Accelerando

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453521957
Sprache: Deutsch
Umfang: 558 S.
Format (T/L/B): 3.8 x 19 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Dies ist die Geschichte der schleichenden Machtübernahme der künstlichen Intelligenz: Beginnend im heutigen New York schlägt Charles Stross den Bogen weit in die Zukunft und zeichnet Schritt für Schritt nach, wie die Maschinen Bewusstsein entwickeln und die Herrschaft an sich reißen. Nach "Singularität" und "Supernova" liefert Stross damit seinen großen Roman über die Zukunft unserer Zivilisation.

Autorenportrait

Charles Stross, geboren 1964 im englischen Leeds, studierte Pharmakologie und Computerwissenschaften und arbeitete in vielen unterschiedlichen Berufen, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er gilt als einer der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren unserer Zeit, seine Romane »Accelerando« und »Glashaus« wurden zu internationalen Bestsellern.

Leseprobe

Erster Teil Langsamer Aufbruch die hummer Manfred ist mal wieder unterwegs, um Fremden zu Reichtum zu verhelfen. Es ist ein warmer, sommerlicher Dienstag, und er steht mit einer Datenbrille vor den Augen auf der Plaza vor der Centraal Station, mitten im grellen Sonnenlicht, das von der Gracht reflektiert wird. An beiden Ufern haben sich schwatzende Touristengrüppchen gesammelt, während Motorroller und Radfahrer in selbstmörderischem Tempo vorbeiflitzen. Der Platz riecht nach Wasser, Schmutz, heißem Metall und den kalten, schwefelhaltigen Ausdünstungen von Katalysatoren; im Hintergrund bimmeln Straßenbahnen, über seinem Kopf fliegt ein Vogelschwarm. Er blickt nach oben, fängt eine der Tauben im Bild ein, speichert es ab und leitet es an sein Weblog weiter, um zu zeigen, dass er angekommen ist. Ihm fällt auf, dass die Bandbreite hier gut ist. Und nicht nur die Bandbreite, sondern die ganze Szenerie. Jetzt schon gibt ihm Amsterdam das Gefühl, willkommen zu sein, obwohl er gerade erst dem Zug aus Schiphol entstiegen ist. Der schwungvolle Optimismus einer anderen Zeitzone, einer neuen Stadt hat ihn angesteckt. Falls diese Stimmung anhält, wird irgendjemand da draußen tatsächlich sehr reich werden. Er fragt sich, wer es sein wird. Auf dem Parkplatz vor der Brouwerij't IJ sitzt Manfred auf einem Hocker, sieht zu, wie die mit pneumatischen Gelenken versehenen Busse vorbeifahren, und trinkt 0,3 Liter des sauren Gueuze, das ihm den Mund zusammenzieht. In irgendeinem Winkel des Brillendisplays quasseln Kanäle und decken ihn fortwährend mit komprimierten Informationen - ausgewählten Pressemitteilungen - ein. Sie quengeln und schlängeln sich aufdringlich in den Vordergrund, konkurrieren um seine Aufmerksamkeit. Auf der anderen Seite des Platzes stehen ein paar Punks bei zerbeulten Mopeds herum, lachen und unterhalten sich. Mag sein, dass es Einheimische sind, eher aber Herumtreiber, die das Magnetfeld von Toleranz, das Holland wie ein Pulsar quer durch Europa ausstrahlt, nach Amsterdam gezogen hat. Auf dem Kanal tuckert ein Boot mit Touristen vorbei; die Flügel einer riesigen Windmühle werfen lange, kühle Schatten über die Straße. Die Windmühle ist eine Anlage zur Drainage, sie verwendet Windkraft dazu, Land trocken zu legen. Mit Methoden des sechzehnten Jahrhunderts wird hier Energie dazu eingesetzt, neuen Lebensraum zu gewinnen. Manfred wartet auf die Einladung zu einer Party, auf der er sich mit einem Mann treffen wird, um mit ihm über den Austausch von Energie gegen Lebensraum nach Methoden des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu reden. Außerdem kann er dabei seine persönlichen Probleme, wie er hofft, verdrängen. Er ignoriert alle Meldungen über eingehende Nachrichten und genießt diese Zeit spärlicher Datenübertragungen und starker Sinnesempfindungen, erfreut sich seines Biers und der Tauben, bis eine Frau auf ihn zugeht und ihn anspricht: »Manfred Macx?« Er blickt auf. Die Frau ist ein professioneller Fahrradkurier; ihre windgestählten, geschmeidigen Muskeln stecken in einer Kleidung, die eine einzige Hommage an die Polymertechnologie darstellt: neonblaues Lycra, honiggelbes Karbonat mit hellen Tupfern von Anti-Kollisions-LEDs, dicht gefüllte Airbags. Bestürzt über ihre verblüffende Ähnlichkeit mit Pam, seiner Ex-Verlobten, zögert er kurz, als sie ihm eine Schachtel hinstreckt. »Ich bin Macx«, sagt er schließlich und zieht das linke Handgelenk unter ihrem Strichcodeleser hindurch. »Von wem kommt das?« »FedEx.« Ihre Stimme klingt anders als die von Pam. Sie wirft ihm die Schachtel in den Schoß. Gleich darauf setzt sie über die niedrige Mauer, steigt auf ihr Fahrrad, während ihr Handy schon wieder bimmelt, und verschwindet in einer Wolke von Staub und sonstigen Emissionen. Manfred dreht die Schachtel herum: Darin steckt ein Wegwerf-Handy, wie es in jedem Supermarkt gegen Bargeld zu bekommen ist - billig, nicht zurückzuverfolgen und effizient. Mit diesem Handy kann man sogar auf Konferenzschaltung gehen, deshalb Leseprobe