Beschreibung
Sex ist heute überall präsent und scheinbar die einfachste Sache der Welt. Aber was ist mit der eigenen Sexualität und wie hängt die eigentlich mit der Liebe zusammen? Da kann es spannend werden, manchmal auch ganz schön kompliziert!
Autorenportrait
Lutz van Dijk war Lehrer in Hamburg und später Mitarbeiter des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam. Seit 2001 lebt er in Kapstadt als Schriftsteller und Mitbegründer der Stiftung HOKISA (www.hokisa.co.za), die sich für von Aids betroffene Kinder und Jugendliche einsetzt. Seine Jugendbücher erhielten mehrere internationale Preise und wurden in viele Sprachen übersetzt. Im Campus Verlag erschienen bisher: 'Die Geschichte der Juden' (2001) und 'Die Geschichte Afrikas' (2004).
Leseprobe
Ob in Gesetzen niedergeschrieben, durch Wegschauen oder Hinstarren vermittelt, verschleiert oder in greller Reklame, ob offen angesprochen oder mit Prügel, Schande und Schlimmerem bedroht: Wo immer Menschen leben oder gelebt haben, gibt es bestimmte Werte, die unsere zärtlichen Sehnsüchte und sexuellen Fantasien zu regeln versuchen. Die Vorschriften sind bekannt, oft sind es gar nicht so viele. Sie werden bewusst übersichtlich gehalten. Damit alle wissen, woran sie sich zu halten haben: Was richtig und was falsch ist, was schön und was hässlich. Damit die einen belohnt und die anderen bestraft werden können. So viel Glück. So viel Leid. Die biologischen Fakten von Liebe und Sex werden demgegenüber Aufklärung genannt und in Biologiebüchern oder gar einem eigenen Fach Sexualkunde beigebracht. Fraglos ist es wichtig, gut informiert zu sein - über Samenerguss und das Steifwerden des Gliedes oder über das Wachsen der Brüste und die erste Regelblutung. Auch wie man sich vor Geschlechtskrankheiten schützt (und sie im Ernstfall erkennt) oder eine Schwangerschaft verhütet. Dafür gibt es inzwischen ausgezeichnete Nachschlagewerke (mit richtigen Fotos und nicht nur mehrfarbigen Schemazeichnungen wie früher) und natürlich das Internet mit guten und schlechten Websites zu Liebe und Sex. Deshalb geht es in diesem Buch nicht um noch mehr Sachinformationen, sondern darum, die vielen Begriffe, Bilder und Behauptungen rund um Liebe und Sex besser zu verstehen. Wann und wo sind sie entstanden? Wie haben Menschen früher gefühlt und gedacht? Warum wurde über Liebe und Sex so oft geschwiegen oder sogar gelogen? Wie kann ich mich auf die Suche nach meiner eigenen Wahrheit - meiner Geschichte - von Liebe und Sex machen? Wie lernen, mich in der verwirrenden Vielfalt scheinbar unendlicher Freiheiten und erregender Fantasien zu entscheiden, wer ich bin oder sein möchte? Kein Wunder, dass die Geschichte von Liebe und Sex immer wieder auch eine Geschichte vom ersten Mal ist: Das erste Mal schließt die Ahnung von den vielen Malen ein, die entweder kommen sollen oder auch völlig unmöglich erscheinen. Aus beiden Variationen, die durchaus gleichzeitig vorkommen können, entsteht Spannung - hoffnungsfrohe oder angstvolle. Das Herz bebt, weil das erste Mal der Schlüssel zu etwas ist, von dem man bislang ausgeschlossen war und von dem man ahnt, dass es das eigene Leben in seinen Grundfesten erschüttern, aber auch tiefste Sehnsüchte befriedigen könnte. Und dass es einen auf jeden Fall nicht unbeteiligt lassen wird. So viel Glück. So viel Leid. Die Geschichte von Liebe und Sex: Auch eine Geschichte des Terrors, der Ausgrenzung von Behinderten, der Diskriminierung verschiedener Minderheiten, der öffentlichen Hinrichtungen von Hexen und Homosexuellen, von Verfolgung und Totschlag, von Mord und Selbstmord, von schlimmsten Erniedrigungen und Einsamkeiten, vom Allein- und Verlassensein. Die Geschichte von Liebe und Sex aber eben auch und immer wieder: Eine Geschichte der Menschlichkeit, der scheinbar unzerstörbaren Sehnsucht nach Nähe, nach Anerkennung, nach Verschmelzung, aber genauso nach Loslassenkönnen, Halten und Gehaltenwerden. Es ist die Geschichte der Hoffnung auf persönliches Glück, selbst wenn die Wirklichkeit dem noch so machtvoll entgegensteht. Erich Fried über Liebe und Glück Der Dichter Erich Fried (1921?-?1988), der als jüdischer Junge während der Nazizeit aus seiner Heimat Österreich fliehen musste und den Rest seines Lebens im Exil in England verbrachte, schrieb in einem seiner letzten Gedichte mit dem Titel "Bevor ich sterbe": "Bevor ich sterbe, noch einmal sprechen von Liebe. Damit doch einige sagen: Das gab es. Das muss es geben. Noch einmal sprechen vom Glück der Hoffnung auf Glück. Damit doch einige fragen: Was war das? Wann kommt es wieder?" Die Wirklichkeit menschlicher Liebe und Sexualität ist vielfältiger, als es alle Vorschriften und Gesetze zu allen Zeiten und in allen Ländern der Welt jemals waren und sind. Unse
Inhalt
Inhalt Liebe und Sex - nur ein Gefühl? Zwei Zellen. Das allererste Mal 2 Milliarden bis 200000 v. Chr Die Entstehung des Lebens Sex zum Überleben? Der nackte Affe Eva und Adam. Ideen vom ersten Mal 200000 bis 100000 v. Chr. Am sechsten Tag Andere Schöpfungsmythen Darwin oder intelligentes Design? Julama und Jirma. Das afrikanische erste Mal 100000 v. Chr. bis heute Die Wiege der Menschheit in Afrika Nomaden-Liebe der nordwestafrikanischen Wodaabe AIDS und Sex im südlichen Afrika Psyche und Eros. Das antik-klassische erste Mal 5000 v. Chr. bis 500 n.Chr. Liebe und Sex der antiken Götter Griechische heilige Huren und homoerotische Liebschaften Römisches Leben auf dem Vulkan Shakti und Shiva. Das asiatisch-sinnliche erste Mal 2000 v. Chr. bis heute Indien: Vom Kamasutra zum Taj Mahal China: Von Lotusblumen zur kommunistischen Kleinfamilie Japan: Vom Shinto-Glauben zur modernen Geisha Abraham und Maria. Das jüdisch-christlich strenge erste Mal 2000 v. Chr. bis heute Stammvater Abraham und seine Frauen Von Jungfrauen und Hexen Ist es Liebe? Milchmann Tevje und Papst Benedikt Scheherazade und Scheherban. Das arabisch-poetische erste Mal 622 n.Chr. bis heute Prophet Mohammed und die Liebe Erotik aus 1001 Nacht Die Weisheit des Islam, Fememorde und Al Qaida Julia und Romeo. Das tragische erste Mal 1000 bis heute Deutsche Minnesänger und italienische Leidenschaft Shakespeares Romeo und Julia: Liebe bis in den Tod Goethes junger Werther: Liebe oder Tod Jane und Tarzan. Das exotische erste Mal 1450 bis heute Kolonialistische Fantasien: Die Schöne und der Wilde Ahnungen vom Unbewussten: Sigmund Freud Eine europäisch-afrikanische Liebe: Ruth und Seretse Doris und Rock. Das amerikanisch-verklemmte erste Mal 1492 bis heute Zu Kolumbus Zeiten: Geschlechtertausch bei "Indianern" Pioniere des Sex: Margaret Sanger und Alfred Kinsey Einsam in der Spaßgesellschaft: Die Folgen von "No Sex!" In Reih und Glied. Das militaristische erste Mal 1800 bis 1960 Strammstehen der Gefühle: Maschinen und Soldaten Ein Zwischenspiel: Frühling in Moskau und Weimar Liebe und Sex in DDR und BRD: Mief in Ost und West Liebe statt Krieg. Das befreite erste Mal 1960 bis 1990 Protest der Jugend: Make Love - not War! Protest der Frauen: Die Hälfte des Himmels Sexuelle Revolution: Kindersex und Wohngemeinschaften Anders als die anderen. Das erste Mal als Coming-out 1970 bis heute Es gibt uns: Minderheiten machen den Mund auf! Behinderte, Homosexuelle, alte Menschen Sehnsucht im Rollstuhl: So viel zu geben Liebe auf den ersten Klick. Das erste Mal online 1990 bis heute Online Dating, Chatrooms and Cybersex Sex-Tourismus in Länder des Südens und Ostens Globalisierter Sex - globalisierte Liebe? Ausblick: Das erste Mal morgen? Morgen! Heute bis ... Danksagung Zeittafel Register
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