Beschreibung
Wer liebt, verändert die Welt Ein großer spiritueller Lehrer, der Zen-Meister und Benediktinermönch Willigis Jäger, schreibt über die Liebe. Sie steht inmitten jeder spirituellen Suche. Aus ihrer Kraft erwächst das Einverständnis mit sich und der Welt. Probleme lösen sich auf und müssen nicht mehr gewaltsam bekämpft werden. Die Liebe ist der Weg zum Frieden. Liebe macht unser Leben schön. Ausstattung: Mit Abb. von Petra Wagner
Autorenportrait
Willigis Jäger, geboren 1925, Benediktiner, Kontemplationslehrer und Zen-Meister, gründete die Zenlinie "Leere Wolke" und die Stiftung "Wolke des Nichtwissens - Kontemplationslinie Willigis Jäger". Er hält Kurse und Vorträge sowie Seminare für Führungskräfte, Psychologen und Lehrer in ganz Europa. Autor zahlreicher erfolgreicher Publikationen und Mitbegründer des Benediktushof- Zentrums für spirituelle Wege in Holzkirchen bei Würzburg.
Leseprobe
Agape - die Liebe zum Mitmenschen "Ein M?nch war an Ruhr erkrankt", hei? es an einer Stelle im Pali-Kanon, "und lag stinkend in seinem eigenen Urin und Kot." Als der Buddha an seiner Unterkunft vorbeikam, fragte er ihn, warum sich niemand um ihn k?mmere. "Die anderen M?nche k?mmern sich nicht um mich", antwortete der M?nch, "weil ich auch nichts f?r sie tue." Der Buddha und sein Begleiter Ananda wuschen den M?nch, hoben ihn hoch und legten ihn auf ein Bett. Der Buddha stellte die Gemeinschaft zur Rede, warum sie sich nicht um den kranken M?nch gek?mmert h?en, und sagte dann zu ihnen: "M?nche, ihr habt weder eine Mutter noch einen Vater, die euch pflegen k?nnten. Wenn ihr euch nicht umeinander sorgt, wer wird sich dann um euch k?mmern? Wer auch immer mich pflegen w?rde, sollte auch andere, die krank sind, pflegen." Beziehung, Zuwendung und nicht zuletzt auch Ber?hrung sind ein so wichtiger Teil unseres Lebens. Es ist ein gro?s Geschenk, von einem anderen Menschen gesehen, geh?rt, verstanden und ber?hrt zu werden. Und das Gr??e, das ich einem anderen geben kann, ist, ihn zu sehen, zu h?ren, zu verstehen und zu ber?hren. Die M?nche, zu denen der Buddha hier sprach, waren aus einem falschen Verst?nis heraus nur an ihrer eigenen Befreiung interessiert, suchten nur f?r sich einen Weg zum Erwachen und k?mmerten sich nicht umeinander. Indem sich aber der Buddha mit dem kranken M?nch identifizierte, signalisierte er, dass zwischen dem Erwachen und dem Leid ein Zusammenhang besteht. Ohne Geburt, Krankheit, Altern und Tod g? es weder ein Erwachen noch einen Erwachten. Der Buddha kann sich mit dem kranken M?nch identifizieren, weil er sieht, dass sein eigenes Erwachen und das des M?nches nichts Verschiedenes sind. Auch Jesus setzt sein Leben mit dem eines jeden anderen Menschen gleich. "Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gef?nis, und ihr seid zu mir gekommen." Meister Eckhart sagte daher zu Recht: "Wer Gott mehr liebt als seinen N?sten, der liebt ihn noch nicht auf vollkommene Weise." Es geht um die Einheitserfahrung mit allem und jedem, aus der die wahre Liebe aufsteigt. In dieser Einheitserfahrung liegt die Weisheit aller spirituellen Wege begr?ndet, eine Weisheit, die besagt, dass es keine Trennung zwischen einem Ich und einem Du, zwischen diesem Urgrund Gott und den Menschen gibt. In dieser Erfahrung der Einheit aller Wesen und allen Lebens liegt das Ziel des spirituellen Weges. Aus dieser Erfahrung erw?st Liebe. Und wer liebt, empf?t. Denn Liebe ist wie der Ruf in eine Echowand - es schallt zur?ck, wenn ich hineinrufe. Diese Liebe ver?ert die Menschen. Ich kann dann gar nicht anders, als auf meinen Mitmenschen zuzugehen, dessen Leid ich als mein Leid erfahre und dessen Freude auch meine Freude ist. Hier gibt es keine Bevorzugung mehr, was nicht hei?, dass auf der pers?nlichen Ebene die Mutter ihre Kinder nicht mehr in besonderer Weise liebt und ein Partner und die Partnerin nicht in besonderer Beziehung zueinander stehen. Diese Erfahrung des Urgrunds ver?ert die Menschen von innen heraus, und das ist die Zielsetzung f?r eine Ver?erung der Menschheit. Meister Eckhart dr?ckt dies in den folgenden Worten aus: "Wollt ihr's recht bedenken, so ist Liebe mehr Belohnung als ein Gebot. Wer Gott liebt, wie er ihn lieben soll und auch lieben muss, ob er wolle oder nicht, und wie ihn alle Kreaturen lieben, der muss seinen Mitmenschen lieben wie sich selbst." Wer liebt, steht in Ehrfurcht vor dem Leben. Die Verehrung gilt allen Lebewesen und Dingen. Alles ist heilig. Heilig kann man nicht werden, und man kann auch nichts heiligen. Heilig ist alles von Grund auf. Nichts ist heilig, sagt Bodhidharma, der in China die Zen-Tradition begr?ndete, und meint damit genau das Gleiche. Denn alles, was existi Leseprobe
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