Beschreibung
England, um 1800: Als die schöne, aber verarmte Venetia Milton den äußerst attraktiven Wissenschaftler Gabriel Jones kennen lernt, ist sie von diesem geheimnisvollen Mann fasziniert. In Leidenschaft entbrannt, gibt Venetia sich ihm hin. Am Morgen jedoch ist Gabriel spurlos verschwunden! Fortan gibt sie sich als seine trauernde Witwe aus, doch Gabriel ist nicht tot. Er muss sich vor seinen Feinden verstecken - die sie nur gemeinsam aufhalten können.
Autorenportrait
Amanda Quick ist das Pseudonym der erfolgreichen, vielfach preisgekrönten Autorin Jayne Ann Krentz. Krentz hat Geschichte und Literaturwissenschaften studiert und lange als Bibliothekarin gearbeitet, bevor sie ihr Talent zum Schreiben entdeckte. Sie ist v
Leseprobe
Prolog In den letzten Jahren der Regentschaft von Königin Viktoria. Das Skelett lag auf einem mit vergoldeten Schnitzereien verzierten Bett in der Mitte des altertümlichen Laboratoriums, das zur Grabkammer des Alchemisten geworden war. Die zweihundert Jahre alten Gebeine waren noch immer in die zerschlissenen Fetzen einstmals kostbarer Gewänder aus Samt und Seide gehüllt. Goldgewirkte Handschuhe und Pantoffeln verliehen den Knochenhänden und -füßen einen gespenstischen Anschein von Fleisch und Blut. »Ich wette, sein Schneider hat ihn geliebt«, feixte Gabriel Jones. »Es steht nirgends geschrieben, dass ein Alchemist nicht mit der Mode gehen darf«, erwiderte Caleb Jones. Gabriel musterte die Kleider seines Cousins und warf dann einen Blick auf seine eigene Aufmachung. Die Hosen und Leinenhemden, die sie beide trugen, waren staubig und beschmutzt, doch sie waren, wie auch ihre Stiefel, handgearbeitet und passten ihnen wie angegossen. »Das liegt wohl in der Familie«, bemerkte Gabriel. »Passt schön zur Jones-Legende«, pflichtete Caleb ihm bei. Gabriel trat näher an das Bett und hielt seine Laterne hoch. In dem flackernden Lichtschein konnte er die kryptischen alchemistischen Symbole für Quecksilber, Silber und Gold ausmachen, mit denen die Gewänder des Skeletts verziert waren. Ähnliche Verzierungen waren in das hölzerne Betthaupt geschnitzt. Die schwere Truhe stand neben dem Bett auf dem Boden. Rost von zwei Jahrhunderten verkrustete die Seiten, doch der Deckel war mit einem dünnen Blech aus einem Metall überzogen, dem Korrosion nichts anhaben konnte. Gold, schloss Gabriel. Er bückte sich und wischte mit seinem Taschentuch die dünne Staubschicht vom Deckel. Das Licht der Laterne fiel schimmernd auf ein verschnörkeltes Blattmuster und kryptische Worte in Latein, die in das dünne Goldblech geätzt worden waren. »Es ist ein Wunder, dass dieses Labor im Verlauf der vergangenen zweihundert Jahre nicht entdeckt und geplündert wurde«, sagte er. »Nach allem, was man so hört, hatte der Alchemist zu seinen Lebzeiten viele Feinde und Rivalen. Ganz zu schweigen von all den Mitgliedern der Arcane Society und der Jones-Familie, die jahrzehntelang danach gesucht haben.« »Der Alchemist war berüchtigt für seine Schläue und seine Geheimnistuerei«, erinnerte Caleb ihn. »Auch das liegt in der Familie.« »Stimmt«, pflichtete Caleb ihm bei. Verbitterung schwang in seiner Stimme mit. Sie waren in vielerlei Hinsicht sehr verschieden, sein Cousin und er, dachte Gabriel. Caleb hatte einen Hang zum Grübeln und versank oft in langes nachdenkliches Schweigen. Er verbrachte seine Zeit am liebsten allein in seinem Labor und war ungehalten zu Besuchern oder auch jedem anderen, der Gastfreundlichkeit oder sogar nur ein höfliches Wort von ihm erwartete. Gabriel war immer der Aufgeschlossenere und weniger Launische von beiden gewesen, doch in jüngster Zeit zog er sich oft stundenlang in seine Privatbibliothek zurück. Er wusste, dass er dort nicht nur Wissen suchte, sondern dass ihm seine Studien auch zur Ablenkung, ja sogar zur Flucht dienten. Sie flohen beide, jeder auf seine Art, vor jenen Aspekten ihrer Persönlichkeit, die als nicht normal bezeichnet werden mussten, dachte er. Doch er bezweifelte, dass sie das, was sie suchten, jemals in einem Labor oder einer Bibliothek finden würden. Caleb nahm eins der alten Bücher in Augenschein. »Wir werden Hilfe brauchen, um all dies Zeug fortzuschaffen.« »Wir können ein paar Männer aus dem Dorf anheuern«, sagte Gabriel. Er begann sofort, Pläne für das Verpacken und den Transport der Besitztümer des Alchemisten zu schmieden. Er war gut darin, Strategien und Vorgehensweisen zu erdenken. Sein Vater hatte ihm mehr als einmal gesagt, dass dieses Talent eng mit seiner außergewöhnlichen übersinnlichen Begabung zusammenhing. Gabriel hingegen sah es lieber als Manifestation seiner normalen Seite statt seiner paranormalen. Er klammerte sich eisern an die Überzeugung, dass er ein logisch Leseprobe