Meine Philosophie lebendiger Gärten

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783424150339
Sprache: Deutsch
Umfang: 247 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 19.3 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ein Geschenk für jeden Gartenliebhaber Das Verhältnis von Land- zu Stadtbevölkerung ist 2007 erstmals gekippt und mehr Menschen leben in der Stadt als auf dem Land. Seitdem wächst die Sehnsucht nach der eigenen kleinen Scholle. In ihrem Buch folgt die renommierte Gartendesignerin Gabriella Pape dem britischen Spruch "Gardening is the new sex". Auf den wiedererwachten Trend zum grünen Daumen setzt sie ihre Vision eines lebendigen Gartens. Was macht den zeitlosen Zauber gelungener Gärten aus? Warum kann ein Garten so viel Freude, aber auch so viel Wahnsinn auslösen? Warum gestalten wir überhaupt Natur? In ihrem Buch, das gespickt mit unglaublichen Geschichten und Geheimnissen um die Gartenkunst ist, geht die Autorin engagiert diesen und anderen Fragen nach. Für sie ist der Garten eines der schönsten Grundbedürfnisse des Menschen und ein durch und durch kreatives Erlebnis, das Glück und Wohlbefinden verspricht.

Autorenportrait

Die gebürtige Hamburgerin Gabriella Pape studierte in Großbritannien Biologisch Dynamische Landwirtschaft, Landschaftsarchitektur und Gartenkultur (Horticulture), letzteres am weltweit größten Botanischen Garten, Kew Gardens in London. 1992 gründete sie z

Leseprobe

Wer ein erstes Mal in einen Garten geht, verhält sich wie eine Biene: Er lässt sich von den Farben anziehen. Der optische Eindruck ist der wichtigste. Doch was macht einen Garten eigentlich besonders, warum fühlen wir uns darin wohl, was gefällt uns daran? Sind es die Proportionen, die Materialien, die Farben, die Texturen, oder liegt es daran, wie die Pflanzen miteinander korrespondieren? Garten ist Sinnlichkeit. Garten bedient unsere Sinne, und er regt sie an. Wenn wir an einem schattigen Bäumchen vorbeigehen, ist es ein inneres Erlebnis, ein buntes Blumenbeet kann uns betören, Gräser bewegen sich im Wind, Vögel zwitschern in einheimischen Gehölzen. Wir spüren, ob wir auf Stein, Kies, Sand oder Erde gehen, und genießen schattige, sonnige und duftende Fleckchen. Wenn wir über drei Treppenstufen in einen anderen Gartenbereich kommen, wartet vielleicht etwas Ungeahntes. So erleben wir den Garten, in der Spannung von expectation and surprise, wie man in England sagt, zwischen Erwartung und Überraschung: Wir sind an einem bezaubernden Ort und fühlen uns von einem anderen Platz innerhalb des Gartens geradezu magisch angezogen, angelockt - wir gehen hin und erleben dort tatsächlich eine Überraschung. Und irgendwann merken wir, dass es immer wieder neue Entdeckungen gibt. So funktioniert Garten, so kann, so sollte er funktionieren. Alle Freiheit ist gegeben. Seine Verspieltheit erlaubt es, dass alles möglich ist, sogar dass wir das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren und das Gefühl haben, an einer anderen Stelle unseres Gartens könnte es vielleicht noch schöner sein als hier, wo wir uns gerade aufhalten. Wir lassen den Gedanken freien Lauf, geben der Neugier nach, spielen mit den Gegebenheiten. Mein Anliegen ist es, Lust auf Garten zu machen. Meine Vision ist es, Garten erlebbar zu machen: Ich möchte, dass die Menschen den eigenen Garten entdecken, immer wieder Neues ausprobieren, die Freude daran genießen, dass sie in den Garten verführt werden. Das Erlebnis Garten steht jedem frei, jeder kann es für sich wachrufen. Dazu braucht es nur ein paar neue Ideen und Anregungen und ein bisschen Mut, manchmal Geduld und Demut, Hingabe und Zuversicht in die Kräfte der Natur. Und die Bereitschaft, in den Garten Liebe hineinzugeben, wie in eine menschliche Beziehung. Geliebte Gärten geben immer etwas zurück, seien es üppige Pflanzen oder eine besondere Blütenpracht, seien es Glücksgefühle oder eine tiefe Zufriedenheit. Erlebte Gärten machen glücklich, weil etwas Wunderbares entsteht, das uns zu Herzen geht. Gärten sind etwas Lebendiges, sie reflektieren schnell und dankbar die Liebe, die man ihnen zukommen lässt. Und sie reagieren genauso schnell und unbarmherzig auf Vernachlässigung und Liebesentzug. Wie schön ein Garten wird und wie viel Liebe man ihm schenken möchte, das kann man nur mit sich selbst ausmachen. Wo Kultur von Kultivieren kommt Spätestens gegen Ende meines Studiums wusste ich, nach welchem Wissen ich immer gesucht hatte. Auf einen Begriff gebracht, obwohl nur die schlichte Übersetzung des belegten Studienfachs, war es das Wissen der Gartenkultur. Damit war ich in eine völlig neue Dimension vorgedrungen, es war gleichsam der Eintritt in eine neue Welt. Dass Gartenkultur gewiss nicht das ist, was in Versandkatalogen und Baumärkten oft unter dieser Bezeichnung angeboten wird - Sonnenschirme und -liegen, Geflechtsessel und Ro-senbogenbänke, Royale-Comfort-Polster und Sturmlaternen, Feuerschalen und Grillmodule, Dosenfackeln und gusseiserne Beetbegrenzungen, skandinavische Vogelhäuschen und Hollywoodschaukeln, Solarlampen und Blumenkübel aus Eichenholz -, das wusste ich schon vor meinem Studium. Üblicherweise denken wir bei "Gartenkultur" an große Gartengestalter oder wundervolle Garten- und Parkanlagen, die meist in vergangene Zeitepochen zurückreichen: an Peter Joseph Lenne und seine Werke wie den Park von Sanssouci in Potsdam, die Pfaueninsel oder den Tiergarten in Berlin, an Fürst Hermann von Pückler-Muskau