis ein. Wer sich in zu große Nähe zu den Akteuren der Gestaltung begibt und nur zu aktuellen Themen Stellung bezieht, scheint befangen zu sein und Teil des Spiels zu werden. Dieses Argument lässt sich aber auch umkehren, denn nur im direkten Austausch besteht die Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse in Alltagsroutinen der Praxis einfließen zu lassen und das Zusammenleben zu verbessern (vgl. Weingart 2001). Das 'Untersuchungsobjekt' Stadt wird durch Forschung natürlich auch mitgestaltet, wenn Wissenschaftler öffentliche Debatten - zum Beispiel Planungsprozesse - analytisch begleiten. Solche Vermittlung von Wissenschaft und Praxis gewinnt seit einigen Jahren an Dynamik. Man könnte gar von einer neuen Konstellation sprechen, in der die gesellschaftlichen Anforderungen an Wissenschaft und Forschung zunehmend steigen. Wissenschaftler werden zunehmend darauf aufmerksam gemacht, dass die Produkte ihrer Arbeit zu einem gewissen Anteil nach 'außen', in die Öffentlichkeit hinein vermittelbar sein müssen; man denke an den ARD-Wissenschaftsexperten Rangar Yogeshwar. Die Auswirkungen auf die Organisation von Forschung sind immens: Institutionelle Lösungen - nach dem Motto one size fits all - sind nicht mehr allein ausreichend. Stattdessen werden unterschiedliche Lösungen kreiert, die zwischen dem Innen und dem Außen der Wissenschaft vermitteln (vgl. Neidhardt et al. 2008). Der hohe Bedarf und das hohe Interesse an Beratung und Austausch mit der Praxis im Allgemeinen und besonders bei den Städten unterstreicht, dass dies kein künstlich erzeugter Trend ist, sondern Ergebnis steigender Komplexität der Wissensgesellschaft, innerhalb deren die Wissenschaft agiert und reagiert. Das Hauptproblem von Kooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis sind die unterschiedlichen Zeithorizonte der Akteure, die Finanzierung der Vorhaben und die Arbeitsbelastung auf beiden Seiten. Dabei bedürften beide nicht nur einer gemeinsamen Sprache, sondern eines zusätzlichen Arbeitsschritts, der die eigene Sicht oder Erkenntnis aufbereitet und dem Gegenüber verständlich macht - so wie es dieses Buch versucht. Gemeinsame Projekte können solche Hürden verkleinern, auch die Fokussierung auf Themen kann helfen. Die großen Themen der Städte - die Finanznot der Kommunen, der demographische Wandel, Integration oder Klimawandel - werden dabei in eine übergeordnete Perspektive eingebettet, die helfen kann, aus einzelnen Bereichen auf andere zu schließen und damit die Gesamtheit der Stadt zu verstehen, was wiederum für die Strategie einer Kommune von zentraler Bedeutung sein kann. Städtische Routinen im Licht der Eigenlogik zu erkennen, enthält Chancen und kann Risiken mildern (Löw 2008b: 234). Gerade in Zeiten der Globalisierung und des Städtevergleichs als quasinatürlichem Reflex auf sie (Löw 2008b: 11 f. sowie 116 ff.) zeigt sich, das Großdebatten wie die über die Globalisierung alles erklären und wiederrum auch nichts. Für die lokale Ebene sind sie nicht hilfreich. Die Konzentration auf die Eigenlogik bietet Städten eine Möglichkeit, sich ihrer Stärken und Schwächen gewahr zu werden. Die daraus folgenden Schlüsse mögen eine Stadt vielleicht nicht zur Top-Adresse des internationalen

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Der Stadt auf der Spur>