Beschreibung
»Gut gemachte Spannung.« SZ über die Gänsehaut-Reihe
Autorenportrait
R. L. Stine, 1943 in Columbus/Ohio geboren, ist Erfolgsautor der Reihe "Fear Street". Der weltweite Durchbruch gelang ihm mit der Kinder-Gruselreihe "Goosebumps", zu Deutsch "Gänsehaut". Die Zeitung USA Today hat 1999 ermittelt, dass Stine damit zum erfolgreichsten Kinderbuchautor aller Zeiten geworden ist. Er lebt heute mit Frau, Sohn und Hund in New York und teilt sich sein Büro mit einem Skelett.
Leseprobe
1. Kapitel 'Jessica, was tust du da?', fragte meine kleine Schwester Katie mich mit ihrer Quiekstimme. Sie stand in der Tür meines Zimmers. Ich ließ eine weitere tote Fliege in das Glasbecken fallen. Peters spitze rosa Zunge zuckte hervor und schnappte sie. 'Mmmmm. Saftiges Fliegenfleisch', flüsterte ich ihm zu. 'Lecker und selten.' 'Was tust du da?', wiederholte Katie. Ich wandte mich zur Tür. 'Ich übe Geige', erklärte ich ihr. Katie verzog das Gesicht. 'Nein, Quatsch. Du fütterst deine Eidechse.' 'Bingo', antwortete ich und verdrehte die Augen. Ich hielt eine tote Fliege hoch. 'Möchtest du einen Happen? Lecker, lecker.' 'Die Eidechse ist echt eklig', jammerte meine Schwester. 'Ich mag sie', sagte ich unbeirrt. Ich griff in das Becken und kitzelte Peter unter seinem glanzlosen ledrigen Kinn. 'Es ist schon spät. Wieso bist du noch auf?', fragte ich Katie. Sie gähnte. 'Ich bin nicht müde', antwortete sie. Amanda, Katies Zwillingsschwester, betrat das Zimmer. 'Ich bin auch nicht müde', verkündete sie. 'Und Mary-Ellen ist es auch nicht. Sie will, dass wir bis Mitternacht aufbleiben!' Ich stöhnte. 'Schaff Mary-Ellen aus meinem Zimmer raus, bitte', sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen zu Amanda. 'MaryEllen kann gehen, wohin sie will!', erwiderte sie. 'MaryEllen kann dich nicht leiden, Jessica', sagte Katie hämisch. 'Sie hasst dich und sie hasst die Eidechse!' 'Und ich hasse Mary-Ellen!', schrie ich. 'Schafft sie aus meinem Zimmer raus!' Ich weiß, ich weiß. Ich benahm mich genauso kindisch wie meine sechsjährigen Schwestern. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich hasse Mary-Ellen wirklich. Seit Dad Mary-Ellen mitgebracht hat, ist das Leben hier in unserem Haus schwierig geworden. MaryEllen ist eine riesige Puppe, fast so groß wie die Zwillinge. Sie hat krauses braunes Haar aus Jutefäden. Einen roten, herzförmigen Mund mit einem fiesen Grinsen. Unheimliche violette Glasaugen. Und hässliche, aufgemalte runde rote Flecken auf den Pausbacken. Die Puppe ist der Horror - aber Amanda und Katie behandeln sie wie eine Art dritte Zwillingsschwester. Sie ziehen der Puppe ihre Klamotten an. Sie reden mit ihr. Sie singen ihr vor. Sie tun so, als würden sie die Puppe füttern. Und sie schleppen sie überallhin mit. Sie sind zu Mary-Ellen viel netter als zu mir. Nachts denke ich mir schreckliche Dinge aus, die ich der grauenhaften Puppe gerne antun würde. Amanda warf sich die riesige Puppe über die Schulter. 'Mary-Ellen sagt, dass wir bis Mitternacht aufbleiben dürfen', wiederholte sie. Ich schob Peter noch eine saftige Fliege ins aufgesperrte Maul. 'Ich glaube nicht, dass es Mom und Dad interessiert, was eine riesige, hässliche Puppe sagt', erwiderte ich. Die beiden wandten sich zur Tür, um zu gehen. 'Das wird dir noch leidtun', warnte mich Katie. 'Du wirst noch bereuen, dass du gemein zu Mary-Ellen warst.' 'MaryEllen sagt, dass es dir leidtun wird', fügte Amanda hinzu. Als sie aus dem Zimmer marschierte, wippte der große Puppenkopf auf Amandas Schulter auf und ab. Ich knallte die Tür hinter ihnen zu und atmete auf. Wieso müssen Sechsjährige bloß so nervtötend sein? Ich fütterte Peter zu Ende. Dann rief ich ein paar Freunde an, quatschte ein Weilchen und machte Pläne fürs Wochenende. So gegen halb zwölf schlief ich ein. Ich träumte von meinem Freund Harry Cohen. Ich träumte, dass er und ich fliegen konnten. Wir flogen über unsere Schule hinweg und all unsere Freunde staunten Bauklötze. Ein lautes KLICKEN riss mich aus dem Traum. Mit einem erschrockenen Keuchen wachte ich auf. Und starrte blinzelnd in die Dunkelheit in meinem Zimmer. Wieder hörte ich ein metallisches KLICKEN. Und dann ein scharfes Schrappen. Eine silberne Klinge blitzte in der Dunkelheit auf. Wie bitte? Eine Klinge? Was ist denn jetzt los?, schoss es mir durch den Kopf. Ich versuchte, mich zu bewegen. Zu spät. Die Klinge fuhr auf meinen Hals herab - und ich schrie auf. 2. Kapitel Ich versuchte sc Leseprobe