Drachensaat

Fantasy-Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442242979
Sprache: Deutsch
Umfang: 652 S.
Format (T/L/B): 4.6 x 18.4 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Seit Jahrhunderten erblüht das Reich der Zauberer in unermesslichem Wohlstand. Doch die Pracht gründet sich auf einer Lüge, denn die Kräfte der Drachenmagier speisen sich aus dem Schmerz von gemordeten Sklaven. Wraith, ein Junge aus den Sklavenvierteln, und Solander, der Sohn eines Zauberers, wollen das grausame Spiel beenden und planen eine Rebellion gegen die herrschende Magiergilde. Ein aufregender Fantasy-Lesespaß um einen Krieg der Zauberer, dekadente Adlige und blutige Drachenmagie!

Leseprobe

Tief unten, in den Käfigen, in denen sie geboren worden waren, warteten die beiden einzigen Freunde, die Wraith auf der Welt hatte, und sie hungerten. Und so kauerte der Junge mit in der Kehle rasendem Herz in der Dunkelheit. Ohne etwas Essbares mitzubringen, durfte er nicht heimgehen. Aber wenn er nicht bald etwas auftreiben konnte, würde es keinen Grund mehr geben, nach Hause zurückzukehren. Die Merkwürdigkeit dieses Ortes machte ihm Angst, und er sehnte sich nach den vertrauten Seitengassen, die er hinter sich gelassen hatte. Aber irgendein Instinkt hatte ihn zu diesem reichen und unmöglichen Ort hingezogen, und er gab sich selbst das Versprechen, dass er nicht mit leeren Händen fortgehen würde. Die Stadt am Himmel ängstigte ihn jedoch. Zu seiner Rechten entsprang aus dem Nichts ein Springbrunnen und sprühte Ströme einer kristallinen Flüssigkeit und juwelengleiche Splitter aus Rot und Blau und Grün in die Luft. Kein sichtbarer Unterbau trug dieses zerbrechliche Wunder, aber die vielen Menschen, die vorüberschlenderten, schienen das nicht zu bemerken. Überall um Wraith herum erhoben sich aus Rauch und Licht gewobene Gebäude aus Grundmauern, die gleichermaßen körperlos waren, und doch bewegten sich darin Menschen mühelos von Stockwerk zu Stockwerk, wie man durch wunderschöne Bogengänge und breite Balkons beobachten konnte. Unter seinen Füßen, unter Straßen, die wie Bänder aus Buntglas waren, lag die andere, geringere Stadt - seine Stadt -, so weit entfernt, dass die Straßen dort aussahen wie Seidenfäden und die Gebäude wie auf feines Tuch genähte Perlen. Wraith gehörte nicht in diese feinen Straßen, in diese Stadt über der Stadt, in dieses Reich von Männern, die Götter sein mussten. Aber weil er hierherkommen konnte - weil die Stadt selbst ihm Zutritt gewährte -, betrachtete ihn niemand mit Argwohn oder mit Zweifel. Niemand hinterfragte die Schäbigkeit seiner Kleider, den groben Schnitt seines Haares, seine unbeschuhten Füße oder seinen mageren Kinderkörper. Wenn er hier war, schienen sie zu denken, dann nur aus dem einzigen Grund, dass er hierher gehörte, denn Magie hielt alle, die nicht hierher gehörten, von den Geheimnissen von Oel Artis Travia, von den Oberen, fern. Und hier, wo er, wie er wusste, gar nicht hätte sein dürfen, fand er genau das, wonach er so verzweifelt gesucht hatte. Im Unten wäre niemand je auf den Gedanken gekommen, etwas Essbares offen zur Schau zu stellen, wo jeder darauf zugehen, es berühren - und stehlen konnte. Aber hier lag es in gewaltigen und wunderbaren Mengen und in unvorstellbarer Vielfalt herum. Im Unten stahl Wraith regelmäßig Essensreste aus den Abfallcontainern hinter den Geschäfts- und Wohnhäusern. Hier dagegen gab es frisch zubereitete Speisen, und er konnte sich einfach davon nehmen. Sein Magen knurrte; die Früchte und das Gemüse, Brote und Käse, Pasteten und Getränke waren wie ein Festmahl vor ihm ausgebreitet, und er hatte solchen Hunger. Er wollte etwas essen. Irgendetwas. Am vergangenen Tag hatte er in irgendeine Art Soße getunkte Brotbrocken gegessen. Mit winzigen Maden darin, die er herausgezogen hatte, bevor er hineinbiss. Abgesehen von Wasser hatte er sonst nichts bekommen. Jeder Bissen Nahrung, ganz egal was, wäre wunderbar gewesen - aber keinen der anderen Menschen, die durch die Gänge schlenderten, hatte er irgendetwas essen sehen. Er hatte genau aufgepasst; nach jahrelangen Diebereien wusste er nur allzu gut, dass er Scherereien bekommen würde, wenn er Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Die Menschen um ihn herum trugen Körbe bei sich, die sie sich aus einer Ecke dieses seltsamen Freiluftmarktes holten, und sie streiften durch die Gänge, begutachteten die angebotenen Waren und legten, was ihnen gefiel, in ihre Körbe hinein. Wenn sie fertig waren, nahmen sie die Körbe einfach mit und gingen fort. Sie bezahlten nicht, wie die Menschen im Unten es taten. Wraith hatte viele Male Geld gesehen und begriffen, dass man es gegen Essen eintauschen konnte; was er nie hatte enträ Leseprobe