Beschreibung
Cheyenne Clark muss als junges Mädchen hilflos mit ansehen, wie ihr Vater im eisigen Norden Kanadas von einem Werwolf getötet wird. Jahre später kehrt sie zurück an den Ort des Grauens, um blutige Rache zu nehmen. Doch es kommt anders: Cheyenne wird gebissen und verwandelt sich nach und nach in einen Werwolf, der in den langen Nächten den Mond anheult. Nun muss sie vor unerbittlichen Jägern fliehen, die es auf die letzten Werwölfe abgesehen haben - und somit auch auf Cheyenne. Einzig ihr ehemaliger Feind kann ihr jetzt helfen zu überleben.
Autorenportrait
David Wellington wurde in Pittsburgh, Pennsylvania, geboren und studierte an der Syracuse University. Seine ersten Romane veröffentlichte er zunächst in seinem Internet-Blog, bevor amerikanische Verlage auf ihn aufmerksam wurden. Mit seinen Romanen um die Vampirjägerin Laura Caxton avancierte Wellington aus dem Stand heraus zum neuen Star der amerikanischen Horror- und Dark-Fantasy-Szene. Wellington ist verheiratet und lebt in New York, wo er als Archivar bei den Vereinten Nationen arbeitet. Zuletzt erschien 'Vergeltung der Vampire'.
Leseprobe
Für Mary Teil eins Der betrunkene Wald 1 Der Boden erbebte. Ein grüner Regen aus Kiefernnadeln rieselte von den Bäumen. Chey griff nach einer vorstehenden Wurzel, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und hob den Kopf. Eine Wasserwand brauste in den Hohlweg herein. Geradewegs auf sie zu. Ihr blieb kaum Zeit, die Flut wahrzunehmen, bevor sie getroffen wurde - ihr war, als käme ihr plötzlich der aufgewühlte Inhalt eines Swimmingpools entgegen. Das weiß schäumende Wasser toste, es schlug ihr so hart ins Gesicht und gegen die Hände, dass es sich wie ein Sturz auf den Bürgersteig anfühlte. Eisige Flüssigkeit schoss ihr in die Nase, unwillkürlich riss sie den Mund auf. Dann sprudelte ihr das Wasser in die Kehle und raubte ihr die Luft. Blätter und Kiefernzapfen trafen sie wie Kugeln aus einer Pistole. Wasser mit großen und kleinen Steinen, das nach frischem Schlamm stank. Ihre Hand wurde von der Wurzel weggefegt, die Füße wurden ihr unter dem Leib fortgerissen. Völlig außer Kontrolle wirbelte sie umher, ohne sich dagegen wehren zu können. Ihr Rücken wurde schmerzhaft gezerrt, als das Wasser sie in die Höhe stemmte und wieder nach unten schmetterte, sie hochhob und hart zu Boden schleuderte. Ihr Fuß schlug gegen einen Stein, den sie nicht sehen konnte - ringsum gab es nichts mehr außer Wasser. Verzweifelt kämpfte sie darum, zumindest den Kopf über die Oberfläche zu halten, obwohl die Strömung sie unaufhaltsam in die Tiefe ziehen wollte. Sie hatte das Gefühl, unglaublich schnell zu sein, als würde sie wie eine vom Hebel eines Flippers angetriebene Stahlkugel den Hohlweg hinuntergeschossen. Einen Übelkeit erregenden Augenblick lang kam ihr die Erkenntnis, dass sie sterben würde, sollte ihr Kopf mit einem Stein kollidieren. Sie war ganz allein, und niemand würde ihr zu Hilfe kommen. Und dann endete alles mit einem solchen Ruck, dass ihre Knochen krachten. Das Wasser strömte über sie und an ihr vorbei, sie hörte ein Gurgeln, und dann befand sie sich unter der Oberfläche und bekam keine Luft mehr. Etwas hielt sie fest, und sie ertrank. Mit aller verbliebenen Kraft bäumte sie sich auf und kämpfte gegen den Gegenstand an, der sie festhielt.Kämpfte darum, den Kopf über Wasser zu bekommen. Nach Luft ringend durchbrach sie die Oberfläche, und wieder schoss ihr Wasser in die Kehle. Wild ruderte sie mit den Armen, dann wurde sie erneut untergetaucht. Irgendwie kämpfte sie sich von Neuem nach oben. Weiße Gischt sprudelte an Cheys Gesicht vorbei. Sie vermochte kaum den Mund über den eiskalten Strom halten. Auf der Suche nach dem Ding, das sie festhielt, tasteten ihre Hände verzweifelt umher, während das Wasser stieg und Luftblasen in ihren Ohren platzten. Ihre Haut brannte vor Kälte, und sie wusste, dass sie in wenigen Sekunden tot sein würde, dass sie gescheitert war. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Blitzfluten gab es doch bloß in der Wüste und nicht in den Nordwest-Territorien der kanadischen Arktis. Hatte sie zumindest geglaubt. Aber der Sommer hatte den Norden erreicht, und die stärker werdende Sonne hatte Billionen Tonnen Schnee geschmolzen. Und das Wasser musste schließlich irgendwo bleiben. Chey war den engen Hohlweg hinaufgestiegen, damit sie sich oben auf dem Kamm orientieren konnte. In dem schmalen Erdspalt hatte sie dem messerscharfen Wind entkommen wollen. Es war ein mühsamer Weg gewesen, und sie hatte mit Händen wie mit Füßen klettern müssen, aber sie war gut vorangekommen. Dann hatte sie innegehalten, weil sie etwas zu hören glaubte. Ein leises Schwirren, als würde eine Karibuherde durch den Wald galoppieren. Möglicherweise handelte es sich auch um ein Erdbeben. Nun hielt sie etwas fest, und sie konnte sich nicht befreien. Sie versuchte sich zu orientieren. Die Strömung hatte sie das Stück zurückgespült, das sie gerade bezwungen hatte, hatte sie über spitze Steine geschleift, die ihren Parka zerrissen hatten; ihr Gesicht war mit Schlamm beschmiert. Nichts war zu sehen außer silbrigen Blasen, die si